Hamburg. Nationalspieler Lukas Pfretzschner gab im Beachcenter Einblicke in seine Arbeit als Leistungssportler und Sportbekleidungsproduzent.
Es ist ein Satz, der bis über das Veranstaltungsende hinaus nachwirkt. „Der nachhaltigste Konsum der Zukunft ist der Verzicht“, hatte Lukas Pfretzschner gesagt, während er erklärte, warum er am Montagabend im Beachcenter am Olympiastützpunkt in Dulsberg als Botschafter des Projekts „Hamburg, mach dich Fair!“ Trainingseinheiten im Sand anbot.
Aus dem Mund eines Hochleistungssportlers, der zur Ausübung seines Berufs um die Welt reist, ist eine solche Aussage schon ungewöhnlich. Aber wenn man weiß, dass der Beachvolleyball-Nationalspieler mit seinem Unternehmen Reset-Sports eine Produktpalette an Sportbekleidung aus 100 Prozent recyceltem Polyester vertreibt, dann wirkt der Aufruf zum Konsumverzicht geradezu aberwitzig.
Beachvolleyball: Pfretzschner der perfekte Botschafter
Genau deshalb ist Lukas Pfretzschner allerdings der perfekte Mann für die Botschaft, die die seit 2011 bestehende Initiative „Fair Trade Stadt“ nun auch vermehrt in die Sportwelt tragen will. Dem 22-Jährigen, der aus Bayern stammt, seit November 2020 in Hamburg lebt und mit seinem Spielpartner Robin Sowa (23) seit dieser Saison für den FC St. Pauli ans Netz geht, geht es nicht darum, mit dem Zukunftsthema Nachhaltigkeit reich zu werden. Dem BWL-Studenten geht es ums Prinzip; darum, ein wirkliches Umdenken bei den Themen Konsum und fairer Handel zu unterstützen.
Also ergriff er, als „Fair Trade Stadt“ ihn im vergangenen Herbst als dritten Botschafter nach Hip-Hop-Künstler Jan Delay (46) und der feministischen Bloggerin Kübra Gümüsay (34) gewinnen wollte, die Initiative und erklärte sich bereit, in Hamburg den ersten „fairen Beachday“ zu gestalten. Am Montag zwischen 16 und 21 Uhr konnten rund 60 Interessierte sich nicht nur vom Profi in die Kunst des Strandvolleyballs einweisen lassen.
Nachhaltigkeit im Sport hat viele Facetten
In Fragerunden erläuterte Lukas Pfretzschner, der sein Unternehmen im vergangenen Jahr gegründet hatte, weil er mit der von etablierten Sportartikelherstellern zur Verfügung gestellten Produktpalette nie vollumfänglich zufrieden war, seine Ansichten zu Nachhaltigkeit und fairem Handel. Für Christine Prießner, die bei „Fair Trade Stadt“ als Projektkoordinatorin auch für die im September 2021 gestartete Kampagne „Hamburg, mach dich Fair“ verantwortlich zeichnet, ist Lukas Pfretzschner ein Glücksfall. „Wir wollen versuchen, den fairen Handel tiefer in die Sportvereine zu tragen. Da ist ein Vorbild wie Lukas sehr wichtig“, sagt sie.
Nachhaltigkeit habe auch im Sport schließlich viele Facetten. Woher kommt die Bekleidung, die die Athletinnen und Athleten tragen? Wo und vor allem unter welchen Umständen werden die Sportgeräte produziert, die benötigt werden? Im Rahmen der Projektarbeit bietet die „Fair Trade Stadt“ zum Beispiel an, Vereine während des Fußball-, Handball- oder Volleyballtrainings zu besuchen und die Aktiven fair gehandelte Bälle testen zu lassen. Diese bestehen zwar aus demselben Kunststoff wie „normale“ Bälle, werden aber unter fairen Arbeitsbedingungen produziert.
Beachvolleyball: „Faire Woche“ im September
Lukas Pfretzschner mag Ideen wie diese. Er selbst hat mit Elisa Braun, die mit ihm am Montagabend das Beachvolleyballtraining leitete, in einer Co-Produktion spezielle Beachvolleyball-Bikinis entworfen. Braun ist Geschäftsführerin von Inaska; einem Unternehmen, das aus alten Fischernetzen und Teppichmüll nachhaltige Schwimmbekleidung fertigt. Christoph Holstein ist beeindruckt, als er davon hört. Hamburgs Sportstaatsrat war Ehrengast beim „fairen Beachday“ und ist überzeugt davon, „dass Nachhaltigkeit in den kommenden Jahren das beherrschende Thema auch im Sport sein wird. Gerade im Sport ist damit viel zu erreichen, weil Fairness hier ein so wichtiges Element ist“, sagt er.
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Das glaubt auch Christine Prießner, die mit ihrem Projekt dabei mithelfen will, 2024 am Standort Hamburg die fairste Fußball-EM der Geschichte auszurichten. Zunächst jedoch steht vom 16. bis 30. September die seit 2002 jährlich stattfindende „Faire Woche“ im Mittelpunkt, bei der bundesweit rund 2000 Aktionen (Infos im Internet: fairtradestadt-hamburg.de) zum Thema fairer Handel geplant sind. Sport ist erstmals ein Schwerpunkt, und Lukas Pfretzschner werden dazu bestimmt einige Sätze einfallen, die nachwirken.