Hamburg. Der Blick von Trainer Timo Schultz geht nach dem 0:2 gegen Paderborn in der Tabelle wieder nach unten.

Da war sie wieder, die Frage nach dem Derby-Fluch. Nach dem Auslaufen am Dienstag, dem Tag nach dem 0:2 gegen den SC Paderborn. Schließlich hat der FC St. Pauli seit dem Triumph gegen den HSV nicht mehr gewonnen, sogar kein Tor mehr geschossen. Zweimal nacheinander stand die Null, allerdings: auf der falschen Seite. Das hatte es in diesem Jahr überhaupt noch nicht gegeben.

Auch vor zehn Jahren stand St. Pauli in der Rückrundentabelle nach dem 1:0-Derbysieg am 21. Spieltag ganz oben – und gewann danach kein Spiel mehr. Timo Schultz war damals als Spieler dabei. „Nein“, sagt der jetzige Trainer voller Überzeugung, „die Situation damals war ganz anders. Ich habe überhaupt keine Befürchtungen.“

Schlüsselspieler hatten sich nach dem Derby gegen den HSV schwer verletzt

Es war vor zehn Jahren in der Bundesliga, Schlüsselspieler wie Bastian Oczipka und Carlos Zambrano hatten sich nach dem Derby schwer verletzt, der Kader konnte das nicht auffangen. „Diesmal haben wir ein ganz anderes Gerüst, eine ganz andere Stabilität“, ist Schultz überzeugt. Dennoch schaut er nun nach unten, der Blick nach oben hat sich mit dem Montag schließlich erledigt. „Es geht nun darum, die Punkt-Distanz zu den Abstiegsplätzen zu halten oder auszubauen.“

Neun Punkte beträgt der Vorsprung auf den Relegationsplatz 16 weiterhin, auf dem der VfL Osnabrück steht. Das ist am Sonntag der nächste Gegner. „Dass wir uns diesen Vorsprung erarbeitet haben, das war eine Wahnsinnsleistung in den letzten Wochen“, meinte Schultz.

Rodrigo Zalazar und Daniel-Kofi Kyereh blieben fast wirkungslos

Eine „Wahnsinnsleistung“, die offenbar nicht ganz ohne Substanzverlust geblieben ist. Gegen den glänzend eingestellten und sehr griffigen Bundesligaabsteiger wirkten einige Leistungsträger der letzten Wochen weniger agil – um nicht zu sagen: müde. „Paderborn war in der ersten Halbzeit im Kopf etwas schneller, das ärgert mich“, sagte der Trainer.

Spieler wie Rodrigo Zalazar oder Daniel-Kofi Kyereh, die mit ihrer Explosivität oft den Unterschied ausgemacht hatten, blieben am Montag fast wirkungslos. „Ich hatte nach dem Spiel das Gefühl, dass so fünf Prozent Spritzigkeit und Wachheit gefehlt haben“, meinte Schultz.

Die letzten Wochen haben Kraft gekostet

So ganz erklären konnte er das nicht. Die „Rallye“, der letzten Wochen habe natürlich Kraft gekostet, das Training sei aber gut gesteuert gewesen. Dennoch: „Wir hatten relativ wenige Balleroberungen in der Zone, wo wir sie eigentlich geplant hatten. Das sind so Phasen, in denen Jungs wie Zalazar und Kyereh absolut ihre Stärken haben.“

So kommt eins zum anderen. Der Gegner kommt besser ins Spiel, die eigenen Spieler müssen auf schwerem Boden dem Ball hinterherjagen. „Dann war neben der fehlenden geistigen Frische vielleicht auch die körperliche Frische nicht mehr so da“, analysierte der Trainer: „Das hat man dann Montag gesehen, dass das unterm Strich gefehlt hat.“

Guido Burgstaller kam nicht in eine viel versprechende Abschlussposition

Die Defizite setzen sich dann bis vor das Tor fort. Guido Burgstaller kam überhaupt nicht in eine viel versprechende Abschlussposition. Die Statistiker verzeichneten zwar 17 zu elf Torschüsse für die Gastgeber, aber nur drei gingen überhaupt auf das Paderborner Gehäuse. Die neue Torarmut aber schreckt den Trainer noch nicht: „Wenn die Chancen mal nicht mehr da sind, dann müssten wir uns Sorgen machen.“

An diesem Mittwoch ist trainingsfrei, noch einmal die müden Glieder schonen. Dann beginnt die Vorbereitung auf die folgenden Partien, die aufzeigen werden, wohin der Weg wirklich geht für den FC St. Pauli. Am Sonntag zunächst nach Osnabrück; wenn die heiß erwartete Länderspielpause vorbei ist, kommt am Ostermontag Eintracht Braunschweig ans Millerntor. Die Niedersachsen stecken als 15. wie der VfL tief im Abstiegskampf fest.

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„Ich gehe mit einem guten Gefühl in die nächsten Wochen. Aber es ist klar, dass Osnabrück und Braunschweig keine Selbstgänger werden“, sagt Schultz. Die richtigen Schlüsse aus der Niederlage gegen Paderborn wollen sie im Trainer-Staff ziehen: „Wir gucken nach unten und wollen so schnell wie möglich so viele Punkte wie möglich.“ Der zehn Jahre alte Derbyfluch muss schließlich ein für alle Mal gebannt werden.