Hamburg. Die 22-Jährige hat sich beim Zweitligisten zur Leistungsträgerin entwickelt. An diesem Wochenende hofft sie auf zwei Siege.

Ines Laube wurde sehr deutlich. „Svea ist die Einzige, die sich derzeit richtig wehrt“, sagte die Cheftrainerin der Zweitliga-Volleyballerinnen des Eimsbütteler TV nach der 1:3-Heimpleite gegen den VfL Oythe am vorvergangenen Sonnabend über ihre zu Recht zur wertvollsten Spielerin gewählte Außenangreiferin Svea Frobel. Die sitzt zehn Tage später im Gespräch mit dem Abendblatt vor einem großen Becher Latte macchiato und muss lächeln, als sie die Aussage ihrer Übungsleiterin hört. Selbstverständlich würde die 22-Jährige nicht von sich aus derlei Einschätzungen äußern. Aber weil man seiner Trainerin nicht widerspricht, sagt sie: „Ich versuche immer, die anderen mit meinem Spiel mitzureißen.“

Warum das mehr als notwendig ist, verdeutlicht ein Blick auf die Tabelle. Mit 14 Punkten stehen die Hamburgerinnen auf Rang elf, was ein Abstiegsplatz wäre – wenn der Abstieg in dieser Saison nicht ausgesetzt wäre, weil zur Serie 2023/24 die neue Zweite Liga Pro zwischen Bundesliga und Unterhaus eingeführt wird. Dafür hat der ETV gemeldet, die sportliche Qualifikation ist dabei nicht an einen Tabellenrang geknüpft.

ETV: Svea Frobel hat sich zu einer Kämpferin entwickelt

Wenn das Team also nicht absteigen kann, dann sind Niederlagen doch egal, könnte man nun meinen. Doch da geht Svea Frobel nicht mit. „Zum einen wäre es mental schwierig, in eine höhere Liga zu gehen, wenn wir ohne diesen Sonderfall in die Dritte Liga abgestiegen wären. Zum anderen brauchen wir Sponsoren für die kommende Saison, und die überzeugt man am besten mit Erfolgen.“

Aus diesen Worten spricht die Kämpferin, zu der sich Svea Frobel entwickelt hat. „Ich bin lauter geworden auf dem Feld, versuche in jeder Szene Positivität auszustrahlen. Ich habe diese Stärke erst in dieser Saison ausgebildet und bin froh, dass das momentan ganz gut funktioniert“, sagt die aus Ashausen stammende Athletin, die einen interessanten Weg gefunden hat, Fehler abzuhaken. Nach jedem verschlagenen Ball tritt sie über die Seitenlinie ins Aus, „um das Negative außerhalb zu lassen“. Eine weitere Marotte ist, dass sie sich vor jeder Partie von Zuspielerin Zoe Konjer einen Zopf flechten lässt. „Ohne den geht es nicht“, sagt sie.

Mitten in der Pandemie mit einem Volleyball-Stipendium in die USA

Um zu werden, was sie heute ist, ist die BWL-Studentin, die bei der HanseMerkur Versicherungsgruppe als Werkstudentin im Webseitendesign arbeitet, keinen geraden Weg gegangen. Bis zum 15. Lebensjahr spielte sie parallel zum Volleyball auch Fußball, brachte es dort bis in die Niedersachsenauswahl. Doch ihre Körperlänge von 1,85 Metern trug entscheidend dazu bei, dass sie den Schritt vom TSV Stelle nach Hamburg zum damaligen Drittligisten ETV ging. 2018/19 schlug sie für VT Hamburg in der Zweiten Liga auf, wechselte nach dem Abstieg aber zu Grün-Weiß Eimsbüttel und dann, mitten in der Corona-Zeit, mit einem Volleyball-Stipendium an die Universität von Daytona Beach im US-Bundesstaat Florida.

„Diese Zeit hat mich sehr geprägt, ich bin dort erwachsen geworden, weil ich das erste Mal komplett auf mich allein gestellt war“, sagt sie. Seit Februar 2022 lebt sie in einer Studentinnen-WG in Eimsbüttel, im Sommer vergangenen Jahres kehrte sie zum ETV zurück und ist dort nun eine der Leistungsträgerinnen. Und das auf ihrer Lieblingsposition auf außen, obwohl sie zunächst als Diagonalangreiferin eingeplant war. „Aber wahrscheinlich war das der Moment, der meinen Kampfgeist geweckt hat,. Ich wollte unbedingt Außenangriff spielen und tue seitdem alles, um dem Team dort zu helfen“, sagt sie.

Svea Frobel will mit dem ETV langfristig in die Bundesliga

An diesem Wochenende ist ihre Hilfe gleich doppelt gefragt. Zunächst geht es am Sonnabend (15 Uhr) gegen Tabellenschlusslicht VCO Berlin, einen Tag darauf kommt um 16 Uhr der Tabellenvierte BBSC Berlin in die Sporthalle Hoheluft am Lokstedter Steindamm. „Ich bin mir sicher, dass wir beide Spiele gewinnen können und mindestens eins gewinnen werden“, sagt Svea Frobel, die sich bereits auf die neue Liga freut. „Ich finde es sehr wichtig, dass wir am Standort Hamburg diese Chance nutzen. Langfristig können wir so den Weg in die Bundesliga ebnen.“

Ein weiter Weg ist das, dessen sind sich alle bewusst. Aber mit dem Willen, den die neue Führungsspielerin ausstrahlt, könnte er zu bewältigen sein.