Hamburg. Die 18-Jährige will beim ITF-Turnier in Horn endlich beweisen, welches Potenzial sie besitzt. Zwei weitere Hamburgerinnen im Rennen.

15 Punkte in der schriftlichen Philosophieprüfung haben einen wichtigen Beitrag zu ihrer Abiturnote von 1,7 geleistet. Warum Eva Lys in der Lage war, diesen Bestwert zu erreichen, das wird im Gespräch mit dem Tennistalent, das in dieser Woche beim ITF-Turnier im Leistungszentrum des Hamburger Verbands in Horn „Heimrecht“ genießt, klar.

Wer die 18-Jährige um eine Einordnung dessen bittet, was in den vergangenen Monaten in ihrem Leben passiert ist, der erhält eine reflektierte Betrachtung. Keine leeren Worthülsen, kein belangloses Instagram-Twitter-Gewitter, sondern klar strukturierte Aussagen, die darauf schließen lassen, dass ihre Gedanken weiter reichen als von der Grundlinie bis zum Netz.

Eva Lys' Vater war Daviscupspieler

Das ist nicht selbstverständlich, schließlich hat sich die Absolventin der Eliteschule des Sports am Alten Teichweg entschieden, ihren Sport in den Mittelpunkt ihres Lebens zu stellen, obwohl ihre Eltern großen Wert darauf legen, die Ausbildung nie zu vernachlässigen. Die Familie, die in Glinde lebt, war aus Kiew nach Hamburg gekommen, als Eva ein Jahr alt war.

Gute Gene: Eva Lys' Vater spielte früher ebenfalls Tennis.
Gute Gene: Eva Lys' Vater spielte früher ebenfalls Tennis. © Unbekannt | Andreas Laible

Vater Wladimir, der auch ihr Trainer ist, war in der Ukraine Daviscupspieler. Mutter Maria, die nie Tennis spielte, brachte die Perspektive der Mahnerin ein, „dass man immer einen Plan B haben muss, falls es mit dem Sport nicht funktioniert“. Schwester Lisa (23), die in Horn am Sonntag in der Qualifikation ausschied, fokussiert sich mittlerweile mehr auf ihr Jurastudium.

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Eva Lys erfreut über Rittners Einschätzung

Aber weil Eva Lys als eins der größten Talente im deutschen Damentennis gilt, ist die Hoffnung groß, dass nach der schulischen auch die sportliche Reifeprüfung mit Bravour gelingen kann. Barbara Rittner, leitende Bundestrainerin im Deutschen Tennis-Bund (DTB), ist jedenfalls überzeugt vom Potenzial der ins Porsche Talent Team aufgestiegenen Athletin. „Sie erinnert mich mit ihrem technisch sehr sauberen, druckvollen Spiel an die junge Sabine Lisicki. Sie muss ihren Aufschlag verbessern, aber eine Eva in fit und mit gutem Aufschlag hat das Potenzial für die Top 20“, sagt die 47-Jährige.

Eva Lys gilt als eins der größten Talente im deutschen Damentennis.
Eva Lys gilt als eins der größten Talente im deutschen Damentennis. © Imago/ZUMA Wire | Unbekannt

Eva Lys freut sich über diese Einschätzung. Sie hat in den vergangenen Monaten, in denen Turniere kaum möglich waren – ihr letztes internationales Match bestritt sie Anfang März 2020, als sie das ITF-Turnier in Altenkirchen gewann –, viel an ihrer Fitness gearbeitet. „Ich habe in allen Bereichen viel Verbesserungspotenzial und weiß wahrscheinlich selbst noch gar nicht, wie weit am Anfang ich stehe“, sagt die Nummer 610 der Weltrangliste. Dennoch brenne sie darauf, ihr Potenzial endlich wieder nachzuweisen.

Eva Lys im Austausch mit Barbara Rittner während eines Turniers in Berlin im vergangenen Juli.
Eva Lys im Austausch mit Barbara Rittner während eines Turniers in Berlin im vergangenen Juli. © Imago/ZUMA Wire | Unbekannt

In Runde eins hat sie dazu an diesem Dienstag gegen die Ungarin Anna Bondar (23/Nr. 275) die Gelegenheit. Wenn es schiefgeht, würde sie dennoch entspannt bleiben. „Man kann in jeder Lebenssituation drei positive Dinge finden, auch in der härtesten Niederlage“, sagt sie. Ein Satz, der aus ihrer Philosophieprüfung stammen könnte.

Hamburg hat noch zwei weitere Eisen im Feuer

Erst am Mittwoch steigt mit Noma Noha Akugue die zweite Hamburger Hauptfeldstarterin ins Turnier ein. Die 17-Jährige, an Position 1655 der Welt geführt, ist verbal das komplette Gegenteil ihrer Vereinskollegin vom Club an der Alster, wies aber im Dezember mit dem überraschenden Gewinn des deutschen Hallenmeistertitels ihre Schlagfertigkeit auf dem Court nach.

Noma Noha Akugue wurde im Dezembver überraschend deutsche Hallenmeisterin.
Noma Noha Akugue wurde im Dezembver überraschend deutsche Hallenmeisterin. © Imago/Claudio Gärtner | Unbekannt

Medientermine hat sie zunächst in Absprache mit den Bundestrainern eingestellt, will sich auf den Sport konzentrieren. Vor dem Duell mit der an Position drei gesetzten Norwegerin Ulrikke Eikeri (28/Nr. 260) dürfte das die richtige Priorität sein.

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Am Montagabend nutzte Nachwuchshoffnung Ella Seidel (15) vom Klipper THC die Chance, aus dem Hamburger Duo ein Trio zu machen. Im Qualifikationsfinale besiegte sie nach einem so couragierten wie konzentrierten Auftritt Lina Gjorcheska (26/Nr. 349) aus Nordmazedonien mit 6:4, 7:6 (7:1) und trifft nun in Runde eins am Dienstag gegen Qinwen Zheng (18/China/Nr. 287). Barbara Rittner traut ihr weitere Siege zu: „Ella hat sich toll entwickelt, sie arbeitet sehr fokussiert und ist körperlich stark. Von ihr verspreche ich mir viel.“