Hamburg. Die Kiezkicker können nach dem 2:1-Sieg über Hildesheim nicht mehr in Abstiegsgefahr geraten. Die Amateurkolumne.
„Bennet ist ein Spieler, der an sich glaubt. Ich habe vor dem Spiel in seinen Augen gesehen, wie sehr er auf seinen Einsatz brennt. Ich wusste, ihm können ein paar Minuten reichen, um das Spiel zu entscheiden“, sagte St.-Pauli-II-Trainer Elard Ostermann nach dem nervenaufreibenden 2:1 gegen das nun abgestiegene Team aus Hildesheim.
FC St. Pauli: U23 macht Klassenerhalt perfekt
Letztlich brauchte Winter, eingewechselt in der 74. Minute, genau 16 Minuten, um St. Pauli II von allen Sorgen um den Klassenerhalt in der Regionalliga Nord zu befreien. Schon fünf Minuten vor dem Abpfiff hatte er wuchtig aufs lange Eck gezielt, aber der Hildesheimer Keeper Antonia Brandt parierte sensationell. Bei seinem Siegtreffer versuchte Winter es gar gleich zweimal. Erst wurde sein Schuss geblockt – doch obwohl Abspieloptionen vorhanden waren, donnerte Winter den zweiten Versuch mit Karacho ins lange Eck zum benötigten Sieg für die Rettung.
„Sie können sich überhaupt nicht vorstellen, was diese Mannschaft durchgemacht hat, welcher Druck auf uns allen lastete und was jetzt von unseren Schultern fällt“, sagte Winter danach den Journalisten. Und sein Tor? „Ich habe mit voller Überzeugung draufgehalten. Ich dachte mir ,Jetzt oder nie!‘“, so Winter. „Wir haben uns das so sehr verdient.“ Mit dem FC St. Pauli II freuen sich zudem viele Teams im Hamburger Amateurfußball. Durch den Klassenerhalt besetzen die Kiezkicker keinen Platz in der Oberliga Hamburg, und es gibt in den unteren Klassen je einen Aufsteiger mehr.
HSV II verpasst vorzeitige Meisterschaft
Sechs Spieler des HSV II sanken beim Abpfiff in der 96. Minute im Strafraum des Gegners ausgepumpt zu Boden. Sie blickten ins Leere. Durch ein 0:0 beim BSV Schwarz-Weiß Rehden hatten sie den vorzeitigen Titelgewinn in der Regionalliga Nord verpasst. In einer lange Zeit chancenarmen Partie mutierten die letzten 20 Minuten zum offenen Schlagabtausch. Die Rehdener mussten siegen, um noch die Klasse halten zu können. Der HSV II wollte siegen, um die Meisterschaft zu feiern.
Es ging hin und her – ein Mittelfeld existierte beidseitig nicht mehr. Beide Teams verbuchten hundertprozentige Torchancen, keines traf. Für den HSV II vergab Sturmtalent Tom Sanne die größte Möglichkeit, als er aus elf Metern am überragenden Rehdener Keeper Ole Bahr scheiterte (90.+3).
„Ein Spiel mit so offenem Visier habe ich noch nie erlebt“, sagte HSV-II-Trainer Pit Reimers. „Es war mir ein Genuss, meiner Mannschaft zuzusehen, wie sie die Partie unbedingt auf ihre Seite ziehen wollte.“ Der zweite Matchball zum Titel soll nun daheim gegen Flensburg am letzten Spieltag genutzt werden. Reimers: „18 Teams in der Regionalliga Nord würden gerne mit uns tauschen. Von daher machen wir uns keinen Druck und wollen nun Flensburg schlagen, um die Meisterschaft zu holen.“
Jan Lüneburg bei Norderstedt verabschiedet
Eine ungewöhnliche Ehre wurde Eintracht Norderstedts Angreifer Jan Lüneburg in seinem letzten Auswärtsspiel im hochklassigen Amateurfußball beim SC Weiche Flensburg 08 zuteil. Der im Sommer zum Bezirksligisten SV Lieth wechselnde 32 Jahre alte Rekordtorjäger der Garstedter – er erzielte 120 Pflichtspieltreffer in zehn Spielzeiten für die Eintracht – wurde von den Flensburger Verantwortlichen in die Verabschiedung der eigenen Spieler einbezogen. „Lüne“, der in zehn Jahren in 19 Duellen gegen die Flensburger in der Regionalliga Nord 15 Einsätze verbuchte und vier Treffer erzielte, erhielt neben warmen Worten auch einen Blumenstrauß, den er sichtlich gerührt zur Seitenlinie brachte.
Das Spiel selbst endete durch Treffer von Marcel Cornils für Weiche (43.) und Jonas Behounek (48.) für die Eintracht mit 1:1. Die Norderstedter waren bereits vor dem Anpfiff durch die Ergebnisse vom Vortag gerettet und bleiben in der Regionalliga Nord. Eintrachts Sponsorenbetreuer Eddy Münch war nach dem Abpfiff immer noch beeindruckt von der Geste der Flensburger. „Chapeau, Weiche Flensburg! Einen Blumenstrauß vom Gegner kriegt man nicht alle Tage“, lobte Münch.
Teutonia feiert ersten Sieg unter Krohn
Einen Pflichtsieg in der Regionalliga Nord gegen das abgeschlagene Tabellenschlusslicht Kickers Emden holte der FC Teutonia 05. Interimstrainer Richard Krohn durfte beim 4:1 seinen ersten Erfolg als Chef feiern. Dieser sicherte gleichzeitig den vierten Rang in der Endabrechnung der Regionalliga Nord. Besonders gut drauf in den 90 Minuten: der erst 20 Jahre alte Mohamed Abd El Aal Ali. Er glänzte mit einem Tor und zwei Assists. „Wir wollten ihn nach seiner überragenden Trainingswoche heute mal reinwerfen. Er hat unsere Entscheidung bestätigt. Das gönne ich ihm“, sagte Krohn.
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Ein Torfestival zum Saisonausklang lieferten sich in der Regionalliga Nord der Frauen der abgestiegene Eimsbütteler TV und der FC St. Pauli. Nach 31 Minuten stand es 4:0, die Gäste glichen nach 74 Minuten jedoch zum 4:4 aus. Beim Spielstand von 5:5 folgte in der 92. Minute dann eine unvergessliche Szene für die 300 Fans auf dem Walter-Wächter-Platz.
Spektakel beim Eimsbüteler TV
St. Pauli vergab den Siegtreffer, weil vier ETV-Spielerinnen kurz vor der Torlinie gemeinsam klärten. Im Gegenzug traf ETV-Stürmerin Hannah Paulini zum umjubelten 6:5-Erfolg. „Wir wollten den Leuten zum Abschluss was bieten“, scherzte ETV-Trainer Dennis Tralau nach der Partie. „Es sollte heute keinem langweilig werden.“