Hamburg. Lasse Schriever gilt als großes Judotalent. Am Sonnabend kämpft der 19-Jährige erstmals eine DM-Endrunde. Kuriosum um Zwillingsbruder.

Aufregung? Ja, möglicherweise werde die am Sonnabend um kurz vor 11 Uhr aufkommen, sagt Lasse Schriever, aber so richtig arg wird es ihn nicht überrollen. „Ich habe doch nichts zu verlieren. Niemand außer mir selbst erwartet von mir, dass ich meine Kämpfe gewinne. Deshalb gebe ich einfach alles, was ich habe, und dann passt das schon“, sagt er – und hat mit dieser Aussage den Kern dessen umrissen, was ihn zu einem wichtigen Teil des Hamburger Judo-Teams (HJT) macht.

Am Sonnabend um 11 Uhr beginnt für den 19-Jährigen der letzte Tag seiner ersten Bundesligasaison. Im Halbfinale der Final-Four-Endrunde um die deutsche Mannschaftsmeisterschaft trifft der Norderste HJT in der heimischen Sporthalle Wandsbek auf den Südzweiten JC Leipzig, anschließend ermitteln die Sport-Union Annen und der deutsche Rekordmeister und Titelverteidiger TSV Abensberg den zweiten Teilnehmer für das Finale, das am Sonnabend um 15 Uhr geplant ist.

Lasse Schriever besucht Eliteschule des Sports

„Das erste Jahr war ein Mega-Erlebnis, ich bin sehr froh, dabei sein zu können“, sagt Lasse Schriever, der in der Klasse bis 90 Kilogramm bis inklusive der Saison 2023 zur U 21 zählt und deshalb ohne große Erwartungen in seine ersten Duelle mit Erwachsenen gegangen war. „Natürlich musste ich mich umstellen, meine Gegner in der Bundesliga haben viel mehr Erfahrung, mehr Kraft und ausgefeiltere Techniken“, sagt er.

Sein Gegenmittel, sagt der 1,94 Meter große Absolvent der Eliteschule des Sports am Alten Teichweg, sei, seine langen Gliedmaßen zu nutzen, um die Kontrahenten auf Distanz zu halten und „sie damit so zu nerven, dass sie aus ihrem Rhythmus kommen“. Außerdem kann er mit guten Hüfttechniken punkten.

Schrievers Zwillingsbruder ist kleiner und leichter

Was dem angehenden BWL-Studenten in seinem Premierenjahr besonders half, war das familiäre Umfeld, das er im HJT genießt. Nicht nur, dass sein langjähriger Vereinstrainer beim TH Eilbeck, Slavko Tekic, als Cheftrainer des HJT „ganz genau weiß, wie er Einfluss auf mich nehmen kann, weil er mich schon so lange begleitet und unterstützt“, sei wichtig gewesen. Sondern auch, dass sein zweieinhalb Jahre älterer Bruder Yerrick, der seit 2019 am Bundesstützpunkt München lebt und trainiert, im 73-kg-Limit fester Bestandteil des Teams ist, habe geholfen.

Und dann gibt es ja noch den dritten Schriever, Lasses Zwillingsbruder Pit, der kurioserweise zehn Zentimeter kleiner ist und 30 Kilogramm weniger Kampfgewicht auf die Waage bringt. Auch er kämpfte bis zum Sommer in der Bundesliga, gab aber nach dem Abitur dem Studium Vorrang.

Judo: Lasse Schriever will zu Olympia 2024

„Judo ist auch im Privatleben immer Gesprächsthema bei uns“, sagt Lasse Schriever, der noch bei seinen Eltern in Kuddewörde lebt. Natürlich werden die Familie und viele Freunde am Sonnabend in der Halle sein, um das Hamburger Toptalent auf dem Weg zum ersten DM-Titel zu unterstützen. Zusätzlichen Druck mache ihm das nicht, seine Ziele sind ja deutlich höher gesteckt.

Auch wenn er sein Idol Ilias Iliadis – der Grieche gewann als 17-Jähriger 2004 in Athen Olympiagold in der 81-kg-Klasse – alterstechnisch nicht mehr toppen kann: Die Teilnahme an den Sommerspielen 2028 in Los Angeles hat Lasse Schriever fest ins Auge gefasst. Sollte er dort im Halbfinale stehen, dürfte die Aufregung auch ihn überrollen. Bis dahin ist es noch ein harter Weg, aber die ersten Schritte sind geschafft.