Hamburg. Während es bei Freizeitpferden kaum Grenzen bei der Benennung gibt, ist das Vorgehen in der Zucht streng reglementiert.
Der Name Greenpeace für das dunkelbraune Fohlen wurde nach Einspruch der Umweltorganisation abgelehnt. Auch Ecstasy, Sockenschuss und Knallfurz fanden keine Aufnahme ins Verbandsregister. Sonst geht fast alles. Während es bei privaten Freizeitpferden keine Grenzen gibt, ist das Vorgehen in der Zucht strikt reglementiert.
Traditionell richten sich die Namen der Nachkommen nach den Anfangsbuchstaben der Elternpferde. Turnieransager fürchten Teilnehmer wie Wilky May, Weihhaiwej oder Disecke ob der problematischen Aussprache. Zur Gaudi des Publikums wurden Ross und Reiter im letzteren Fall oft als „Die Säcke“ vernommen.
„Züchter und Besitzer pflegen bei der Namensvergabe ihre Fantasie auszuleben“, weiß Hamburgs Springreitlegende Achaz von Buchwaldt. Hin und wieder machen Wünsche, Hoffnungen und Träume große Sprünge. So wie beim achtjährigen Wallach mit dem ulkigen Namen Knuffi Nu. „Der sieht ja knuffig aus“, befand von Buchwaldts damals sechsjährige Enkelin Nuria beim Anblick des quicklebendigen Fohlens.
Von Buchwaldt siegte 1996 mit Lausbub
Achaz von Buchwaldt ist von Kindesbeinen an mit urigen Pferdenamen vertraut. Sein Vater war Landwirt, und Vierbeiner gehörten dazu. Natürlich. 1982 siegte Achaz von Buchwaldt mit Wendy im Deutschen Springderby. 1996 saß er beim zweiten Triumph im Sattel von Lausbub. Der Züchter hatte ihn so genannt, weil er als Fohlen ein kleiner Frecher war.
Auch eine Stute namens Seute Deern oder der Feine Kerl wagten bei Turnieren erhebliche Sprünge. Bei der Holsteiner Fohlenauktion auf dem Derbyplatz am Himmelfahrtstag waren junge Talente wie Rocket Girl, Cool Million, Zalando Blue, Champagner, Kiss Me oder Million’s Raya zu ersteigern.
Bei den Einträgen ins Zuchtregister gibt es klare Regeln – jedoch keine einheitlichen. Bei Trakehnern ist es Tradition, die Fohlen nach den Anfangsbuchstaben der Mutter zu benennen. Bei Westfalen und Holsteinern liefert in der Regel der Vater die Vorlage. Bei Holsteiner Zuchtstuten richtet sich der erste Buchstabe des Namens nach dem Jahrgang. 2023 ist das „R“ an der Reihe, also zum Beispiel Rosalie, Ronja oder Ramona.
Namen von Mutter und Vater werden verknüpft
Manche Züchter und Pferdebesitzer freuen sich an eigenen Namensschöpfungen, die über Pferdegenerationen zur Tradition werden. Im Gestüt des Olympiasiegers, mehrfachen Champions und Pferdekaufmanns Paul Schockemöhle gehörte es zum guten Ton, bei Neugeborenen die Namen der Mutter und des Vaters zu verknüpfen.
So zeugte der Hengst Chacco Blue Nachkommen wie Chac Balou oder Chalou. Kenner wissen mithin sofort, was Sache ist. Nach ähnlichem Muster verfuhr Achaz von Buchwaldt. Aus der Verbindung des Zuchtstalls Witt in Friedrichskoog und dem Vater Landmeister erwuchs das Fohlen Landwitt.
Anhand der abgeschlossenen Versicherungen veröffentlichte das Vergleichsportal Check 24 im Dezember vergangenen Jahres eine Hitliste der gebräuchlichsten Pferdenamen. Demnach sind Luna, Max, Sunny und Lucky aktuell besonders angesagt. Andere favorisieren fantasievolle Kreationen wie Nebelschweif, Feuerherz, Chilli Pepper, Waldmeister oder Lady Gaga.
Max ist der beliebteste Pferdename
Wer auf Charakter und edle Erscheinung verweisen will, entscheidet sich für Aischa, Aurora, Victoria, Baron und Diamant. Die Besitzer von Kleiner Onkel und Fruchtzwerg hatten dagegen wohl eine andere Bedeutung im Sinn.
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In politisch entspannten Zeiten wurden Namen wie Putin oder Kanonenkugel gewählt. Sogar Namen wie Kokain und So is et fanden im Register offizielle Berücksichtigung. Bei einer Zählung vor ein paar Jahren wurden 130.000 eingetragene Pferde gelistet. Damals betrug die Gebühr für eine Aufnahme 150 Euro. Bekannt ist zudem die absolute Nummer eins der Ponynamen. Max ist unschlagbar. Dieser Name ist fast 2000-mal vergeben. Offiziell. Die Dunkelziffer ist weit höher.
Firmen nutzen Pferde, um ihrer Werbung Beine zu machen. Häufig sind Namen wie Prinzessin, Casanova, Brauner oder Sissi mit dem Titel eines Unternehmens kombiniert. Wobei Jägermeister nicht unbedingt einen Bezug zur Schnapsbrennerei haben muss. Wie die offizielle Datei dokumentiert. Und wahrscheinlich hat der stolze Hengst Apple weniger etwas mit dem Technologieriesen zu tun als mit einem Pferdeapfel.