Hamburg. Das Elite-Turnier im Tennis-Stadion am Rothenbaum war ein Erfolg: Ehlers/Wickler und Borger/Sude erreichen jeweils Platz drei.

Ein Block von Nils Ehlers (28), die Hände weit über dem 2,43 Meter hohen Netz eng zusammengeführt, krönte den Auftritt des deutschen Beachvolleyball-Nationalteams Nummer eins beim Elite-16-Turnier im Tennisstadion am Rothenbaum. Als der Ball im gegnerischen Feld in den Sand plumpste, hatte Ehlers mit seinem Partner Clemens Wickler (27) die Niederländer Stefan Boermans/Matthew Immers unter dem Jubel der 4000 Zuschauenden mit 2:0 (23:21, 21:18)-Sätzen besiegt. Platz drei und 14.000 US-Dollar (13.640 Euro) Preisgeld waren Lohn für die bisher beste Leistung des neuen Teams des Eimsbütteler Turnverbandes, das erst seit knapp einem Jahr zusammenspielt.

„Nach unserer Halbfinalniederlage am Vortag war ich nur schwer zur Ruhe gekommen“, sagte Ehlers. „Aber heute bin ich nach dem Durchhänger im ersten Satz immer besser in den Rhythmus gekommen. Und Clemens hat einige unglaubliche Bälle ausgegraben.“ Wickler, an gleicher Stätte 2019 Vizeweltmeister mit Julius Thole, sah die jetzige Bronzemedaille als gutes Omen für die EM in München. Boermans/Matthew sind dort von Dienstag an einer der drei Gruppengegner.

Beachvolleyball: Deutsche Teams spielen starkes Elite-Turnier

Für das gute deutsche Abschneiden bei einem der am besten besetzten Standturniere des Jahres hatten zuvor Karla Borger/Julia Sude (TuSA Düsseldorf) gesorgt, die sich gegen die Brasilianerinnen Barbara Seixas/Carolina Salgado nach Abwehr eines Matchballes mit 2:1 (10:21, 23:21, 15:11) ebenfalls Rang drei sicherten. Borger (33) und Sude (34) hatten offenbar nicht mit diesem Erfolg gerechnet, hatten sie ihren Flug zur EM doch schon für Sonnabend gebucht. Bei den Frauen siegten die US-Amerikanerinnen Kelly Cheng/Betsy Flint, bei den Männern die Polen Michal Bryl/Bartosz Losiak. Prämie: 30.000 Dollar pro Team.

Das Hamburger Turnier war für die neue Agentur Volleyball World die erste selbst organisierte Veranstaltung der Weltserie, in Kooperation vor Ort mit den Hamburgern Frank Mackerodt und Frank Ehrich. „Wir sind überwältigt von der Resonanz der Fans“, sagte der Kanadier Finn Taylor, Geschäftsführer der Volleyball World. Das Event habe ihn darin bestärkt, dass Beachvolleyball ein „sehr werthaltiges Produkt“ sei, es sich lohne, die Weltserie global auszubauen. Bisher fehlen aber internationale Sponsoren.

Im nächsten Jahr wird die Zahl der Top Turniere von neun auf 13 oder 14 wachsen, ein weiter deutscher Standort ist im Gespräch, in Asien und auf dem amerikanischen Kontinent soll öfter gespielt werden. Im Januar 2023 werden die Top Ten der Weltrangliste bei Frauen und Männern zum Saisonfinale in Doha zusammenkommen. Gespielt wird in Katar unter freiem Himmel, in Hamburg soll auch in den nächsten Jahren das Dach geschlossen bleiben. „Für Fans, Spieler und die TV-Produktion sind das optimale Bedingungen. niemand wird dann von der Sonne geblendet, es gibt keine störenden Schatten auf dem Spielfeld“, sagte Taylor.

Beachvolleyball: Sportsenator lobt "sensationelles Publikum"

Sportsenator Andy Grote zog ebenfalls ein positives Fazit: „Stimmung, Beach-Wetter, starke Leistungen der deutschen Teams, alles top. Das sensationelle Hamburger Publikum hat wieder mal gezeigt, wie sehr Beachvolleyball hier zu Hause ist. Die Stadt wird auch auf der neuen Elite-Tour ein führender Standort bleiben.“ Die Zuschauerzahlen seien im internationalen Vergleich sehr gut gewesen, „trotzdem ist da noch Luft nach oben. An die Konzeption mit kostenpflichtigen Tickets muss sich erst noch gewöhnt werden.“

Rund 15.000 Karten wurden vom Donnerstag bis zum Sonntag verkauft, bei der Qualifaktion am vergangenen Mittwoch blieb der Eintritt frei. Dazu kamen an den letzten vier Tagen jeweils 500 Freikarten, zudem war der Zutritt zur Anlage kostenlos. Insgesamt dürften gut 20.000 das Turnier besucht haben. „Unsere Erwartungen sind übertroffen worden“, sagte Taylor.

