Hamburg. Lediglich 2000 Fans kamen auf den Center-Court am Rothenbaum, als der Tennisprofi die DTB-Auswahl gegen Frankreich in Führung brachte.
In Reihe drei auf der Südtribüne des Tennisstadions am Rothenbaum saß Kalle Schwensen und schlief den Schlaf der Ungerechten. So langweilig, dass man in sich hätte zusammensacken müssen, war das, was Jan-Lennard Struff und Benjamin Bonzi am Mittwochnachmittag boten, beileibe nicht. Und als im dritten Satz des deutschen Auftaktmatchs der Daviscup-Zwischenrunde gegen Frankreich das Geschehen hin- und herwogte, war auch Sportfan und Rotlichtgröße Schwensen wieder hellwach. Dem Ass, mit dem Struff nach 2:13 Stunden seinen vierten Matchball zum 6:4, 2:6, 7:5 und damit der 1:0-Führung verwandelte, spendete er den verdienten Applaus.
Tennis-Profi Struff holt sich Selbstvertrauen am Rothenbaum
Die Ovationen der rund 2000 Zuschauer auf dem Center-Court nahm der Sieger mit erstaunlichen Emotionen auf. „Es bedeutet mir die Welt, dieses Match hier gewonnen zu haben“, rief der 32-Jährige dem Publikum über das Stadionmikrofon zu. Später konkretisierte er seine Aussage noch einmal. „Ich spiele keine gute Saison und hatte einige knappe Niederlagen. Für mein Selbstvertrauen ist ein solcher Sieg total wichtig“, sagte der auf Ranglistenplatz 132 abgerutschte Warsteiner. Tatsächlich war das Duell mit dem 26 Jahre alten Weltranglisten-53. Bonzi, der bei den Australian Open Australiens Topstar Nick Kyrgios in Runde zwei einen harten Viersatzkampf geliefert hatte, ein Spiegelbild von Struffs Saison.
Starke Phasen, in denen Aufschlag und Grundschläge wie an der Schnur gezogen kamen, wechselten sich mit überhasteten Fehlversuchen ab. „Ich bin froh, dass ich durchgekommen bin“, sagte Struff. Dazu beigetragen hatte einerseits die vom Veranstalter vorgeschriebene Umrüstung des traditionellen Sandplatzes auf Hartplatz, auf dem er sich am wohlsten fühlt. Andererseits wächst der Sauerländer im Deutschland-Trikot regelmäßig über sich hinaus. „Das Team hilft mir unheimlich, es gibt mir einfach ein gutes Gefühl“, sagte er. Kritik übte Struff an den Kartenpreisen (75 Euro für das günstigste Ticket): „Da habe ich mich erschrocken, das ist wirklich brutal teuer“, sagte er.
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Weil der in Abwesenheit des verletzt als Cheerleader auf der Bank sitzenden Hamburger Olympiasiegers Alexander Zverev (25) als Topspieler agierende Oscar Otte (29/Köln/Nr. 52) im zweiten Einzel 4:6, 3:6 gegen Adrian Mannarino (34/Nr. 47) unterlag, musste über den Sieg das Doppel zwischen Kevin Krawietz (30/Coburg)/Tim Pütz (34/Frankfurt) und Nicolas Mahut (40)/Arthur Rinderknech (27) entscheiden, das bei Redaktionsschluss dieser Ausgabe nicht beendet war. An diesem Donnerstag (14 Uhr) trifft Frankreich auf Australien, für Deutschland geht es am Freitag (14 Uhr) gegen Belgien weiter.