Hamburg. Das mit 650.000 Euro dotierte 152. Deutsche Derby ist ein Rätsel mit vielen Unbekannten. Vier Fragen zum Galoppmeeting.
Der sechs Jahre alte Hengst Majestic Colt hat seine Position als Deutschlands bester Sprinter gefestigt. Im Großen Preis von Lotto Hamburg (33.000 Euro) setzte sich der Favorit am Freitag unter seinem Jockey Eduardo Pedroza gegen Call Me Mister sowie die Stute Dibujaba durch. Am Sonnabend und Sonnabend stehen auf der Galopprennbahn in Hamburg-Horn zwei weitere Renntage an, darunter das traditionsreiche Deutsche Derby.
Was passiert am Sonnabend? Der Galopper des Jahres ist der Star am Pre-Derbytag. Torquator Tasso – der Derby-Zweite aus dem Vorjahr – geht um 14.05 Uhr als Favorit in den mit 44.000 Euro dotierten Großen Hansa-Preis. Rene Piechulek reitet den Hengst, der auf fünf Gegner trifft. Zu den Besonderheiten am Sonnabend zählt der Nachwuchsförderpreis der Mehl-Mülhens-Stiftung, der sich an Auszubildende und Jockeys mit weniger als 50 Siegen in der Altersklasse U 30 richtet (19 Anmeldungen).
Was passiert am Derbytag? Die Veranstaltung am Sonntag ab 10.50 Uhr, die erste von zwölf Prüfungen startet um 11.20 Uhr. Im Sparkasse Holstein-Cup (Gruppe III, 33.000 Euro, 1.600 Meter) sind dreijährige und ältere Stuten gefordert. Den dreijährigen Stuten vorbehalten ist die Mehl-Mülhens-Trophy (Gruppe III, 33.000 Euro, 2.200 Meter). Im Hapag Lloyd-Rennen/BBAG Steher-Auktionsrennen (52.000 Euro, 2.200 Meter) und im Rudolf August Oetker Gedächtnisrennen/BBAG Meiler-Auktionsrennen (52.000 Euro, 1.600 Meter) lockt viel Geld. 66.666 Euro werden für die Wetter in der Viererwette des siebten Rennens (Ausgleich III, 2.200 Meter) ausgespielt. Das ist die höchste Garantiesumme des Jahres in Deutschland. 11.111 Euro sind es in der Viererwette des zwölften Rennens (Ausgleich III, 1.600 Meter).
Wer ist der Derby-Favorit? Das mit 650.000 Euro dotierte 152. Deutsche Derby ist ein Rätsel mit vielen Unbekannten. Dazu zählt auch der bei den Buchmachern favorisierte Alter Adler. Der Hengst des Bankiers Jürgen Imm ist von seinem Trainer Waldemar Hickst bisher nur in Frankreich eingesetzt worden. Doch was seine zwei Siege im Nachbarland wert sind, ist vor dem wichtigsten Rennen der deutschen Turfsaison (ca. 16.05 Uhr) schwer einzuschätzen.
Alter Adler und sein französischer Jockey Theo Bachelot könnten von dem Ausfall gleich mehrerer Sieger in wichtigen Vorbereitungsrennen profitieren. So fehlt Best of Lips, der vor drei Wochen in Köln mit dem Union-Rennen den wichtigsten Derbytest in beeindruckender Manier für sich entscheiden konnte. Eine Stauchung verhindert einen Start.
Nicht dabei sind auch wegen der Corona-Einreisebestimmungen vierbeinige Gäste aus England. „Wir wären gerne gekommen, aber man will uns nicht“, sagte etwa Trainer William Haggas, der seinen Crack Alenquer jetzt in Paris laufen lässt. Wobei es nicht um die Anreise der Pferde geht, sondern um die der Betreuer und Jockeys. Eine längere Quarantäne will niemand in Kauf nehmen.
So führt Alter Adler die einheimische Favoritenliste an, die aus zum Großteil noch unbekannten Namen besteht. Einzig Sea of Sands, einer von drei Kandidaten des in Mülheim (Ruhr) trainierenden Jean-Pierre Carvalho, hat bereits ein zur internationalen Kategorie zählendes Gruppe-Rennen gewonnen. Mit Sky Out, der dem im Vorjahr erfolgreichen Bergheimer Gestüt Schlender-han gehört, läuft sogar ein Pferd, das überhaupt noch nie gewonnen hat. Sicherheitshalber lässt man in dem Franzosen Ronan Thomas den Jockey einfliegen, der im Juli 2020 den siegreichen In Swoop geritten hat. Erstmals werden auch zwei Amazonen im Blauen Band zum Einsatz kommen: Deutschlands beste Reiterin Sibylle Vogt (Imi) und die Französin Mickaelle Michel (Nacido).
Teuer wird das Rennen in jedem Fall für die Familie Norman, Eigner von Lord Charming. Der Hengst aus dem Stall von Trainer Peter Schiergen war zum ursprünglichen Nennungsschluss im September nicht gemeldet worden. Er wurde erst am Montag für 65.000 Euro ins Feld genommen. Normalerweise beträgt das Startgeld 7500 Euro. Mindestens Dritter muss er werden, wenn sich das Investment tragen soll. Den Veranstalter freut die verspätete Nachmeldung, fließt das Geld doch in die Vereinskasse.
Und die hat es nötig, denn bei dem viertägigen Derby-Meeting sind pro Tag nicht mehr als 1000 Zuschauer dabei. Obwohl der Senat am Ende bis zu 2500 Zuschauer erlaubt hätte, verzichteten die Organisatoren auf die Aufstockung – zu hohe Kosten für mehr Sicherheitspersonal, Desinfektionsspender und Absperrmaßnahmen.
Wie kann man das Derby verfolgen? Eine Liveübertragung mit Interviews gibt es auf „abendblatt.de/galoppmeeting“. Auch die ARD-Sportschau (ab 16.05 Uhr, nach der Tour de France) und die ZDF-Sportstudio-Reportage (So, ab 17.10 Uhr) berichten.