Hamburg. Der Jockey aus Stade stellt auf Sisfahan mit seinem achten Sieg im Deutschen Derby einen Rekord ein. Doch der Glamour-Faktor fehlte.

Bereits früh auf der Zielgeraden waren bei Andrasch Starke die letzten Zweifel, wer das 152. Deutsche Derby gewinnt, verflogen. Deutlich vor dem Ziel hob der gebürtige Stader seine Peitsche und salutierte damit den mehr als 900 Zuschauern, die auf der Horner Rennbahn zumindest für eine Miniversion des berühmt-berüchtigten „Roars“ sorgten.

Der 47-Jährige, der als 125:10-Außenseiter gestartet war, gewann überraschend das mit 650.000 Euro dotierte Traditions-Galopprennen über 2400 Meter auf Sisfahan vor Topfavorit Alter Adler mit Jockey Theo Bachelot (28/Frankreich). „Hamburg, der King is back“, rief Starke voller Euphorie in das Mikrofon und meinte damit eher sein Pferd als sich selbst. Sisfahan ist der Sohn des Hengstes Isfahan, der 2016 das Traditionsrennen gewonnen hatte.

Andrasch Starke ist „König von Horn“

Dabei hat sich Starke am Sonntag selbst zum „König von Horn“ gekürt. Für den Routinier war es bereits der achte Derbysieg. Damit stellte der Lokalmatador den Rekord von Gerhard Streit ein, der zwischen 1938 und 1961 acht Siege schaffte. „Es ist der Wahnsinn. Nach dem dritten oder vierten Sieg hätte ich nicht gedacht, dass sich das noch toppen lässt. Ich bin überglücklich, hier vor meiner Kulisse gewonnen zu haben“, sagte Starke, der sich gut vorstellen kann, im nächsten Jahr den alleinigen Rekord anzupeilen. „Auch wenn ich 47 Jahre alt bin. Ich fühle mich topfit und kann hier allen noch Paroli bieten“, sagte er.

Sibylle Vogt wurde dritte im Deutschen Derby in Horn.
Sibylle Vogt wurde dritte im Deutschen Derby in Horn. © WITTERS | LeonieHorky

Ähnlich euphorische Gefühle empfand nach dem Hauptrennen auch Sibylle Vogt (26), die auf Imi einen sensationellen dritten Platz belegte. Die Schweizerin ist die erste Frau in der Geschichte des Meetings, die es beim Kampf um das „Blaue Band“ unter die ersten drei Jockeys geschafft hat. „Das ist fast wie ein Sieg. Als Frau Dritte im Derby zu werden, ist etwas Spezielles. Dabei hatte ich mit der Startbox 20 eine richtig schlechte gehabt. Aber ich habe versucht, das Beste daraus zu machen. Das ist mein erster Platzrang in einem Gruppe-1-Rennen. Und das im Derby, dem Rennen der Rennen“, jubelte Vogt, die erst 200 Meter vor dem Ziel langsam daran glaubte, dass etwas Historisches möglich ist.

Hamburger Renn-Club optimistisch bei Umsatz

„Ich wusste, wenn ich in der Nähe von Andrasch Starke bin, dann kann es nicht so schlecht sein. Er ist echt ein Fuchs, wie er die Rennen lesen kann“, sagte Vogt, die ihr ohnehin sehr erfolgreiches Meeting krönte.

Ob es für den Hamburger Renn-Club (HRC) auch in wirtschaftlicher Hinsicht Grund zur Freude geben wird, ist noch offen. Vor dem Meeting hatte Schatzmeister Johann-Heinrich Riekers (51) erklärt, dass man mit 1,7 bis 1,8 Millionen Euro Gesamtumsatz kalkuliere. Der Tagesumsatz am Sonntag lag bei 829.609 Euro, davon 176.675 Euro auf der Bahn. Der Gesamtumsatz für das Meeting betrug 1.647.874 Euro. „Wir sind aber trotzdem zuversichtlich, dass wir die anvisierte schwarze Null für 2021 erreichen können“, sagte Riekers.

Deutsches Derby: Weniger Zuschauer als erwartet

Und das trotz der Tatsache, dass die Zuschauerzahlen beim Derbymeeting hinter den Erwartungen zurückgeblieben sind. Nur der Sonntag war mit den behördlich zugelassenen 1000 Besuchern ausverkauft. Am Sonnabend fanden immerhin ebenfalls mehr als 900 Pferdesport-Fans den Weg auf die Rennbahn. „Wir haben immer noch die Covid-Pandemie. Das bedeutet, dass manch einer Angst hat und sich nicht mit mehreren Menschen treffen will. Ich bin froh, dass so viele Besucher im Rahmen der Möglichkeiten gekommen sind“, kommentierte Riekers die Zuschauerzahlen.

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Das ausgearbeitete Hygienekonzept wurde zu großen Teilen auch umgesetzt. Der Sicherheitsdienst musste höchstens einmal einschreiten, wenn zu viele Menschen an einem Tisch saßen. Der guten Stimmung tat das aber keinen Abbruch. „Wir hatten keinen Unfall mit Mensch und Tier, nur am Mittwoch viel Regen, und somit eine außerordentlich gute Woche“, bilanzierte Riekers.

Beim Derby in Hamburg fehlte der Glamour-Faktor

Im kommenden Jahr soll – sofern es die Pandemie zulässt – wieder ein normales Derbymeeting mit bis zu sieben Renntagen samt buntem Rahmenprogramm und gewohntem Flair stattfinden. Der Glamour-Faktor fehlte in diesem Jahr komplett. Die Besucher mussten über einen Seiteneingang – vorbei an Altpapier-und Müllcontainern – die Bahn betreten, weil es aus Kostengründen nur einen gemeinsamen Zugang für Aktive und Besucher gab.

„Das Derbymeeting soll ein Volks-und Familienfest sein. Das Einzige, was wir in diesem Jahr hatten, waren schnelle Pferde, etwas zu essen und zu trinken“, gestand Riekers offen ein, wohlwissend, dass der eigene Anspruch ein anderer sein muss. „Im nächsten Jahr muss wieder etwas geboten werden. Die Sponsoren haben bereits grünes Licht gegeben, dass wir da etwas auf die Beine stellen können. Ich hoffe, dass wir 2022 vielleicht wieder 10.000 Zuschauer auf die Bahn kriegen, wenn die Menschen zu großen Teilen durchgeimpft sind und die Pandemie im Griff ist“, sagte er.