Hamburg. Die Rollstuhlbasketballer schweben in akuter Abstiegsgefahr. Saisonende für Spielertrainer Ahmadi nach Sehnenriss

Als die Spieler der BG Baskets am vergangenen Sonntag nach Spielende mit ihren Fans und Familienmitgliedern abklatschten und den ersten Saisonsieg feierten, war Spielertrainer Alireza Ahmadi schon auf dem Weg ins Krankenhaus. Praktisch bei der letzten Aktion beim 80:52-Sieg gegen den punktlosen Aufsteiger Hot Rolling Bears Essen hatte sich der Iraner verletzt. Die bittere Diagnose am Dienstag ergab einen Sehnenriss in der Schulter und bedeutet das Saison-Aus für den 46-Jährigen.

Saison der BG Baskets von Verletzungen und Niederlagen geprägt

Diese Nachricht passt zu einer Saison, die von Misserfolgen und Verletzungen geprägt ist und in der das Rollstuhlbasketball-Team des HSV in höchster Abstiegsgefahr schwebt. „Sehr bedrohlich“ sei die Lage, sagt Nationalspielerin Anne Patzwald. Zwei Mannschaften steigen schließlich aus der Zehner-Bundesliga ab, mit zwei Punkten beträgt der Abstand auf den Achten Köln drei Zähler. Teams, mit denen die BG Baskets in den vorigen Jahren auf Augenhöhe waren, scheinen enteilt. „Es ist extrem auffällig, wie viele Ausfälle wir hatten“, sagt Teamkoordinator David Schulze, „wir haben praktisch nie so spielen können wie bei der Kaderplanung vorgesehen.“

Prominentes Beispiel ist Nationalmannschaftskapitänin Mareike Miller (32), die seit einer schweren Schulterverletzung nach einem Sturz im Oktober nicht spielen kann und gerade erst mit dem Rehatraining begonnen hat. „Ich kann frühestens im Februar wieder einsteigen“, sagt sie, „mein Ziel ist es, spätestens bis zum Auswahlcamp der Nationalmannschaft zu Ostern wieder fit zu sein.“

Im Juni steht schließlich in Dubai (Vereinigte Arabische Emirate) die WM an, an der auch BG-Baskets-Kapitänin Maya Lindholm (32) und Patz­wald (32) teilnehmen wollen. Letztere bestritt wegen einer schweren Erkrankung in dieser Saison bislang ebenfalls nur drei Spiele. Auch Ex-Nationalspieler Kai Möller fehlte in der kompletten Hinserie. Weitere Ausfälle kamen hinzu. „Wenn wir vollständig gewesen wären, hätten wir sportlich eine andere Situation“, ist Schulze überzeugt.

Klassenerhalt der BG Baskets gelang in der Vorsaison kurz vor Saisonende

Schon in der vergangenen Saison lagen die Probleme jedoch ähnlich, da gelang der Klassenerhalt erst kurz vor Saisonschluss. Die BG Baskets sehen sich als „Entwicklungsverein“ für junge Talente, dafür steht auch Co-Trainer Peter Richarz, der Coach der deutschen U-23-Nationalmannschaft. „Wir haben eine sehr junge Mannschaft“, sagt Schulze, „wenn da Leistungsträger wegbrechen, dann wird es schwer für uns.“

Das Konzept Talententwicklung ist aber auch den fehlenden (finanziellen) Möglichkeiten der Hamburger geschuldet. Aktuell spielen sechs Profis bei vier anderen Bundesligisten, die auch schon für den HSV aktiv waren – darunter Topleute wie Mojtaba Kamali (Wiesbaden), noch in der vergangenen Saison bester Punktesammler der Hamburger. „Andere Mannschaften haben sich verstärkt, wir haben Leistungsträger verloren“, beklagt Patzwald.

Das Thema Verletzungen ist eben auch deshalb so relevant, weil die Kadertiefe fehlt. Zehn ungefähr gleich starke Spieler sollten es sein, auch um das Niveau im Training hochzuhalten. Die haben die BG Baskets objektiv nicht. Mit den Trainingsbedingungen sind auch nicht alle Spieler glücklich, die Wilhelmsburger edel-optics.de Arena steht nur selten zur Verfügung, meist wird in Horn geübt, oft nur auf einer Drittelfläche mit anderen Körben als in der Spielhalle im Inselpark.

Abstieg wäre auch schlecht für soziale Projekte

Die BG Baskets engagieren sich bei vielen Inklusionsveranstaltungen in der Stadt. Sie bauen bei Schulkindern mit ihrer Vorbildfunktion Vorurteile und Barrieren im Kopf ab. Ein Abstieg aus der Bundesliga wäre auch für diese sozialen Projekte ganz schlecht. „Für den Kopf und das Selbstvertrauen war der erste Sieg jetzt sehr gut“, sagt Lindholm, „aber es wird sehr schwierig bleiben. Alle anderen Mannschaften sind besser als Essen.“