Hamburg. Bei dem Turnier in Berlin kämpfen 125 geistig und mehrfach Behinderte aus Hamburg um die Qualifikation für die Weltspiele 2023.
Das Abenteuer, das vom 19. bis 24. Juni in Berlin auf sie wartet, beginnt bereits an diesem Freitag. Mit einem Fackellauf an der Außenalster, der um 11.15 Uhr auf dem Gelände der Rudergemeinschaft Hansa startet, wollen 200 Menschen im Rahmen des Active City Days nicht nur ein Zeichen für mehr Bewegung im Alltag setzen.
Sie wollen auch aufmerksam machen auf die nationalen Special Olympics, den seit 1991 bestehenden nationalen Wettstreit für Menschen mit geistiger und mehrfacher Behinderung, der in diesem Jahr rund 4000 Aktive in 20 Sportarten in die Hauptstadt lockt. 125 davon kommen aus Hamburg – und werden im Rahmen des Fackellaufs von Sportsenator Andy Grote offiziell verabschiedet.
Special Olympics: "Alle sind total heiß darauf"
Wie groß die Vorfreude darauf ist, wissen Kaissa Ottenberg (21) und Sascha Costa (36) zu berichten. Die beiden leiten für den Eimsbütteler TV die Betreuendenteams, die jeweils neun Athleten aus den Bereichen Schwimmen und Judo nach Berlin begleiten werden. „Alle sind total heiß darauf, sich auf so einer Bühne sportlich zu messen und ein so tolles Rahmenprogramm erleben zu können“, sagt Sascha Costa, der beim ETV als Sportdirektor Judo angestellt ist. Allein die Eröffnungsfeier am Sonntagabend in der Alten Försterei, dem Stadion des Fußball-Bundesligisten 1. FC Union, sei ein Highlight.
Auf der anderen Seite mischen sich auch Aufregung und Unsicherheit in die Vorfreude. „Für manche ist es das erste Mal, dass sie für länger von zu Hause weg sind. Außerdem ist es sportlich eine große Herausforderung, der sie sich stellen“, sagt Sascha Costa, dessen jüngster Schützling 14 Jahre alt ist.
Ottenberg leitet beim ETV die Schwimmschule
Kaissa Ottenberg, die beim ETV die Schwimmschule leitet und ein duales BWL-Studium mit Schwerpunkt Sportmanagement absolviert, betreut in ihrer Gruppe Sportler im Alter von 16 bis 34 Jahren. „Für manche ist es der erste Wettkampf überhaupt, weil wir während der Pandemie keine Angebote machen konnten. Dass die aufgeregt sind, ist doch selbstverständlich“, sagt sie.
Zumal es an den sechs Wettkampftagen nicht nur um die Ehre geht. Die nationalen Meisterschaften gelten als Qualifikationsevent für die Weltspiele der Special Olympics, die alle vier Jahre und vom 17. bis 25. Juni 2023 ebenfalls in Berlin stattfinden. „Das ist eine tolle Zusatzmotivation“, sagt Kaissa Ottenberg, deren Bruder Morten als Schwimmer teilnimmt. Dennoch stünde das Miteinander im Vordergrund. „Die Aktiven genießen, dass sie gemeinsam Sport treiben können. Sportlich fairer als bei den Special Olympics habe ich Wettkämpfe nie erlebt“, sagt Costa.
"Inklusion ist für uns im ETV eine elementare Aufgabe“
Der frühere Nationalmannschafts-Judoka ist darum bemüht, immer wieder neue Trainerinnen und Trainer an die Aufgaben im Umgang mit geistig und mehrfach behinderten Menschen heranzuführen. „Zum Glück gelingt uns das auch, denn Inklusion ist für uns im ETV eine elementare Aufgabe“, sagt er.
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Die in vielen Vereinen bekannte Sorge, den Herausforderungen nicht gewachsen zu sein, die manch Übungsleitende umtreibt, versucht er nachhaltig zu zerstreuen. „Es ist wirklich nicht schwieriger, eine Gruppe Menschen mit Handicaps zu betreuen. Man muss sich lediglich auf ein etwas langsameres Tempo und unvorhersehbare Momente einstellen“, sagt er.
Special Olympics – es wird viel Raum für Spaß geben
So könne es vorkommen, dass im Training 100-mal einstudierte Abläufe im Wettkampf dennoch schiefgingen. „Da schwimmt dann jemand eine Bahn zu viel oder in die falsche Richtung“, sagt Kaissa Ottenberg. Das Schöne sei, dass alle gemeinsam über solche Missgeschicke lachen könnten, ohne dass daraus Vorwürfe entstünden. Und so sind sie sicher, dass ihr Abenteuer bei allem sportlichen Ehrgeiz auch viel Raum für Spaß bieten wird.