Hamburg. Der Hamburger Schwergewichts-Boxprofi gibt am Sonnabend in London sein Comeback und will den Spaß an seinem Sport wiederfinden.
„Mehr als die Vergangenheit interessiert mich die Zukunft, denn in ihr gedenke ich zu leben.“ Albert Einstein wird dieses Zitat zugeschrieben, und obwohl Peter Kadiru in den vergangenen Wochen nach einem ähnlichen Grundsatz handelte, darf den Blick in die Vergangenheit des Hamburger Schwergewichts-Boxprofis nicht unterlassen, wer an der Zukunft des 25-Jährigen interessiert ist.
An diesem Sonnabend steigt der in Altona geborene Jugendolympiasieger von 2014 zu seinem 16. Profikampf in den Ring. Auch wenn er als Profi bereits deutscher Meister ist und Jugendweltmeister war, ist das anstehende Duell mit dem in Deutschland lebenden Mazedonier Alen Lauriolle (34) das wohl wichtigste seiner bisherigen Karriere.
Anfang November war Kadiru auf der Premierenveranstaltung seines neuen Hamburger Promoters P2M gegen den Argentinier Marcos Aumada in Runde eins schwer k. o. gegangen. Nun steht das Comeback an, und wer um die Bedeutung der Psyche im Profisport weiß, der kann ermessen, welche Bedeutung der Ringrückkehr zukommt.
Erste Niederlage hat am Ego gekratzt
„Der K. o. war natürlich ein riesiger Schock für mich“, sagt Peter Kadiru im Abendblatt-Gespräch, seinem ersten Interview seit der ersten Niederlage seiner Profilaufbahn. „Das hat ziemlich an meinem Ego gekratzt. Ich hatte mich unbesiegbar gefühlt, war an dem Abend einfach nicht konzentriert genug und habe dafür die Quittung bekommen.“ Zwei Wochen zog er sich nach dem niederschmetternden Erlebnis komplett zurück, „ich brauchte einfach Ruhe, um das Ganze zu verarbeiten“, sagt er.
Um diesen Verarbeitungsprozess umfassend anzugehen, holte er sich professionelle Hilfe eines Mentaltrainers. „Das war das erste Mal in meinem Leben, dass ich mit einem Psychologen gearbeitet habe, und es hat mir sehr geholfen, ebenso wie die Unterstützung meines Teams, meiner Familie und meiner engen Freunde, die mir immer den Rücken gestärkt haben.“
Manager Bönte hält London für passend
Nun, knapp fünf Monate später, sieht sich der 1,94 Meter große Normalausleger gerüstet für neue Aufgaben. Dass sein Comeback nicht in Hamburg stattfindet, sondern in der Londoner O2-Arena, sieht er mit gemischten Gefühlen. „Ich liebe es, in Hamburg zu boxen, weil da meine Fans sind. Aber ich habe auch immer davon geträumt, auf einer großen Veranstaltung im Ausland zu kämpfen, deshalb freue ich mich riesig drauf“, sagt er.
Sein Manager Bernd Bönte glaubt, dass die Entscheidung für London aus zweierlei Gründen richtig ist. „Zum einen kann er dort freier boxen als in Hamburg, wo er im Mittelpunkt stünde. Zum anderen konnte er sich über viele Wochen komplett aufs Boxen fokussieren, was ihm sehr gutgetan hat“, sagt er.
Möglich wurde der Auftritt in England, weil Kadiru im Vorprogramm des Kampfes von Ex-Schwergewichtsweltmeister Anthony Joshua (33/England) gegen Jermaine Franklin (29/USA) antritt. DAZN überträgt live und zeigt eine Aufzeichnung von Kadirus Kampf, der für 17 Uhr MEZ angesetzt ist.
Sieben Wochen Sparringspartner von Joshua
Sieben Wochen lang durfte der Hamburger den Briten Joshua in dessen Trainingscamp in Dallas (USA) in der Vorbereitung als Sparringspartner unterstützen, auch nach der Rückkehr nach London vorvergangene Woche blieb er als Trainingsgefährte im Team. „Es ist eine große Ehre, dass ich so lange mit AJ arbeiten darf. Ich lerne wahnsinnig viel, nicht nur sportlich, sondern auch als Mensch“, sagt er.
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Cheftrainer Christian Morales, der eine Woche in Dallas war und seit Sonntag in London ist, sagt: „Peter macht einen sehr stabilen Eindruck. Ich bin sehr gespannt, wie er die Niederlage weggesteckt hat, habe aber ein sehr gutes Gefühl.“
Dieses versucht Peter Kadiru am Sonnabend auch zurückzugewinnen, ebenso wie die Sicherheit im Ring. „Ich will wieder Spaß am Boxen haben und umsetzen, was ich kann. Dann wird es schnell wieder in die richtige Richtung gehen“, sagt er.