Hamburg. 80 Gäste, keine Fans, dennoch gute Laune und sogar Sport – Spring- und Dressurderby feierte Geistergeburtstag.

„Wochenend und Sonnenschein“, intoniert von den großartigen Comedian Harmonists, tönte aus dem Lautsprecher, und weil tatsächlich die Sonne durch die Wolken brach, schien der Abschluss der Feierlichkeiten zum 100. Geburtstag des Deutschen Spring- und Dressurderbys am Sonntagnachmittag perfekt zu gelingen.

Emma Kanerva, 2018 Siegerin des wichtigsten nationalen Dressursportereignisses, und dessen Koordinator Rainer Schwiebert hatten mit einem Pas de Deux im Derbypark Klein Flottbek den Schlusspunkt setzen wollen. Doch Schwieberts Pferd Helenenhof’s Kaisertanz war mit der Choreografie nicht ganz einverstanden, brach für einen kurzen Moment seitlich aus und bescherte der Party damit einen kleinen Schönheitsfehler.

Dieser jedoch war nicht nur verzeihlich, sondern sogar sympathisch, schließlich hätte eine perfekte Feier nicht zum tristen Umfeld gepasst, in dem sie stattfand. Wo am Derbysonntag 25.000 Fans erwartungsfroh die Tribünen bevölkert hätten, herrschte eine Leere, die auch die Geburtstagsgäste bedrückte, die Derbychef Volker Wulff und der zwei Stunden lang live übertragende Internetsender ClipMyHorse.tv geladen hatten und die mit Vierländer Ente, Garnelen und Lachs-Kartoffelpuffer aus der Küche des Landhauses Scherrer verwöhnt wurden.

„Ein Geisterderby können wir uns nicht leisten“

„Natürlich wäre ich lieber auf dem Pferd unterwegs und hätte die Fans in meinem Rücken“, sagte Janne Friederike Meyer-Zimmermann. Hamburgs beste Springreiterin erläuterte den ClipMyHorse-Nutzern den Derbyparcours, auf dem sich die letztjährige Derbydritte Sandra Auffarth (Ganderkesee) mit ihrem Nachwuchspferd Steve unter Anleitung Achaz von Buchwaldts am Großen Wall versuchte – und dabei mehr Mühe damit hatte, Steve zum Aufritt zu bewegen, als den Absprung vom tückischsten Derby-Hindernis zu wagen.

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Der zweimalige Derbysieger von Buchwaldt hatte die Blicke der rund 80 Geburtstagsgäste, die in gebührendem Abstand und mit extra angefertigten Derbymasken das Geschehen vor Ort verfolgten, auf sich gezogen, als er stilsicher in einem Mercedes 170 S mit dem Baujahr 1950 am Wall vorfuhr. Aber auch Wulff und Kaffeekönig Albert Darboven als Titelsponsor des Springderbys hatten sich mit Cut und Zylinder den Feierlichkeiten angemessen in Schale geworfen.

„Uns war wichtig, dass wir trotz der Umstände den Geburtstag nicht einfach ignorieren“, sagte Wulff. Sollte es noch 2020 einen Ersatztermin geben, „dann feiern wir eben zweimal, sonst holen wir es im nächsten Jahr nach.“ Klar ist, dass es eine abgespeckte Version nicht geben wird. „Ein Geisterderby können wir uns nicht leisten“, sagte Wulff. Ein Geistergeburtstag genügt ja auch.