Hamburg/Yaoundé. St. Paulis Offensiv-Ass weilt zurzeit bei der Nationalmannschaft Ghanas – und verpasst dabei extrem wichtige Spiele für den Kiezclub.

Sein erster Auftritt beim Afrika-Cup in Kamerun war kurz und erfolglos. Daniel-Kofi Kyereh kam im Auftaktspiel Ghanas gegen Marokko am Montag in Yaoundé erst in der 86. Minute ins Spiel - kurz nachdem sein Team in Rückstand geraten war. Den 0:1-Fehlstart konnte der 25 Jahre alte Mittelfeldspieler des FC St. Pauli nicht mehr verhindern.

Rund 7800 Kilometer nördlich verfolgen seine Club-Kollegen, wie es Kyereh bei seinem ersten großes Turnier für das Heimatland seines Vaters ergeht. "Ich habe gestern nachgeguckt, wie sie gespielt haben und ob er reingekommen ist", sagte Kapitän Philipp Ziereis.

Am Freitag trifft Kyereh mit Ghana auf Gabun

In mindestens zwei Spielen könnte Kyereh noch für das als Mitfavorit geltende Ghana beim Kontinentalturnier zum Einsatz kommen: Am Freitag geht es gegen Gabun, vier Tage später gegen die Komoren. So verpasst er sicher den Auftakt in die Zweitliga-Restrunde am Sonnabend (13.30 Uhr/Sky) gegen Erzgebirge Aue und am Dienstag das Achtelfinale im DFB-Pokal gegen Titelverteidiger Borussia Dortmund. Und auch beim Stadtderby beim Hamburger SV am 21. Januar wird er nicht dabei sein.

"Er ist ein enorm wichtiger Spieler für uns. Er hat das in der Hinrunde gezeigt und auch im letzten Jahr schon, dass er eine unfassbare Qualität am Ball hat und den Unterschied machen kann", lobte Ziereis. Aber auch Kyerehs Afrika-Abenteuer sei etwas, "auf das, wir keinen Einfluss haben. Deswegen müssen wir das so hinnehmen", sagte er. "Wir werden das Bestmögliche machen, um seinen Ausfall auffangen zu können. Das wird uns gelingen."

Dass Kyereh überhaupt bei dem Kontinentalturnier dabei ist, hat viel mit dem Kiezclub zu tun. Auch dank ihm erlebt St. Pauli in dieser Saison einen Aufschwung, der ihn bis an die Tabellenspitze führte.

Kyereh kam vor eineinhalb Jahren von Absteiger Wiesbaden

Der in Ghanas Hauptstadt Accra geborene und bei Braunschweig aufgewachsene Kyereh war im Sommer 2020 vom damaligen Zweitliga-Absteiger SV Wehen Wiesbaden ablösefrei nach Hamburg gekommen. Er überzeugte sofort als Ideengeber im Mittelfeld. Vor allem in der Rückrunde 2021 trug er dazu bei, dass der Verein sich aus den Tiefen der Abstiegszone noch ins gesicherte Mittelfeld rettete. Am Ende standen bei ihm neun Tore und zehn Assists.

Daran knüpfte er auch in den 18 Punkt-Spielen in der bisherigen Saison an. Bislang verpasste er gerade einmal 39 Spielminuten und stand immer in der Startelf. Er erzielte fünf Tore und legte zehn Mal für andere Torschützen auf. Sein Marktwerten soll er mittlerweile von zwei Millionen auf drei Millionen Euro gesteigert haben.

Am 6. Februar steigt das Finale des Afrika-Cups

Die starken Leistungen blieben den Verantwortlichen Ghanas nicht verborgen. Anfang September gab Kyereh sein Länderspieldebüt in der WM-Qualifikation gegen Äthiopien (1:0). Sein Einsatz am Montag gegen Marokko war der sechste für die Black Stars. Weitere sechs Spiele könnten beim Afrika Cup noch folgen: Dann müsste Ghana aber am 6. Februar das Spiel um Platz drei oder das Finale erreichen.

Für Kyereh ist die Reise nach Kamerun ein Erfahrungsgewinn, für den FC St. Pauli ein Qualitäts-Verlust. Doch auch wenn Cheftrainer Timo Schultz die Reise seines Mittelfeldmachers - zumal in ein Corona-Hochrisikogebiet - mit gemischten Gefühlen sieht, gönnt er seinem derzeit Besten das Highlight.

Schon zu Beginn der kurzen Winter-Vorbereitung hatte der 44-Jährige gesagt: "So sehr ich mich für uns ärgere, weil wir ihn natürlich gerne in den tollen Spielen im Januar hier hätten, so sehr freue ich mich für ihn persönlich, weil es eine Ehre ist, das eigene Land, das Land der Eltern vertreten zu können."