Bremen. Abschiedsspiel einer Bundesliga-Ikone: Claudio Pizarro trifft beliebig und rettet, Jan Delay dichtet um und Max Kruse scherzt.
Claudio Pizarro hat bei seinem Abschiedsspiel noch einmal seine Treffsicherheit unter Beweis gestellt. Der 43 Jahre alte Peruaner erzielte am Sonnabend in Bremen bei „Claudios Fiesta“ insgesamt vier Treffer und war damit bester Torschütze des Tages.
Im mit 40.500 Zuschauern ausverkauften Weserstadion standen sich eine Allstar-Auswahl von Werder Bremen und Bayern München sowie eine Mannschaft mit Pizarros Freunden in drei Spielen über je 30 Minuten gegenüber. Unter anderem waren alte Weggefährten wie Aaron Hunt (ehemals auch HSV), Johan Micoud, Arjen Robben, Giovane Elber und Mario Gomez nach Bremen gekommen.
Der lauteste Beifall, von Pizarro abgesehen, gehörte dem einstigen Werder-Torjäger Ailton. Auch Max Kruse kam zum Einsatz. „Es war anstrengend. 60 Minuten habe ich lange nicht mehr gespielt“, sagte der 34 Jahre alte Angreifer, der zuletzt beim VfL Wolfsburg ausgemustert worden war.
Pizarro eröffnet den Torreigen früh
Schon nach 98 Sekunden eröffnete Pizarro mit einem Kopfball den Torreigen, bis zur allerletzten Auswechslung seiner Laufbahn kamen drei weitere Treffer hinzu. Kurz zuvor „hielt“ er sogar einen von Fin Bartels (ehemals FC St. Pauli) betont lasch geschossenen Strafstoß. „Das war das beste Ende meiner Karriere. Danke, Fußball!“ sagte Pizarro anschließend sichtlich bewegt bei Sat.1.
„Es geht nicht besser“, sagte Pizarro, nachdem er um 19.25 Uhr den Rasen verlassen und seine Karriere damit endgültig beendet hatte. „Ich fühle mich hier wie zu Hause. Ich freue mich riesig, dass ich mein letztes Spiel hier gemacht habe. Bremen hat mir seinerzeit die Tür nach Europa geöffnet“, sagte der Stürmer, der in der Bundesliga 197 Tore für Werder, Bayern München und den 1. FC Köln erzielt hatte.
Und Pizarro hält nach wie vor drei Bundesliga-Rekorde: Kein Bundesliga-Profi hat in 21 Kalenderjahren immer mindestens einen Treffer erzielt, auch sein Torerfolg im Alter von 40 Jahren und 227 Tagen ist unerreicht. Und 490 Bundesliga-Einsätze sind für einen ausländischen Profi ebenfalls bislang einmalig.
Pizarro traf am liebsten gegen den HSV
Am liebsten traf Pizarro übrigens gegen den HSV: In 35 Duellen jubelte er satte 21-mal, sechs dieser Tore erzielte er im Trikot des SV Werder. Nur der im vergangenen Jahr verstorbener „Bomber der Nation“ Gerd Müller traf in Pflichtspielen noch häufiger gegen den HSV (30).
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In besonders schmerzhafter Erinnerung bleibt Hamburgs Anhang Pizarros Rechtsschuss zum zwischenzeitlichen 2:1 beim späteren Bremer 3:2-Sieg im Halbfinal-Rückspiel des Uefa-Cups in den „Nordderby-Wochen“ im Mai 2009. Dadurch zog am Ende Werder ins Finale ein, der HSV guckte in die Röhre.
Pizarro erhält ein Ständchen von Jan Delay
Ein Hamburger, dessen Herz seit jeher grün-weiß schlägt, röhrte am Sonnabend indes für Pizarro ins Mikrofon: Für die Party nach dem Abschiedsspiel dichtete Überraschungsgast Jan Delay einen seiner Hits um und sang unter dem Jubel des Publikums „Pizarro macht das klar“.
Klar machte der kickende Publikumsliebling im Laufe seiner Karriere sechs deutsche Meisterschaften mit den Bayern sowie 2013 die Champions League. 2020 hatte Pizarro seine Profikarriere in Bremen beendet. Wegen der Coronavirus-Pandemie hatte das Abschiedsspiel aber erst in diesem Jahr stattfinden können.