Hamburg. Active-City-Botschafter Patrick Esume übergab vor den Weltspielen 5000 Euro – doch die Hamburger Organisation benötigt noch mehr.
Als Patrick Esume am 25. April auf der Hamburger Sportgala für sein soziales Engagement mit dem Active-City-Preis bedacht wurde, wusste der American-Football-Experte noch nicht, wem er das Preisgeld von 5000 Euro zur Verfügung stellen sollte.
Nur, dass Sportlerinnen und Sportler mit geistiger oder körperlicher Behinderung davon profitieren sollten, war Esume wichtig. Am Ende waren es nur wenige Minuten, bis der Commissioner der European League of Football in der Hamburger Handelskammer auf Barbara Grewe traf, die als Präsidentin von Special Olympics Hamburg sofort die Zusage für das Geld bekam.
Special Olympics: 7000 Athletinnen und Athleten in Berlin
Am Dienstagmittag standen Esume und Grewe schließlich gemeinsam am Fuße der Elbphilharmonie, um die Hamburger Athletinnen und Athleten für die Special Olympics World Games in Berlin bei einem Fackellauf zu verabschieden. Rund 7000 Athletinnen und Athleten mit geistiger und mehrfacher Behinderung aus 190 Ländern treten vom 17. bis 25. Juni in 26 Sportarten in der Hauptstadt gegeneinander an. Es ist die größte Multi-Sport-Veranstaltung in Deutschland seit den Olympischen Spielen 1972 in München.
„Der Behindertensport ist noch immer unterrepräsentiert. Also konnte das Geld keinen Besseren treffen als Special Olympics Hamburg. Die können unsere Hamburger Athletinnen und Athleten konkret unterstützen“, sagte Esume, nachdem er den symbolischen Scheck übergeben hatte. Insgesamt besteht die Hamburger Delegation in Berlin aus 13 Sportlerinnen und Sportlern sowie zwei Coaches.
Grewe erhofft sich mehr finanzielle Unterstützung
Abgesehen von Esumes Spende erhofft sich Grewe auch nach den Weltspielen finanzielle Hilfe. „Wir sind ein gemeinnütziger Verein und brauchen immer Unterstützung“, sagte die Hamburger Special-Olympics-Präsidentin. „Wenn wir finanziell weiter gefördert würden, wäre das toll. Jede Minute, die wir jetzt darauf verwenden, Spender und Sponsoren anzusprechen, können wir nicht in unsere eigentliche Arbeit stecken.“
Sportstaatsrat Christoph Holstein (SPD), der ebenfalls zur Verabschiedung der Hamburger Delegation gekommen war, betonte, dass in dieser Woche die erste von fünf inklusiven Bewegungsinseln in Hamburg eröffnet worden sei. „Mit der Active-City-Strategie wollen wir Sport für alle Menschen fördern“, sagte Holstein. „Wir wollen dafür sorgen, dass Sport für alle nicht nur möglich, sondern einfach zu praktizieren ist.“ Eine finanzielle Förderung, die über die Verteilung des Hamburger Sportbundes (HSB) hinausgehe, sei darüber hinaus schwierig zu gestalten.
Holstein will Bewusstsein für Inklusionssport stärken
„Es ist auch nicht primär eine Frage des Geldes. Es geht vielmehr darum, dass man Inklusionssport grundsätzlich sichtbarer macht“, sagte Holstein. „Wir sind der Überzeugung, dass wir in dieser Gesellschaft keine andere Instanz, keinen anderen Wert, keine andere Institution haben, die unterschiedliche Menschen zusammenzubringen und teilhaben lassen als der Sport.“ Das Bewusstsein für die Bedeutung Inklusionssport sei im Vorfeld der Special Olympics World Games bereits merklich gestiegen.
Auch Barbara Grewe hat diese Entwicklung wahrgenommen. „Die Stadt macht schon eine ganze Menge, weil sie mit verschiedenen Aktionen vor allem ein Bewusstsein schafft“, sagt sie. „Das Thema Inklusion hat in Hamburg schon einen hohen Stellenwert. Trotzdem müssen wir als gemeinnütziger Verein die Basisarbeit machen, wofür wir immer finanzielle Unterstützung gebrauchen können.“
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Auf Abendblatt-Nachfrage teilte der HSB am Dienstag mit, dass in Hamburg 33 Vereine mit inklusiven Sportangeboten, wo Menschen mit und ohne Behinderung gemeinsam Sport treiben können, registriert seien. Beim Blick auf die Gesamtzahl der Vereine im Hamburger Sport-Dachverband – insgesamt vereinigt der HSB 805 Clubs – ist diese Zahl überschaubar. Mit anderen Worten: Nur rund vier Prozent der Hamburger Sportvereine sind mit Inklusionsangeboten gelistet.
Sportstaatsrat Holstein erhofft sich von den Weltspielen in Berlin nun einen Schub für den Behindertensport in Hamburg. „Man darf nie zufrieden sein, was inklusive Sportangebote in Hamburg betrifft“, sagt er. „Wir wollen nicht nur dafür sorgen, dass Sport für alle möglich, sondern auch einfach praktizierbar ist.“