Hamburg. Mateta-Hattrick lässt Mainz aufatmen. Haaland trifft in Berlin viermal. Bayern straucheln gegen Bremen. Schalker Krise immer schlimmer.

Der FC Bayern ist gegen seinen Lieblingsgegner Werder Bremen überraschend ins Stolpern geraten. Die Münchner mussten sich am achten Spieltag der Fußball-Bundesliga mit einem 1:1 (0:1) begnügen und ließen damit nach 19 Siegen in Serie gegen Werder erstmals wieder Punkte liegen.

Den Münchner Patzer nutzten Bayer Leverkusen und Borussia Dortmund, um jeweils bis auf einen Zähler an den Spitzenreiter heranzurücken. Leipzig hätte sogar gleichziehen können, verpasste die Chance gegen Frankfurt aber. Am Tabellenende gelang dem FSV Mainz 05 am Sonntag dank des dreifachen Torschützen Jean-Philippe Mateta ein Befreiungsschlag. Köln dagegen verharrt im Krisenmodus.

Trotz Gesängen vom Band: Kölns Misere hält an

Trotz lautstarker Unterstützung vom Band hat der 1. FC Köln seine Negativserie in der Bundesliga fortgesetzt. Das Team von Ex-HSV-Trainer Markus Gisdol verlor nach einer schwachen Vorstellung 1:2 (0:1) gegen Union Berlin und wartet nun bereits seit 18 Spielen auf einen Sieg in der Liga. Eine derart lange Serie hat der FC in seiner Historie erst zweimal hingelegt – aktuell spricht wenig dafür, dass sie am kommenden Sonnabend im Spiel bei Borussia Dortmund ein Ende findet.

Daran konnten auch die kreativen FC-Fans nichts ändern. Einige Anhänger hatten sich außerhalb des Stadions vor der Südkurve versammelt und spielten mit einer großen Box Gesänge ab, was im Stadion zwar laut zu hören war, dem Spiel der Kölner in ihren knalligen Karnevalstrikots allerdings nicht den erhofften Schub gab.

Im Gegenteil: Taiwo Awoniyi (27.) brachte die Gäste nach einem Fehler von Innenverteidiger Rafael Czichos in Führung. Den zwischenzeitlichen Ausgleich durch Ellyes Skhiri (36.) konterte Max Kruse (72.), der vom Elfmeterpunkt erst an Timo Horn scheiterte, dann aber im Nachschuss traf. Es war der bereits sechste Elfmeter, der gegen den FC verhängt wurde – und das am achten Spieltag.

Mainz gewinnt dank Mateta Kelleduell in Freiburg

Dank seines überragend aufgelegten Torjägers Jean-Philippe Mateta ist dem 1. FSV Mainz 05 am achten Spieltag der Fußball-Bundesliga der ersehnte Befreiungsschlag gelungen. Der Franzose erzielte beim 3:1 (3:0) im Kellerduell beim SC Freiburg am Sonntag alle drei Treffer für die Rheinhessen (2., 34., 40. Minute). Für die Gastgeber konnte Nils Petersen (63.) nur noch verkürzen.

Jean-Philippe Mateta (r.) feiert mit seinem Mainzer Teamkollegen Jean-Paul Boetius seinen Dreierpack beim Spiel in Freiburg.
Jean-Philippe Mateta (r.) feiert mit seinem Mainzer Teamkollegen Jean-Paul Boetius seinen Dreierpack beim Spiel in Freiburg. © dpa | Sebastian Gollnow

Durch ihren ersten Saisonsieg gaben die Mainzer den letzten Tabellenplatz an den FC Schalke 04 ab und nahmen auch etwas Druck von ihrem Trainer Jan-Moritz Lichte, der als Nachfolger des entlassenen Achim Beierzlorzer nach nur einem Punkt aus fünf Spielen selbst schon in der Kritik stand. Die Freiburger indes blieben zum siebten Mal in Folge sieglos und stecken ebenfalls weiter voll in der Abstiegszone.

Bundesliga: Schalke weiter tasmanisch

Die Krise des FC Schalke 04 nimmt unterdessen kein Ende. Beim 0:2 (0:2) gegen den VfL Wolfsburg blieben die Königsblauen auch im 24. Liga-Spiel in Serie ohne Sieg und liegen weiter auf einem Abstiegsplatz. Damit wackelt allmählich der Negativrekord von Tasmania Berlin 1965/66 mit 31 Spielen ohne Sieg nacheinander.

