Rijeka/Hamburg. Hamburgerin schlägt deutsche Tennisdamen in Kroatien in Front, aber Jule Niemeier verliert zweites Einzel.
Dass Eva Lys keine Lust hatte auf Marschmusik, das wurde schnell deutlich am Freitagnachmittag in Rijeka. Jeder Punkt, den ihre kroatische Gegnerin Petra Martic machte, wurde von Blas- und Schlaginstrumenten musikalisch untermalt. Das Gute war, dass die Pauken und Trompeten kaum zu hören waren. Die 20 Jahre alte Hamburgerin zeigte bei ihrem Debüt für die deutschen Tennisdamen eine solch herausragende Leistung, dass ihre an Position 39 der Weltrangliste 84 Ränge höher geführte und elf Jahre ältere Rivalin ihr nach 82 Spielminuten vollkommen entnervt am Netz zum 6:1, 6:4-Sieg gratulieren musste.
Mit dem in dieser Deutlichkeit unerwarteten Erfolg brachte die in Kiew geborene und mit einem Jahr nach Hamburg gekommene Nachwuchshoffnung die Auswahl von Teamchef Rainer Schüttler im Relegationsduell um den Verbleib in der Weltgruppe des Billie Jean King Cups (vormals Fedcup) mit 1:0 in Führung.
Eva Lys beeindruckte durch Selbstsicherheit bei ihrem Debut im Nationalteam
Lys eröffnete damit Jule Niemeier (23/Nr. 61) die Möglichkeit, die Tür zum Klassenerhalt noch weiter aufzustoßen. Doch die Dortmunderin nutzte diese Chance nicht, verlor in 77 Minuten ebenso überraschend klar mit 3:6, 2:6 gegen die 16 Jahre alte Petra Marcinko (Nr. 194), die in diesem Jahr den Juniorinnentitel bei den Australian Open gewonnen hatte und kurzfristig die verletzte Donna Vekic (26/Nr. 69) ersetzte. „Ich habe nie meinen Rhythmus gefunden“, entschuldigte Niemeier ihre schwache Vorstellung. Beim Stand von 1:1 fällt an diesem Sonnabend die Entscheidung von 14 Uhr an in zwei weiteren Einzeln und einem Doppel, über deren Besetzung die Teamkapitäne bis eine Stunde vor Spielbeginn entscheiden.
Dass Eva Lys einen zweiten Einsatz bestreiten wird, daran dürfte es keinen Zweifel geben. Vor allem die Selbstsicherheit, mit der die Bundesligaspielerin des Club an der Alster bei ihrem Debüt im Nationalteam auftrat, beeindruckte. Die starken Leistungen der vergangenen Wochen, als sie in Trnava (Slowakei) ein ITF-Turnier der höchsten Kategorie gewann und am vergangenen Sonntag in Shrewsbury (England) erst im Finale gestoppt wurde, konnte die Rechtshänderin noch mal toppen. Mit einem variantenreichen Aufschlag und viel Druck von der Grundlinie setzte sie die einstige Weltranglisten-14. unter Stress. Zwei Breaks zum 3:1 und 5:1 reichten zum schnellen Satzgewinn. Erst im zweiten Durchgang hatte Lys eine kurze Schwächephase, als sie nach 5:1-Führung drei Spiele in Folge abgab. Die Art und Weise aber, wie sie dann zum Match servierte und ihren zweiten Matchball nutzte, war abermals beeindruckend.
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Eva Lys: "Es ist der größte Sieg meiner bisherigen Karriere“
„Im zweiten Satz war die Nervosität kurz zu spüren, ich bin da etwas passiver geworden. Dennoch bin ich unglaublich glücklich darüber, dass ich mental so stark geblieben bin“, sagte die Siegerin. Von ihrem Auftritt sei sie nicht überrascht gewesen, „ich weiß ja, was ich kann. Aber natürlich bin ich froh, dass ich es auch abrufen konnte.“ Bereits am Mittwoch war sie von Schüttler über ihren Einsatz informiert worden. „Ich hatte genug Zeit, um mich darauf einzustellen. Aber als ich dann den Matchball verwandeln konnte, war das Gefühl mit nichts zu vergleichen, was ich bislang auf dem Tennisplatz gefühlt habe. Es ist der größte Sieg meiner bisherigen Karriere.“ Und einer, der Mut machen sollte für die nächste Aufgabe.