Lüneburg. SVG Lüneburg startet in die Play-offs. Nach Vorrundeplatz zwei steigen die Erwartungen. Für den Topstar ist es die letzte Saison.
An diesem Sonnabend (17.30 Uhr) ist in der LKH Arena an der Lüner Rennbahn wieder für mindestens zwei Stunden Party angesagt. Die Spielgemeinschaft Volleyball Gellersen (SVG) Lüneburg schlägt zum Auftakt des Play-off-Viertelfinales um die deutsche Meisterschaft gegen die Brandenburger Netzhoppers Königs Wusterhausen-Bestensee auf. In der 75.000-Einwohnerstadt an der Ilmenau ist es das Topereignis des Wochenendes – und momentan das Stadtgespräch.
Im neunten Jahr ihrer Bundesligazugehörigkeit starten die Lüneburger erstmals mit einem Heimspiel in die K.-o.-Runden. Hinter Meister Berlin Recycling Volleys hatten sie zum ersten Mal die Punktspiele als Tabellenzweiter abgeschlossen. Entsprechend hoch sind Erwartungen und Hoffnungen der erheblich größer gewordenen Fangemeinde an die kommenden Ausscheidungsspiele. „Das Abschneiden in der Vorrunde ist schon ein Resultat, auf das wir alle ein klein bisschen stolz sein können. Jetzt fängt aber alles wieder von vorne an“, mahnt Cheftrainer Stefan Hübner (47), der seinen Vertrag gerade um fünf Jahre bis Mitte 2028 verlängert hat.
Volleyball: Lüneburg ist stolz auf die Saison
Der langjährige Kapitän der deutschen Nationalmannschaft steht seit dem Erstliga-Aufstieg 2014 bei den Lüneburgern an der Seitenlinie. Manager Andreas Bahlburg (63) ist noch länger dabei, er war der Erste, der schon vor 15 Jahren die Vision Bundesliga verfolgte. Der jetzige Sportchef und Co-Trainer Bernd Schlesinger (64) rettete die Mannschaft 2011 vor dem Abstieg aus der 2. Bundesliga Nord. Drei Jahre später holte er Hübner nach Lüneburg.
Der damalige Cheftrainer Michael Merten hatte den Verein nach dem Aufstieg verlassen, weil er unter den herrschenden Rahmenbedingungen, zu kleine Spielhalle in Reppenstedt (800 Zuschauer), zu geringer Etat (320.000 Euro), keine Perspektive sah, das Team in der Bundesliga zu etablieren. Heute betreut Merten (54) die deutschen Sitzvolleyballer.
Halle war bereits viermal ausverkauft
Bahlburg, Schlesinger und Hübner glaubten trotz aller Widrigkeiten und zwischenzeitlichen Rückschlägen an den Erfolg, und die Entwicklung gibt ihnen recht. In den vergangenen drei Monaten füllten die Lüneburger Volleyballer die neue, schmucke LKH Arena mit 3250 Zuschauenden viermal bis auf den letzten Platz. Für den Play-off-Start waren am Donnerstagabend bereits 2300 Karten verkauft. Den Schnitt von 2000 Besucherinnen und Besuchern, kalkuliert hatte die SVG vor der Saison mit 1500, übertrifft in der Bundesliga nur Meister Berlin mit 4900 Zuschauenden.
Geduld sei in den vergangenen neun Jahren die wichtigste Tugend gewesen, sagt Bahlburg: „Wir haben immer den Blick nach vorn gerichtet, unsere Linie verfolgt, uns nie von äußeren Einflüssen treiben lassen, sei es von der Politik, den Fans oder anderen wohlmeinenden Personen aus dem Umfeld.“
Die Spiele der Lüneburger Volleyballer sind längst mehr als reine Sportveranstaltungen, „bei uns herrscht eine Stimmung wie bei Popkonzerten“, sagt Schlesinger. Das lockt viele neue (Event-)Fans an, auch aus anderen Sportarten. Der Einzugsbereich reicht im Osten bis nach Schwerin, im Westen bis nach Bremen, im Süden bis nach Hannover. In Hamburg, der sportlichen Heimat Hübners (Eimsbütteler TV, 1. SC Norderstedt) und Schlesingers (1. VC Hamburg, 1. SC Norderstedt), sieht Bahlburg noch Potenzial.
Etat soll nächste Saison eine Million Euro übersteigen
Der Etat beträgt in dieser Spielzeit fast eine Million Euro und soll in der nächsten Saison diese Marke überschreiten. Meister Berlin kalkuliert mit etwa der dreifachen Summe. Die VIP-Räume mit Blick aufs Spielfeld sind mit 180 bis 200 Gästen stets gut besucht, die Volleyballspiele werden zu regionalen Wirtschaftsgipfeln genutzt. Potenzielle Sponsoren treten inzwischen von sich aus an den Verein ran. „Wir haben jetzt auf allen Ebenen das erreicht, was wir uns vor neun Jahren vorgenommen hatten. Damals hatten uns nur wenige zugetraut, dass wir dies schaffen könnten“, sagt Bahlburg. Die Entwicklung zu verstetigen, sei nun das nächste Ziel.
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Die Konkurrenz blickt mit Respekt auf die Lüneburger. „Hier wird seit Jahren hervorragende Arbeit geleistet. Stefan Hübner hat es immer wieder verstanden, aus zuvor wenig bekannten Spielern ein Topteam zu formen“, sagt Berlins Kult-Manager Kaweh Niroomand (70). Die nächsten Schritte hingen jedoch nicht mehr allein vom Verein ab. „Wenn erst mal der sportliche Erfolg da ist, die neue Halle steht, kommst du bei Sponsoren, Fans und Fernsehen nur weiter, wenn sich auch die Liga positiv entwickelt. Und daran arbeiten wir gerade alle gemeinsam.“
Cheftrainer Hübner erlaubt Titelträume
Die Siege der SVG, im CEV-Europapokal erstmals Viertelfinalist, haben ihren Preis. Die Spieler empfehlen sich für höher dotierte Verträge bei besser situierten Clubs im In- und Ausland, nach zwei Jahren personeller Kontinuität müssen die Lüneburger für die neue Saison ein Großteil des Teams ersetzen, weil Leistungsträger wie US-Topscorer Jordan Ewert wohl nicht mehr zu halten sind. Hübner hat diese Herausforderung mit seinem internationalen Netzwerk bisher immer gemeistert. Die neue Mannschaft hat er bereits zusammengestellt, „das wird wieder eine gute Truppe“, sagt er. Sportchef Schlesinger träumt derweil vom ersten Titel. „Das ist erlaubt“, sagt Hübner, „wer vorankommen will, muss groß denken.“
Play-off-Viertelfinale (best of 3): Berlin Recycling Volleys – TSV Haching München, SVG Lüneburg – Netzhoppers Königs Wusterhausen-Bestensee, VfB Friedrichshafen – Grizzlys Giesen, Powervolleys Düren – Volleys Herrsching. Spontent, ein Kanal auf der Streaming-Plattform Twitch, überträgt alle Spiele live. Termine: 25./26. März, 1./2. April.