Hamburg. 2019 hing das Leben des Eishockeyspielers nach einem Arterienriss am seidenen Faden, Anfang 2020 folgte die nächste Verletzung.
Er hat versucht, die dunklen Gedanken aus seinem Kopf zu verbannen, aber jeder Blick auf das aktuelle Datum bringt sie zurück. „Der Januar war in den vergangenen beiden Jahren nicht unbedingt mein Monat, deshalb denke ich jetzt manchmal an die Verletzungen“, sagt Tobias Bruns. Nicht unbedingt mein Monat, das ist eine Umschreibung, die typisch ist für den positiv denkenden Stürmer des Eishockey-Oberligaclubs Crocodiles Hamburg. Schließlich hätte vor fast genau zwei Jahren sein Leben beendet sein können.
Am 13. Januar 2019 erlitt der 31-Jährige im Auswärtsspiel in Tilburg bei einem fairen Check seines Gegenspielers Ryan Collier einen Arterienriss im linken Rippenbereich. Bruns verlor fast drei Liter Blut, das seine Lunge kollabieren ließ, er musste per Notoperation gerettet werden. Noch heute hat er Schmerzen in der Lunge, die aus der Vernarbung der Drainagenwunde und einem verklumpten Bluterguss herrühren. Der Riss des Syndesmosebandes, der ihn im Januar 2020 wochenlang außer Gefecht setzte, mutet dagegen wie ein kleiner Kratzer an.
Bruns hat alles Crocodiles-Spiele absolviert
Die Frage, inwiefern er ob des Lungenschadens im Fall einer Corona-Infektion als Risikopatient gelten müsse, hat der Angreifer, der seit 2017 in Personalunion auch die Medienarbeit des Clubs verantwortet, den Teamärzten auch gestellt. Antwort: „Meine Lungenfunktion ist nicht eingeschränkt, alles gut also.“ Und genauso geht Bruns in dieser von kurzfristigen Spielabsagen und einer Verletzungsmisere geprägten Saison 2020/21 auch zu Werke. Als einer von nur neun Akteuren des 22-köpfigen Kaders hat er alle bislang 19 Partien absolviert.
„Diese Saison ist definitiv eine besondere. Dass ein Spiel ausfällt, hatte ich vorher praktisch noch nie erlebt. Nun hatten wir schon sechs Änderungen im Spielplan. Sich darauf einzustellen, dass ein freies Wochenende doch nicht frei ist oder man spontan ganz woanders spielt als ursprünglich geplant, ist mental herausfordernd“, sagt er. Die körperliche Erschöpfung, die daraus entsteht, dass geregelter Trainingsbetrieb angesichts der Terminenge selten möglich ist, sorge zudem für erhöhte Verletzungsgefahr. „Umso glücklicher bin ich, dass ich bislang gut durchgekommen bin, und hoffe sehr, dass das so bleibt.“
Bruns muss noch zwei Partien "überstehen"
Acht Partien stehen in der zweiten Hälfte seines „Unglücksmonats“ noch an, beginnend an diesem Freitag (20 Uhr, Eisland Farmsen) gegen die Leipzig Icefighters. Trotz aller Belastung: Tobias Bruns freut sich darauf, und das zu Recht. Wenn aller guten Dinge wirklich drei sind, kann der Januar 2021 ja nur glücklich enden.