Schalke 04 und Stürmer Paciencia bleiben sieglos in der Bundesliga.
Schalke 04 und Stürmer Paciencia bleiben sieglos in der Bundesliga. © dpa

Borussia Mönchengladbach gab beim 1:1 (1:0) gegen den FC Augsburg erneut in den Schlussminuten einen Sieg aus der Hand. Die Corona-geplagte TSG Hoffenheim kam trotz des Ausfalls von sieben positiv getesteten Spielern zu einem 3:3 (1:2) gegen den VfB Stuttgart.

Seit dem 0:0 am 11. September 2010 setzte es für Werder neun Niederlagen mit insgesamt 43 Gegentoren in der Münchner Arena. Diesmal hielt Werder dem Bayern-Druck stand. Maximilian Eggestein brachte die Hanseaten kurz vor der Pause sogar in Führung (45.). Kingsley Coman gelang lediglich der Ausgleich (62.).

Hradecky schießt Eigentor des Jahres

In Bielefeld unterlief Bayer-Keeper Lukas Hradecky ein Eigentor für alle Jahresrückblicke. Nach einem Rückpass von Daley Sinkgraven schlug der Finne unter den Ball und bescherte dem Aufsteiger so das Ausgleichstor (47.). Zuvor hatte Leon Bailey die Leverkusener, bei denen die Bender-Zwillinge Lars und Sven verletzt raus mussten, in Führung gebracht (27.). Kurz vor Schluss bescherte Aleksandar Dragovic Bayer aber doch noch den Sieg (88.).

Nach zuletzt zwei Unentschieden und dem Weiterkommen im DFB-Pokal gab es für die Schalker wieder einen empfindlichen Rückschlag. Wout Weghorst (3.) und Xaver Schlager (24.) sorgten bereits früh für klare Verhältnisse. Damit bleiben die Wolfsburger in der Liga ungeschlagen. Schalke wartet indes seit dem 17. Januar dieses Jahres (2:0 gegen Gladbach) auf einen Sieg.

Auch die Gladbacher, die auf Alassane Plea und Ramy Bensebaini wegen positiver Corona-Tests verzichten mussten, erlebten eine Enttäuschung. Nationalspieler Florian Neuhaus (5.) brachte die Gastgeber zwar in Führung, doch Daniel Caligiuri gelang kurz vor Schluss der Ausgleich (88.). Dabei waren die Gäste in Unterzahl, nachdem Raphael Framberger zwölf Minuten nach seiner Einwechslung die Gelb-Rote Karte gesehen hatte (66.).

Hoffenheim – Stuttgart: beinahe torreichstes Spiel

Hin und Her ging es in Hoffenheim. Nach dem Führungstor der Gastgeber durch Christoph Baumgartner (16.) drehten Nicolas Gonzalez (18.) und Silas Wamangituka (27.) für den VfB das Spiel. Doch Hoffenheim schlug durch Ryan Sessegnon (48.) und Andrej Kramaric per Foulelfmeter (71.) zurück. Es war bereits das siebte Saisontor von Kramaric, der ebenfalls wegen Corona zwischenzeitlich drei Spiele pausieren musste. Zum Sieg reichte es aber nicht, weil Marc-Oliver Kempf in der Nachspielzeit für den VfB traf (90.+3).

Andrej Kramaric macht da weiter, wo er vor seiner Quarantäne aufgehört hatte: Der Hoffenheimer schießt Tore.
Andrej Kramaric macht da weiter, wo er vor seiner Quarantäne aufgehört hatte: Der Hoffenheimer schießt Tore. © Matthias Hangst/Getty Images

Leipzig sieglos in Frankfurt

RB Leipzig hat den Ausrutscher des FC Bayern nicht nutzen können. Die Sachsen kamen bei Eintracht Frankfurt nur zu einem 1:1 (0:1) und verpassten es, nach Punkten zum Rekordmeister aufzuschließen, der zuvor gegen Bremen Unentschieden gespielt hatte. Die Frankfurter Führung durch Aymen Barkok (43. Minute) glich Yussuf Poulsen (57.) aus. Damit bleiben die Leipziger auch weiterhin ohne Erfolgserlebnis am Main. Die Eintracht erreichte zwar einen Achtungserfolg gegen den Champions-League-Teilnehmer, blieb aber im fünften Spiel in Folge ohne Sieg.

