Hamburg. Hockey-Nationalspieler will mit seinen Idolen Mats und Tom Grambusch auflaufen, aber vorher mit dem Uhlenhorster HC Meister werden.
Er hätte durchaus Grund zur Sorge gehabt, als die Hockey-Bundesliga vor dem Start der Rückrunde Ende vergangenen Monats ihre Schiedsrichter anwies, Reklamieren und sonstige verbale Ausfälle deutlich härter zu ahnden. Schließlich gilt Michel Struthoff als für sein loses Mundwerk berüchtigt.
„Es stimmt, dass ich mich da in einer gewissen Schublade befinde. Aber ich bin schon deutlich ruhiger geworden und habe auf diesem Gebiet einiges gelernt“, sagt der Offensivspieler des Uhlenhorster HC, der an diesem Mittwoch 20 Jahre alt wird.
UHC empfängt HTHC zum Stadtderby
Wie weit sein Reifeprozess fortgeschritten ist, wird sich wahrscheinlich schon am Sonnabend (15 Uhr, Wesselblek) zeigen, wenn der UHC als Zweiter der Staffel A den mit zwei Punkten Rückstand viertplatzierten Harvestehuder THC zum Stadtderby empfängt. Hitzig wird es hergehen, schließlich brauchen die beiden Lokalrivalen im Kampf um die Viertelfinalqualifikation jeden Punkt.
Und wo es hitzig zugeht, ist Michel Struthoff meist nicht weit. Den Youngster allerdings auf seine Emotionalität zu reduzieren, griffe deutlich zu kurz, vielmehr gilt er als eines der größten Hockeytalente Deutschlands. Als der deutsche Feldmeister Rot-Weiß Köln Struthoff im Januar als Zugang für die Saison 2023/24 vermeldete, nannte der Branchenprimus den Hamburger „unseren absoluten Wunschspieler“.
So etwas adelt, und eine gewisse Portion Stolz kann – und will – Michel Struthoff nicht verbergen. Andererseits wolle er sich von derlei Vorschusslorbeeren nicht den Kopf verdrehen lassen. „Ich weiß, dass ich in Köln hart werde arbeiten müssen, um die Erwartungen zu erfüllen. Aber ich freue mich riesig darauf und sehe es als große Chance“, sagt er.
Grambusch-Brüder waren Struthoffs Jugendtrainer
Neben der sportlichen Herausforderung und der finanziellen Absicherung sei ein dritter Grund für den Wechsel, dass er mit seinen Idolen Mats (30) und Tom Grambusch (27) zusammenspielen könne. Die Nationalspieler entstammen wie Struthoff dem Gladbacher HTC, waren Jugendtrainer des gebürtigen Hamburgers, der mit eineinhalb Jahren in die Heimat seiner Mutter zog und 2018 in die UHC-Jugend wechselte.
Allzu viel wolle er aktuell nicht über seinen nächsten Karriereschritt sprechen, da für ihn derzeit nur der UHC zähle. „Ich habe hier als 17-Jähriger die Chance bekommen, in der Bundesliga zu spielen. Ich habe in den vergangenen Jahren unheimlich viel gelernt und bin dem Verein dafür sehr dankbar“, sagt er.
Auch wenn er nicht nur Schiedsrichtern, sondern auch erfahrenen Mitspielern gern Widerworte gibt, habe er insbesondere von UHC-Führungskräften wie Benedikt Schwarzhaupt und Hannes Müller viel Unterstützung erfahren. „Ich habe versucht, so viel wie möglich anzunehmen von dem, was sie mir gesagt haben. Sie waren und sind sehr wichtig für meine Entwicklung“, sagt er.
Struthoff ist ein Bewegungstalent
Das Emotionale ist für Michel Struthoffs Spiel ebenso unerlässlich wie das Naturtalent, mit dem er schwierige Bewegungsabläufe federleicht aussehen lässt. „An meinem Spiel ist nichts geplant, alles passiert intuitiv“, sagt er, „ich habe das Glück, dass ich von meinen Eltern nur die positiven Dinge geerbt habe.“
Beide spielten in der Bundesliga, die Mutter war herausragende Technikerin, der Vater schnell und athletisch. „Was mir fehlt, ist körperliche Robustheit, deshalb spiele ich auch ungern im Schusskreis, sondern bin lieber derjenige, der im Mittelfeld Torchancen kreiert“, sagt er.
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Vor der WM in Indien war Struthoff aus dem A-Kader gestrichen worden – und musste aus Deutschland mitansehen, wie die deutschen Herren Ende Januar Weltmeister wurden. „Ich habe mich riesig für die Jungs gefreut, gleichzeitig hat es mich total genervt, dass ich nicht selbst dabei war“, sagt er, „umso größer ist jetzt meine Motivation, es wieder ins Nationalteam zu schaffen.“
Olympia 2024 ist sein wichtigstes Ziel
Olympia 2024 in Paris steht über allem, dafür beginnt der Absolvent der Eliteschule des Sports am Alten Teichweg, der im Januar in die Sportfördergruppe der Bundeswehr einzutreten hofft, sein Media- und Marketingmanagement-Studium in Köln erst im Herbst 2024.
Die Heim-EM im August in Mönchengladbach soll sein Jahreshöhepunkt werden – sofern nicht Anfang Juni bei der Endrunde in Mannheim der Meistercoup mit dem UHC gelingt. Als Meister nach Köln – mehr ginge nicht für Michel Struthoff.