Hamburg. Neue Spieler stacheln Konkurrenzkampf beim Handball-Erstligisten an. Der 38:31-Sieg über Nordsjælland zeigt anderes Leistungsgefühl.
Andreas Magaard hatte viel zu erzählen am Sonntagnachmittag. Noch lange nach der Schlusssirene unterhielt sich der neue Kreisläufer des HSV Hamburg (HSVH) mit seinen ehemaligen Mitspielern von Nordsjælland Håndbold. Erst in diesem Sommer war Magaard vom dänischen Erstligisten an die Elbe gewechselt, das Testspiel ein Teil der Ablöse.
Wie er sich beim Handball-Bundesligisten in den ersten Wochen eingelebt habe, wollten seine Ex-Teamkameraden unter anderem von ihm wissen. „Es ist immer ein bisschen komisch, gegen das alte Team zu spielen. Es hat aber Spaß gemacht, die Jungs wieder zu sehen“, sagte Magaard, der beim 38:31 (20:12)-Sieg vor rund 50 Zuschauern in der HSVH-Trainingshalle am Volkspark vier Tore und eine vielversprechende Leistung geboten hatte.
HSVH: Ambitionierte Neuzugänge machen Druck
Eingewöhnungsprobleme, das wurde schnell deutlich, hat der 23-Jährige in Hamburg nicht. Gerade einmal 26 Sekunden benötigte der 1,94 Meter große und 104 Kilogramm schwere Athlet für seinen ersten Treffer im HSVH-Trikot. „Manchmal hat man einfach Glück“, kommentierte Magaard und grinste. Obwohl der neue Positionspartner von Kapitän Niklas Weller noch nicht einmal zwei Wochen Teamtraining hinter sich hatte, funktionierte bereits das Zusammenspiel mit dem Rückraum. „Wir sind gut gestartet, haben viel Druck gemacht“, sagte Magaard.
Wie der ehemalige dänische U-21-Nationalspieler dürften auch die weiteren Neuzugänge zu den erhofften Verstärkungen werden. Rückraumspieler Jacob Lassen (26/Dänemark) war mit fünf Toren neben Spielmacher Leif Tissier und Rückraumriese Azat Valiullin bester Werfer der Partie. Spielmacher Dani Baijens (24/Niederlande) sorgte für viel Tempo, Ersatzkeeper Ivan Budalic (24/Kroatien) für ein paar sehenswerte Paraden.
Neues Leistungsgefühl beim HSVH
Erst in der Nacht auf Sonntag war das Team von Trainer Torsten Jansen vom einwöchigen Trainingslager auf Fuerteventura zurückgekehrt. Müde Beine hatten die Hamburger jedoch nicht, überrannten die dänischen Gäste in der Anfangsphase mit einem bemerkenswerten Tempo (11:4/14.). „Mit der ersten Halbzeit bin ich sehr zufrieden, in der zweiten haben wir dann ein bisschen nachgelassen, was man sich gegen keine Mannschaft erlauben kann“, sagte Jansen, der dennoch positiv gestimmt nach vorne blicken darf.
In Abwesenheit von Linksaußen Casper Mortensen (Belastungssteuerung) und dem noch mindestens zwei Wochen fehlenden Rechtsaußen Thies Bergemann (Knochenmarködem im Fuß) wurde deutlich, dass sich im Team zunehmend ein neues Leistungsgefühl entwickelt. „Genau das gleiche Gefühl wie in der Vergangenheit kann es nicht sein“, sagt Jansen, der bereits im Trainingslager eine neue Stufe der Professionalität spüren konnte.
Konkurrenzkampf um Stammplätze ist groß
Dass beim HSVH auch in der vergangenen Bundesligasaison professionell gearbeitet wurde, steht außer Frage. Dennoch hat sich durch die Abgänge zahlreicher Spieler, die bereits zu Drittligazeiten dabei waren, sowie die Zugänge ambitionierter Vollprofis etwas in der Mannschaft verändert. Während sich weite Teile des Kaders in der Vergangenheit neben dem Handball beispielsweise noch um die Vorbereitung der nächsten Uni-Klausur sorgen mussten, geht es für Nationalspieler wie Jacob Lassen und Dani Baijens einzig und allein um Handball. Für Spieler wie Jonas Gertges oder Jan Kleineidam, die zwar stets für gute Laune sorgten, sportlich in der Bundesliga aber kaum etwas beizutragen hatten, ist kein Platz mehr. Die Ansprüche sind gestiegen.
„Wir versuchen immer, die richtige Mischung aus Konkurrenz und gegenseitiger Unterstützung zu finden“, sagt Jansen, der die Doppelzimmer auf Fuerteventura bewusst an die jeweiligen Positionspartner verteilt hatte. Abgesehen von wenigen Spielern wie Torwart Johannes Bitter hat niemand seinen Stammplatz sicher, der Konkurrenzkampf ist auf fast allen Positionen offen. „Es sind jetzt andere Jungs dabei, die ihren Charakter einbringen. Es ist natürlich ein bisschen anders, trotzdem wollen wir weiterhin ein gutes Mannschaftsgefühl haben. Das ist entscheidend“, sagt Jansen.
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Noch vier Wochen bleiben dem Trainer bis zum Saisonstart, am 1. September gastiert die Bundesliga-Spitzenmannschaft der SG Flensburg-Handewitt zum Saisonauftakt in der Barclays Arena. „Das taktische Gerüst haben wir im Trainingslager so aufgestellt, dass sich jeder jetzt daran orientieren kann. Der Rest sind jetzt noch das bessere Zusammenspiel und die Aggressivität, die uns teilweise noch ein bisschen fehlt“, sagt Jansen.
Für Andreas Magaard geht es in den nächsten Wochen nicht nur um den Konkurrenzkampf mit Niklas Weller, sondern auch um das Kennenlernen der Stadt. „Ich habe schon einen sehr guten Eindruck, auch wenn ich durch das Trainingslager noch nicht viele Tage in Hamburg erlebt habe“, sagt der 23-Jährige. Mit Landsmann Frederik Bo Andersen hat er eine Vierzimmerwohnung an der Eppendorfer Landstraße bezogen. „Es läuft sehr gut mit ihm, wir kennen uns schon lange. Wenn ich koche, ist er zufrieden. Ich musste ihm nur beibringen, länger als 21 Uhr wach zu bleiben“, sagt Magaard und lacht. Schläfrigkeit darf sich beim neuen HSVH schließlich keiner mehr erlauben.