Eintracht-Cheftrainer Adi Hütter hat neben der Umstellung von einer Dreier- auf eine Viererkette mit eine umfassenden Rotation überrascht. Im Vergleich zum 2:2 beim VfB Stuttgart veränderte er die Startelf gleich auf fünf Positionen. Erstmals nach einer längeren Verletzungspause war auch Filip Kostic erstmals von Anfang an wieder dabei - und belebte das Frankfurter Spiel auf der linken Seite merklich.

Moukoko offiziell der Jüngste – Haaland der mit den meisten Toren

Eins, zwei, drei, vier! Ein Erling Haaland in Weltklasse-Form hat Borussia Dortmund beim historischen Debüt des Supertalents Youssoufa Moukoko zu einem wichtigen Sieg im Rennen um die Bundesliga-Spitze geführt. Der BVB gewann am Samstag bei Hertha BSC nach Rückstand dank eines furiosen Viererpacks des norwegischen Star-Stürmers noch mit 5:2 (0:1). Moukoko, der mit seinem 16. Geburtstag am Freitag die Spielberechtigung erhalten hatte, wurde in der 85. Minute zum jüngsten Spieler in 57 Jahren Bundesliga-Geschichte.

Haaland (47./49./62./80.) mit seinen Saisontoren sieben bis zehn und Raphael Guerreiro (70.) schossen die Gäste zu drei Punkten, Matheus Cunha (33./79., Foulelfmeter) traf für die Hertha. Die Dortmunder nutzten das 1:1 des Meisterschaftsrivalen Bayern München gegen Werder Bremen ein paar Stunden zuvor somit zu ihrem Vorteil. Mit 18 Punkten hat Dortmund nur noch einen Zähler Rückstand auf den Tabellenführer aus München.

Vor der Partie hatte BVB-Sportdirektor Michael Zorc vor überzogenen Erwartungen an Moukoko gewarnt. „Das, was medial um den Jungen abgeht, geht mir ein Stück zu weit. Das gefällt mir nicht“, sagte er. Daher setzte ihn Favre erst einmal auf die Bank, brachte ihn aber, als der Sieg sicher war. Vorne stürmte Haaland, der nach dem Corona-Chaos bei der norwegischen Nationalmannschaft am Samstag zum „Golden Boy“, dem besten U21-Spieler Europas, gekürt worden war.

Erling Haaland (r.) dominierte die Partie – und Berlins Torhüter Alexander Schwolow: Gegen Hertha BSC schoss der Dortmunder vier der fünf Tore
Erling Haaland (r.) dominierte die Partie – und Berlins Torhüter Alexander Schwolow: Gegen Hertha BSC schoss der Dortmunder vier der fünf Tore © AFP

Dortmund presste in der Anfangsphase, ohne selbst vor dem gegnerischen Tor aufzutauchen. Der BVB überließ den Gastgebern in dieser Phase öfter den Ball, Dodi Lukebakio (8.) schoss nach einem Konter über das Dortmunder Tor. Erst danach zog der BVB sein Kombinationsspiel etwas besser auf. Nach Zusammenspiel von Mahmoud Dahoud und Haaland landete der Ball bei Marco Reus (17.), dessen Abschluss von der linken Seite Hertha-Torwart Alexander Schwolow problemlos abwehrte.

Die Berliner waren stark in der Balleroberung und spielten zügig von hinten heraus, das 1:0 durch Cunha stand beispielhaft dafür. Nach Abschlag von Schwolow leitete Lukebakio auf den Brasilianer weiter, der aus rund 20 Metern vollstreckte. In der zweiten Halbzeit spielte Dortmund wie verwandelt und mit mehr Zugzwang. Es zahlte sich schnell aus. Zum 1:1 musste Haaland nach Flanke von Emre Can nur einschieben, die Führung besorgte er Momente später nach Vorlage von Julian Brandt per wuchtigem Schuss aus spitzem Winkel. Der Wille der Berliner war gebrochen. Besonders Haaland machte mit der Berliner Abwehr, was er wollte.

Dann kam auch noch Moukoko für Haaland und löste Nuri Sahin (ebenfalls Dortmund) ab, der mit 16 Jahren und 335 Tagen debütiert hatte - es war ein perfekter Abend für den BVB.