Für die europäischen Teams geht es nun weiter mit der EM in München. Neun deutsche Duos treten dort an, acht von ihnen hatten auch am Rothenbaum aufgeschlagen. Louisa Lippmann (HSV) und Kira Walkenhorst (bis 2018 HSV, jetzt TuSA Düsseldorf) ersetzen Leonie Klinke/Lena Ottens (MTV Stuttgart/HSV), die in Hamburg mit einer (umstrittenen) Wildcard in der Qualifikation aufschlagen durften, hier aber ihr erstes und einziges Spiel verloren. Lippmann/Walkenhorst hatten sich in der vergangenen Woche am Bundesstützpunkt in Dulsberg mit Jürgen Wagner, Head of Beachvolleyball des Deutschen Volleyball-Verbandes (DVV), auf ihren ersten gemeinsamen Auftritt im Sand vorbereitet.

Beachvolleyball: Personalplanungen für Olympia-Quali stehen im Fokus

Nach den deutschen Meisterschaften vom 1. bis 4. September am Timmendorfer Strand beginnen die Überlegungen, welche Teams in welcher personellen Konstellation die Olympia-Qualifikation für die Sommerspiele 2024 bestreiten könnten. Die internationalen Ausscheidungsturniere starten im Frühjahr 2023.

Während bei den Männern nur die Hamburger Ehlers/Wickler gesetzt sind, fällt die Auswahl bei den Frauen schwerer. Die 2016-Olympiasiegerinnen Laura Ludwig (36/HSV) und Walkenhorst (31) haben Ambitionen angemeldet, sich mit anderen Partnerinnen auf den Weg nach Paris zu machen, Ludwig mit Lippmann (27), die Abwehrspielerin für Blockerin Walkenhorst wird gesucht. Die WM-Dritten Svenja Müller/Cinja Tillmann (ETV/TuSA Düsseldorf), die in Rothenbaum das Viertelfinale um einen Punkt verpassten, sind weitere Kandidatinnen, Borger/Sude, falls sie dann weiter bloggen und baggern wollen, ebenfalls. Dazu kommen Ittlinger/Schneider, die in Hamburg bis auf den letzten Satz im Viertelfinale sportlich und mental überzeugen konnten.

Wer auch immer beim DVV nach dem mutmaßlichen Rückzug von Cheftrainer Wagner und der Suspendierung seines Beachvolleyball-Sportdirektors Niclas Hildebrand die Entscheidung über die künftigen Nationalteam zu treffen hat, droht sich Anfeindungen auszusetzen.

  • Frauen, Viertelfinale: Hüberli/Brunner (Schweiz) Schneider/Ittlinger (FC St. Pauli) 2:0 (22:20, 21:7); Borger/Sude (Düsseldorf) – Stam/Schoon (Niederlande) 2:1 (19:21, 21:18, 15:10); Halbfinale: Cheng/Flint (USA) – Borger/Sude 2:0 (21:17, 21:18); Hüberli/Brunner – Salgado/Barbara (Brasilien) 2:0 (21:13, 23:21); Platz 3: Borger/Sude – Salgado/Barbara 2:1 (10:21, 23:21, 15:11). Finale: Cheng/ Flint – Hüberli/Brunner 2:0 (21:19, 21:18).
  • Männer, Viertelfinale: Ehlers/Wickler (ETV) – Luini/Ruben Penninga (Niederlande) 2:0 (21:19, 24:22); Halbfinale: Brouwer/Meeuwsen (Niederlande) – Ehlers/Wickler 2:0 (21:16, 21:18); Bryl/Losiak (Polen) – Boermans/Immers (Niederlande) 2:0 (22:20, 21:17); Platz 3: Ehlers/Wickler – Boermans/Immers 2:0 (23:21, 21:18); Finale: Bryl/Losiak – Brouwer/Meeuwsen 2:1 (21:18, 16:21, 29:27).