Hamburg. Der Fußball-Regionalligaclub braucht für den Aufstieg in die 3. Liga eine neue Spielstätte in Hamburg. Die gibt es aber bisher nicht.

Teutonias Trainer Dietmar Hirsch (50) durfte nach dem verdienten 3:0 gegen Eintracht Norderstedt die Qualifikation für die Meisterrunde in der Regionalliga Nord feiern. „Ich bin sehr stolz auf meine Mannschaft“, sagte Hirsch. „Aber wir haben nur ein Zwischenziel erreicht. Nun wollen wir bei Holstein Kiel II siegen, um uns eine super Ausgangssituation für den Aufstiegskampf zu verschaffen.“

Gelingt dieser Sieg, startet Teutonia 05 mit ein bis drei Punkten Rückstand auf Rang eins in die Meisterrunde. Der Titel und die damit verbundene Qualifikation zu zwei Entscheidungsspielen gegen den Sieger der Regionalliga Nordost um den Aufstieg ins Profilager Dritte Liga wären ganz nahe.

Nur: Teutonia könnte der Weg verbaut sein, da der Club zwei Wochen vor DFB-Meldeschluss ohne eine geeignete Spielstätte dasteht. Die Zweitligisten HSV und FC St. Pauli lehnten Teutonias Anfrage ab, ihre Stadien zu nutzen. Bei Regionalligist Eintracht Norderstedt trägt die zweite Mannschaft des FC St. Pauli als Mieter ihre Heimspiele aus. Mehr Optionen gibt es in und um Hamburg derzeit nicht.

In der vergangenen Saison wandten sich die Teutonen daher an den VfB Lübeck. Im Falle des Aufstieges wären sie in dieser Spielzeit an der Lohmühle angetreten. Für nächste Saison laufen Gespräche. Noch gibt es keine Einigung.

Amateurfußball in Hamburg: Teutonia will Proficlub werden

Klar ist: Lübeck ist für Teutonia eine Notoption. Denn selbst wenn Teutonia in dieser Saison der Aufstieg misslingt, drängt die Zeit. Teutonias Sponsoren sind zu großen Investitionen bereit und fordern Lösungen. „Wir wollen in die Dritte Liga aufsteigen und Hamburgs dritter Proficlub werden. Und als Hamburger Verein wünschen wir uns sehr, unsere Heimspiele unbedingt in Hamburg auszutragen“, unterstreicht Liborio Mazzagatti (47), sportlicher Leiter und Vorstandsmitglied des FC Teutonia 05, die Ambitionen des Clubs. Also braucht es ein Stadion. Für eine solche Spielstätte legte Teutonia im Juni 2021 Sportstaatsrat Christoph Holstein (SPD) ein Konzept vor (liegt dem Abendblatt vor).

Es sieht den Bau einer Multifunktionsarena mit einer Kapazität von 15.000 Zuschauenden vor. Auf 190.000 Quadratmetern sollen neben dem Stadion unter anderem weitere Trainingsplätze, eine Beachvolleyballhalle und Gebäude sowie ein Nachwuchsleistungszentrum entstehen. Die Fußball-Profiabteilung soll in eine GmbH ausgegliedert und eine Stadiongesellschaft gegründet werden. Für die Dritte Liga kalkuliert Teutonia je nach Saisonziel mit 6,7 bis 15,3 Millionen Euro pro Spielzeit. Das gesamte Investitionsvolumen des Projektes beträgt rund 40 Millionen Euro.

„Wir haben Investoren, die bereit sind, die Investitionen zu tätigen, um das Stadion zu bauen. Wir benötigen von der Stadt Hamburg nur eine geeignete Fläche dafür. Wir wünschen uns dafür eine Liegenschaft der Stadt, auf der wir einen Erbpachtvertrag nach Erbbaurecht erhalten“, sagt Mazzagatti. „Doch all unsere Bemühungen sind bisher ins Leere gelaufen. Ich vermisse bei den politischen Entscheidungsträgern der Stadt Hamburg das wirkliche Interesse, sich intensiv zu bemühen. Und zwar nicht nur für uns, sondern für ganz Hamburg.“

„Ich vermisse das klare Bekenntnis der Sportbehörde“

Dies sieht Christian Okun, Präsident des Hamburger Fußball-Verbandes (HFV) und DFB-Vorstandsmitglied, ähnlich. „Ein solches Stadion hätte viele positive Effekte für ganz Hamburg, weil so viel Bedarf vorhanden ist. Die Fußballerinnen des HSV bei einem Aufstieg in die Bundesliga und der WTSV Concordia Hamburg bei einem Aufstieg in die Regionalliga Nord könnten dort spielen. Ebenso wären U-21- und Frauen-Nationalmannschaftsspiele möglich“, sagt Okun. Auch über den Fußball hinaus gebe es Interessenten: Den Sea Devils (American Football), den Hamburg Stealers und den ETV Knights (beides Baseball) sowie den Leichtathleten fehlen in Hamburg geeignete Austragungsstätten.

„Ich kann die Sorge der Stadt, einen weißen Elefanten zu bauen, verstehen“, sagt Okun. „Eine Bauruine, wenn Teutonia sich nicht im Profilager halten kann. Diese Angst ist aber unbegründet. Ich vermisse das klare Bekenntnis der Sportbehörde und des Sportamtes, sich für dieses Projekt einzusetzen. Es hat durch die vielen Nachzieheffekte auch eine hohe Bedeutung für den Breitensport.“ Zumal auch eine Kapazität von nur 10.000 Plätzen im Gespräch ist. Das Argument der Platzknappheit sei falsch. „Neben der Uwe-Seeler-Halle in Harburg, der Autobahnauffahrt Bergedorf und auf dem alten Postgelände am Neumarkt sind geeignete Flächen vorhanden“, sagt Okun.

Altona 93 will Teutonia nicht im Stadion haben

Eine geeignete Fläche ist mit dem ThyssenKrupp-Gelände am Diebsteich schon vom Bezirk Altona und der Stadt identifiziert worden. Dort soll aber Teutonias Erzrivale Altona 93 spielen, der bis 31. Dezember 2026 die seit 2007 verkaufte Adolf-Jäger-Kampfbahn verlassen muss. Altona muss nach aktuellem Stand die von der Verkaufssumme (11,25 Millionen Euro) übrigens 9,75 Millionen Euro einbringen – und will nicht mit Staffel­rivale Teutonia in einem Stadion spielen. Schon weil der AFC das positive Votum von 75 Prozent seiner Mitglieder vor einer Vertragsunterzeichnung benötigt.

Für Altonas Fans steht Teutonia für den kommerziellen, investorengetriebenen Fußball, den sie als linksalternativer Club ablehnen. Laut Altona 93 darf der Verein allein über das Nutzungsrecht im neuen Stadion entscheiden, dessen geplante Kapazität von 5000 Zuschauern nach den neuen DFB-Bestimmungen auch für die Dritte Liga ausreichte. „Es ist schwierig, die Vorbehalte Altonas uns gegenüber zu überwinden. Ich mag Altona, wünsche ihnen den Klassenerhalt. Und ich hoffe, es ergibt sich noch eine Möglichkeit, miteinander zu reden“, sagt Mazzagatti.

Mit der Option 3. Liga am Diebsteich hat er noch nicht abgeschlossen. Auf der öffentlichen Anhörung des Bezirksamtes im Altonaer Rathaus am Mittwoch (19.30 Uhr) will sich Mazzagatti informieren. Auch Okun ist dabei: „Es ist wichtig, auf dieser Veranstaltung als Präsident des Hamburger Fußball-Verbandes Stellung zu beziehen.“