Hamburg. Zum 20. Mal starten an diesem Wochenende Jedermänner und Profis gemeinsam in der City. Das sorgt für Jubel – und Sperrungen.

Ein bisschen Pathos gehört zu jeder Jubiläumsfeier dazu. Und so war es Hamburgs Sportsenator Andy Grote vorbehalten, vor der 20. Austragung des Triathlons, der in seiner Geschichte schon mehrfach den Namen gewechselt hat und aktuell als „Hamburg Wasser World Triathlon“ firmiert, große Worte zu wählen. „Der Triathlon hat für uns eine herausgehobene Bedeutung, keine Veranstaltung nutzt die Innenstadt so als Bühne wie er. Dieser Sport hat sich in der Genetik dieser Stadt verankert“, sagt der SPD-Politiker.

Tatsächlich gilt das weltweit größte Triathlon-Event unter den Aktiven und den Funktionären gleichermaßen als extrem beliebt. Das liegt zum einen an der großartigen Kulisse, die die Stadt mit dem Schwimmen in der Binnenalster sowie dem Rad- und Laufkurs durch die City und am Hafenrand zu bieten hat. Zum anderen aber auch an der Begeisterungsfähigkeit des Publikums, die Laura Lindemann, deutsche Meisterin auf der Sprintdistanz (750 Meter Schwimmen, 20 km Rad, 5 km Laufen), in ebenfalls warmen Worten heraushob. „Der Zieleinlauf sorgt jedes Mal für Gänsehaut. Auf Hamburg freue ich mich wegen der Atmosphäre immer ganz besonders“, sagt die 26-Jährige.

Triathlon Hamburg: Durchbruch erfolgte 2007

Oliver Schiek hörte all die Lobpreisungen mit Freude. Der 52-Jährige ist ein Mann der ersten Stunde, als am 7. September 2002 die Premiere unter dem Namen „Hamburg City Man“ mit mehr als 2000 Aktiven auf Anhieb zum größten deutschen Triathlon aufstieg, war er für die Veranstaltungsagentur Upsolut Sports tätig. Mittlerweile ist Schiek Geschäftsführer der Ironman Germany GmbH und damit der Chef des Ganzen. „Es ist großartig zu sehen, wohin wir uns dank unserer starken Partner und der Kooperation mit der Stadt und der Deutschen Triathlon Union entwickelt haben“, sagt er.

Der Durchbruch war 2007 die Ausrichtung der ersten WM auf deutschem Boden. Seit 2012 zählt Hamburg zur WM-Sprintserie, in dieser Saison ist die Stadt die vierte von sieben Stationen, die Champions werden Ende November in Abu Dhabi gekrönt. Ein Novum ist, dass das 2021er-Rennen, das coronabedingt in den September verschoben worden war, zusätzlich in die WM-Wertung mit eingeht. Somit steckt in den diesjährigen Siegerinnen und Siegern die doppelte Portion Hansestadt.

Hamburg rückte im Corona-Jahr in den Fokus

Endgültig in den Fokus des Weltverbands World Triathlon (vormals ITU) rückte Hamburg allerdings im ersten Corona-Jahr. 2020 waren die von der Innenstadt in den Stadtpark verlegten und unter Ausschluss von Zuschauern ausgetragenen Rennen die einzigen, die weltweit stattfinden konnten. Die gesamte Weltelite war zu Gast – und so dankbar über die Möglichkeit eines sportlichen Wettstreits, dass der Weltverband die Bemühungen von Stadt und DTU mit der Vergabe der Sprint- und Staffel-WM 2023 belohnte.

Diese wird im kommenden Jahr vom 13. bis 16. Juli ausgetragen. „Darauf sind wir sehr stolz. Wir haben über die vergangenen Jahre gemeinsam bewiesen, wie leistungsfähig wir sind. Wir sind immer noch ein kleiner Sport, aber haben ein unheimlich hohes Renommee mit Hamburg“, sagte DTU-Präsident Martin Engelhardt.

„Der Sport ist in seiner Gänze zurück“

Zurück im Hier und Jetzt freut sich Oliver Schiek nicht nur auf die Eliterennen, zu denen die Profis am Sonnabend (Frauen 13.35 Uhr, Männer 15.35 Uhr) und Sonntag (Mixed-Team-Staffel 15 Uhr, alles im Livestream auf sportschau.de), antreten. Die Rückkehr der Jedermann-Athleten, die ohne Einschränkungen über die Sprint- und die olympische Distanz (1,5 km Schwimmen, 40 km Rad, 10 km Laufen) starten dürfen, zeige, „dass der Sport in seiner Gänze zurück ist. Dafür betreiben wir den ganzen Aufwand.“

Die Starterfelder sind mit rund 9000 Aktiven, 70 Prozent davon männlich und 40 Prozent Erststarter, ausverkauft, allerdings kann Schiek noch nicht einschätzen, wie viele am Ende wirklich mitmachen. „Es stehen auch alle, die 2019 für 2020 gebucht hatten und dann zwei Jahre nicht starten durften, in den Listen. Deshalb rechne ich mit bis zu 20 Prozent Ausfallquote“, sagt er.

Triathlon Hamburg: Viele Sperrungen in der Stadt

63 Prozent der Jedermänner stammen aus Hamburg und Umgebung, im Umkehrschluss kommen also fast 3500 Aktive als Gäste in die Stadt. Mit bis zu 300.000 Menschen an der Strecke rechnen die Veranstalter, dazu kommen die Livebilder im öffentlich-rechtlichen Fernsehen, was kräftig auf das Tourismuskonto einzahlt. Wo viel Licht ist, da ist selbstverständlich auch Schatten, was bedeutet, dass Autofahrende in Hamburg an diesem Wochenende viel Geduld brauchen oder die Innenstadt komplett meiden sollten. Alle Sperrungen sind im Internet unter hamburg.triathlon.org einsehbar, die Polizei hat zudem unter 040–428 656565 eine Verkehrsinfo-Hotline eingerichtet.

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In einer Stadt, die seit 2018 „Global Active City“ ist und sich zum Ziel gesetzt hat, die gesamte Bevölkerung in Bewegung zu bringen, sollten solche Einschränkungen jedoch sportlich genommen werden. Schwimmend, radfahrend und laufend kommen an diesem Wochenende schließlich alle an ihr Ziel.