Hamburg. Nach dem 0:2 gegen den SC Paderborn rutschen die Hamburger auf Platz elf ab. Gibt es für den Kiezclub den nächsten Derbyfluch?

Dass die Erfolgsserie des FC St. Pauli einmal zu Ende gehen würde, das war ja zu erwarten. Dass die Hamburger beim 0:2 (0:1) gegen den SC Paderborn aber selbst ganz wesentlichen Anteil an den Gegentoren hatten, davon konnte natürlich niemand ausgehen.

Das viel beschworene Spielglück der letzten Wochen jedenfalls, das wendete sich an diesem Abend gegen die Hamburger, die durch die erste Niederlage nach sechs Spielen den Sprung auf einen einstelligen Tabellenplatz verpassten und stattdessen nun wieder nach unten gucken.

FC St. Pauli: Eigentor und Platzfehler

Kapitän James Lawrence (7. Minute) mit einem Eigentor und Torwart Dejan Stojanovic (69.) mit einem durch einen Platzfehler provozierten Halbeigentor nach einem Kopfball von Sebastian Schonlau waren die Unglücksraben in einem intensiven Zweitligaspiel, in dem Bundesligaabsteiger Paderborn seine Klasse zeigte. „Paderborn hat es einfach gut gemacht. Das wirft uns nicht um“, sagte St. Paulis Trainer Timo Schultz.

Weil Finn-Ole Becker nach seinen muskulären Problemen doch nicht rechtzeitig matchfit wurde, rückte Luca Zander auf seine Position im rechten Mittelfeld vor. In der Abwehr-Viererkette war James Lawrence rechtzeitig wieder einsatzfähig. Kapitän Philipp Ziereis musste deshalb auf der Bank Platz nehmen, weil Tore Reginiussen zuletzt voll überzeugen konnte. „Tore hat es nicht nur in Karlsruhe, sondern auch im Derby wirklich sehr, sehr gut gemacht“, begründete Schultz.

Paderborn wollte Stress erzeugen

Schließlich blieb St. Pauli in beiden Spielen ohne Gegentor. Als um 20.29 Uhr die „Hells Bells“ erklangen, liefen die Hamburger in besonderen Trikots auf. „Rassismus“ stand auf der Spielerbrust – allerdings dick rot durchgestrichen. „Zum Start der internationalen Woche gegen Rassismus möchten wir ein Zeichen setzen“, teilte der Club mit. Es soll der Auftakt zu einer Reihe von Aktionen sein.

Auf dem Spielfeld allerdings gingen die gelungenen Aktionen zunächst von den Gästen aus. Wie erwartet griff Paderborn die Hamburger schon hoch beim Spielaufbau an und ließ so wenig konstruktive Offensivaktionen zu. „Sie wollen Stress erzeugen“, wusste Schultz vor der Partie.

Immer wieder kamen die Gästestürmer zu Chancen

Die schnellen Stürmer stellten die St. Pauli-Deckung zudem immer wieder vor große Probleme. So kam es auch schon in der siebten Minute zum 0:1. Julian Justvan schlug einen Zuckerpass über das halbe Spielfeld in den Lauf von Chris Führig, der chippte den Ball an Torwart Dejan Stojanovic vorbei. Der Rettungsversuch von Lawrence kurz vor der Torlinie war vergeblich – Eigentor.

Zum ersten Mal seit dem 1:1 in Würzburg am 6. Januar lagen die Kiezkicker wieder in einer Partie mit 0:1 zurück. Das blieb in der ersten Hälfte nicht ohne Wirkung. Immer wieder kamen die Gästestürmer zu Chancen. Christopher Antwi-Adjei verzog knapp aus 18 Metern (14.), und als Dennis Srbeny aus 16 Metern abzog, fehlte noch weniger (21.). SCP-Keeper Leopold Zingerle musste tatsächlich erstmals in der 27. Minute eingreifen, als er eine Flanke von Zander vor Guido Burgstaller herunterpflückte.

Das Spiel wurde immer besser

Im Gegenzug hatte dann der Kölner Keller seinen großen Moment und St. Pauli großes Glück. Nach einem Laufduell von mit Reginiussen im Strafraum sank Sven Michel zu Boden, Schiedsrichter Robert Schröder aus Hannover entschied auf Strafstoß. Alles stand schon bereit, dann kam das Signal aus Köln. Videoassistent Thorben Siewer legte kalibrierte Linien an, zwei Minuten lang – und stellte dann tatsächlich eine Abseitsposition von Michel fest. Durchatmen bei den Hamburgern und den wieder hörbaren Tribünengästen aus Vorstand und Geschäftsstelle: „Vorwärts St. Pauli.“

Das muss irgendwie doch Wirkung gezeigt haben. Danach drehte St. Pauli auf und fand zum Ende der ersten Hälfte in die Nähe der Form der vergangenen Wochen. Das Spiel wurde immer besser und in 40. Minute musste auch Zingerle bei einem Freistoß von Leart Paqarada ernsthaft eingreifen.

Zum zweiten Mal nach Derbytriumph ohne Sieg

Nach der Pause drängten die Boys in brown noch entschlossener auf den Ausgleich. In der 48. Minute zog Omar Marmoush aus 19 Metern ab, Zingerle brachte gerade noch die Fingerspitzen an den Ball. Rico Benatelli (66.) schoss frei stehend über das Tor.

So kam es auch zum zweiten Gegentor. Zunächst verhinderte Stojanovic noch einen Treffer gegen Michel. Aus der anschließenden Ecke aber entwickelte sich die Vorentscheidung. Der Kopfball von Schonlau veränderte auf dem tiefen Boden leicht seine Richtung. Stojanovic sah so sehr unglücklich aus, es passte irgendwie zu diesem Abend des gewendeten Glücks. So blieb St. Pauli zum zweiten Mal nach dem Derbytriumph gegen den HSV ohne Sieg – das dürfte dem Club irgendwie bekannt vorkommen.

FC St. Pauli: Stojanovic – Ohlsson, Reginiussen, Lawrence, Paqarada (76. Makienok) – Zander (46. Aremu), Benatelli (76. Daschner), Zalazar Martinez (70. Dittgen) - Kyereh (89. Matanovic) - Marmoush, Burgstaller.

Paderborn: Zingerle - Ananou, Hünemeier, Schonlau, Collins – Antwi-Adjej (82. Owusu), Schallenberg, Justvan (58. Vasiliadis) – Srbeny (67. Thalhammer) – Michel, Führich (82. Ingelsson).

Schiedsrichter: Robert Schröder (Hannover).

Tore: 0:1 Führich (7.), 0:2 Schonlau (69.).

Gelbe Karten: Aremu (4), Ohlsson (7) / Hünemeier (5), Vasiliadis (2).