Hamburg. Rafael Miroslaw studiert seit vergangenem Jahr in den USA. Nun nutzte er den Urlaub, um bei seinem Stammverein HT 16 vorbeizuschauen.
Menschen, die von Berufs wegen durch die Welt reisen, fühlen sich oft als Weltbürger. Zu wissen, wo ihre Wurzeln sind, gibt den allermeisten jedoch ein Gefühl von Sicher- und Geborgenheit. Insofern war der Besuch, den Rafael Miroslaw in dieser Woche der Hamburger Turnerschaft von 1816 in deren 2019 eröffnetem Sportzentrum am Sievekingdamm abstattete, ein besonderer.
Schließlich hat das Hamburger Schwimm-Toptalent seine Anfänge im Becken beim ältesten Turnverein der Welt erlebt. „Die HT 16 ist für mich ein Stück Heimat, sie ist wie eine Familie. Immer wenn ich dort zu Besuch komme, treffe ich Menschen, die ich kenne“, sagt der 21-Jährige.
Schwimmen: Rekordhalter zu Besuch aus Amerika
Im Sommer vergangenen Jahres war der Freistilspezialist an die Indiana University nach Bloomington (USA) gewechselt, wo er dank eines Sportstipendiums ein Managementstudium aufnahm. Zeit, seine Familie in Hamburg zu besuchen, hatte er seitdem nicht. Doch nun, nachdem er Ende Juni seine Saison mit der WM in Budapest (Ungarn) und den deutschen Meisterschaften in Berlin abgeschlossen hatte, war endlich die Möglichkeit gegeben, einige Wochen zu pausieren.
Diese Chance nutzte der deutsche Rekordhalter über 100 Meter Freistil – Anfang April war er in Berlin in 47,92 Sekunden als erster Deutscher unter der 48-Sekunden-Marke geblieben –, um Freunde und Familie zu treffen und seinem Heimatverein einen Besuch abzustatten.
Miroslaws große Heimatverbundenheit
Der Kontakt ist, auch wenn Miroslaw vor dem Wechsel nach Nordamerika immer am Olympiastützpunkt in Dulsberg trainierte und deshalb seit mindestens zehn Jahren nicht mehr im Becken der HT 16 seine Bahnen gezogen hat, immer noch vorhanden. Seine drei jüngeren Geschwister sind Mitglieder der Schwimmsparte, die neben der Turn- und Fußballabteilung nicht nur die älteste Abteilung der HT 16 ist, sondern auch derzeit den stärksten Schwimmnachwuchs Hamburgs stellt. Andreas Wolff, Geschäftsführer der HT 16, freut sich deshalb sehr über die Heimatverbundenheit des aktuell größten Aushängeschilds des rund 5200 Mitglieder starken Vereins.
„Es ist immer schön, wenn Rafael bei uns ist, weil es unterstreicht, dass er sich unserem Verein weiterhin zugehörig fühlt“, sagt er. Rafael Miroslaw freut sich besonders darüber, dem Schwimmnachwuchs als Vorbild dienen zu können. „Das ist für mich eine wichtige Sache, dass sich einige vielleicht an mir ein Beispiel dafür nehmen, was sie erreichen können“, sagt er.
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Nachdem der 185 Zentimeter große Topathlet die Qualifikation für die Olympischen Sommerspiele 2021 in Tokio wegen einer langwierigen Schulterblessur verpasst hatte, ist er mit dem Verlauf der abgelaufenen Saison durchaus zufrieden. Zwar hatte er bei der WM über die Einzelstrecken 100 und 200 Meter Freistil die Halbfinalteilnahme verpasst, bei seinen zwei Staffeleinsätzen aber die Finals erreicht – am Ende stand Rang sechs mit dem männlichen Lagenquartett und Rang acht mit der Mixed-Lagenstaffel. „Ich hätte nicht gedacht, dass es in diesem Jahr so gut läuft. Vor allem der deutsche Rekord kam unerwartet“, sagt er.
Am kommenden Montag nun fliegt Rafael Miroslaw zurück in die USA, Mitte August starten dort wieder das Training und die Vorlesungen. Sein Fokus für 2023 liegt auf der WM Mitte Juli in Fukuoka (Japan), wo er sich für die Sommerspiele 2024 positionieren möchte. „In Paris will ich voll wettbewerbsfähig sein, darauf arbeite ich hin“, sagt er. Mit der Heimat im Herzen die Welt verblüffen – bei der HT 16 werden sie ihrer Spitzenkraft dafür jede Unterstützung zukommen lassen.