Frankfurt am Main. Der Spielbetrieb im Profifußball ruht bis zur Länderspielpause. Die DFL will die Saison notfalls ohne Zuschauer zu Ende spielen.
Die Fußball-Bundesliga und die 2. Liga unterbrechen ihren Spielbetrieb aufgrund der Coronavirus-Krise bis mindestens zum 2. April. Das wurde bei der Mitgliederversammlung der 36 Profi-Clubs am Montag in Frankfurt am Main entschieden.
Die Entscheidung sei einstimmig gefallen, verkündete DFL-Geschäftsführer Christian Seifert auf einer Pressekonferenz am Nachmittag. Seifert gab zudem bekannt, dass ein "Notfallparagraf" beschlossen wurde, „um als Liga im Falle anhaltender oder weiterer Einschränkungen handlungsfähig zu bleiben“.
"Ich möchte ausdrücklich betonen, dass wir nicht davon ausgehen, am 3. April wieder zu spielen", sagte Seifert. Es könne keinen Zweifel geben, dass die Eindämmung der Ausbreitung des Coronavirus in diesen Zeiten Vorrang haben müsse. Dazu müsse der Fußball ebenso wie Kulturbetriebe und Unternehmen seinen Beitrag leisten.
Coronavirus: Bundesliga erwägt weitere Geisterspiele
Es gehe aber auch um die Beschäftigten im Hintergrund, die an der Durchführung des Spielbetriebs wirkten. "Es sollte sich jedem erschließen, dass ab einem bestimmten Punkt zahlreiche Clubs in ihrer Existenz bedroht wären und damit Tausende Jobs auf dem Spiel stünden." Er bitte daher die Millionen von Fans um Verständnis, "dass wir um diese Arbeitsplätze und um unsere Firmen ringen".
Geisterspiele seien „in naher Zukunft die einzige Überlebenschance“, sagte Seifert. „Deshalb bitte ich um Verständnis und Unterstützung, dass wir darüber nachdenken müssen.“ Im Fall eines vorzeitigen Saisonendes drohen den Clubs TV-, Sponsoring- und Stadioneinnahmen in Höhe von einer dreiviertel Milliarde Euro entgehen. Allein für den HSV stehen 20 Millionen Euro auf dem Spiel.
Clubs sollen "Extremszenarien" entwickeln
„Wenn jemand sagt, Geisterspiele kommen nicht infrage, der muss sich keine Gedanken mehr machen, ob wir mit 18 oder 20 Profi-Clubs spielen“, sagte der 50 Jahre alte DFL-Geschäftsführer. „Denn dann wird es keine 20 Profi-Clubs mehr geben.“
Auch deshalb war über Solidarfonds innerhalb der Ligen diskutiert worden. Alle Clubs sollten nun umgehend "Extremszenarien" vor dem Hintergrund ihrer wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit erstellen und an die DFL übermitteln.
„Alle Clubs haben den Anspruch, in irgendeiner Art und Weise – solange rechtlich möglich und gesundheitlich vertretbar – die Saison regulär zu Ende kommen zu lassen“, sagte Seifert und verwies auch auf eine entscheidende Konferenz der Europäischen Fußball-Union am Dienstag.
Bundesliga hofft auf EM-Verschiebung
Dann berät die UEFA über die Verlegung der EM 2020 in den kommenden Winter oder den Sommer 2021. Sollte das Turnier aufgrund der Verbreitung von Sars-CoV-2 wie erwartet nicht wie ursprünglich geplant vom 12. Juni bis zum 12. Juli stattfinden, hätten die nationalen Ligen bis zum 30. Juni Zeit, ihre Saison abzuschließen. „Ich gehe davon aus, dass die nationalen Ligen mit dem morgigen Tag mehr Flexibilität haben“, sagte Seifert am Montag.
„Mir ist bewusst, dass der Profifußball von außen oft als reines Milliardengeschäft gesehen wird“, sagte Seifert. „Ein Sachverhalt findet nicht immer Beachtung: Der Kern ist natürlich das Spiel. Dahinter steht aber inzwischen deutlich mehr. In den letzten Jahren sind 56.000 Vollzeit- und Teilzeitarbeitsplätze entstanden, dazu kommen Zehntausende weitere Jobs in angrenzenden Bereichen.“
Das DFL-Präsidium hatte am vergangenen Freitag zunächst den 26. Spieltag der Bundesliga und der 2. Bundesliga am vergangenen Wochenende vor leeren Rängen austragen wollen und der Mitgliederversammlung vorgeschlagen, den Spielbetrieb anschließend bis zum Ende der Länderspielpause Anfang April auszusetzen. Nach massiven Protesten auch von Profis war der Spielbetrieb am Freitagnachmittag mit sofortiger Wirkung eingestellt worden.
St.-Pauli-Präsident Göttlich: "Geht um Mitarbeiter"
Von der Absage betroffen ist auch zunächst das für das kommende Wochenende geplante Zweitliga-Topspiel zwischen dem HSV und Tabellenführer Arminia Bielefeld.
Oke Göttlich, der Präsident des FC St. Pauli, verteidigte den Beschluss der DFL. "Wir sind keine freiwillige Veranstaltung, sondern ein Geschäftsbetrieb, an den mehrere hundert Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hängen", wurde Göttlich in einer Mitteilung seines Zweitligavereins zitiert. "Deren Wohl und unserer sozialen Verantwortung ihnen gegenüber wollen wir auch zukünftig gerecht werden, weswegen wir dem Antrag des DFL-Präsidiums zugestimmt haben.“
Coronavirus: So können Sie sich vor Ansteckung schützen
- Niesen oder husten Sie am besten in ein Einwegtaschentuch, das sie danach wegwerfen. Ist keins griffbereit, halten Sie die Armbeuge vor Mund und Nase. Danach: Hände waschen
- Regelmäßig und gründlich die Hände mit Seife waschen
- Das Gesicht nicht mit den Händen berühren, weil die Erreger des Coronavirus über die Schleimhäute von Mund, Nase oder Augen in den Körper eindringen und eine Infektion auslösen können
- Ein bis zwei Meter Abstand zu Menschen halten, die Infektionssymptome zeigen
- Schutzmasken und Desinfektionsmittel sind überflüssig – sie können sogar umgekehrt zu Nachlässigkeit in wichtigeren Bereichen führen