DFL kündigt Geisterspiele an. Paris gegen BVB ohne Zuschauer. Italien sagt alle Events bis April ab. Muss auch der HSV umplanen?
Geisterspiele in Bundesliga und Champions League? Dem deutschen Sport drohen wegen der Ausbreitung des Coronavirus` Geisterspiele und Absagen. Nach der Empfehlung von Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU), Großveranstaltungen mit mehr als 1000 Besuchern offensiver abzusagen, wächst auch der Druck auf die großen Profiligen des Landes.
Eine Entscheidung über Geisterspiele oder Absagen wird in Deutschland auf Landes- und nicht auf Bundesebene getroffen. Verfolgen Sie hier die aktuellen Entwicklungen mit den Folgen für Sport-Events weltweit:
- Italien sagt alle Sport-Events bis 3. April ab
- Bayern will Geisterspiele – HSV betroffen
- HSV verschiebt Vorverkauf für Heimspiele
- DFL kündigt Geisterspiele an – wird HSV-Spiel verschoben?
- Frankfurter Europa-League-Spiel abgesagt
- Coronavirus: BVB-Spiel in Paris ohne Zuschauer!
- Barcelona – Neapel soll als Geisterspiel stattfinden
- VfB – Bielefeld findet statt – längere Kontrollen
- Bayern-Arzt: Geisterspiele eine "sinnvolle Maßnahme"
- Champions-League: Leipzig – Tottenham doch vor Publikum
- Bochum stoppt Ticketverkauf wegen Coronavirus
- Tennisturnier in Indian Wells abgesagt
- Seria A droht Abbruch der Saison
- Wird die Eishockey-WM abgesagt?
- Was wird aus Olympia und der Fußball-EM?
- Coronavirus: Gladbach bat Fans, nicht zu kommen
Italien sagt alle Sport-Events bis 3. April ab
Wegen der Ausbreitung des Coronavirus setzt Italien sämtliche Sportveranstaltungen im Land bis zum 3. April aus. Das sagte Premierminister Giuseppe Conte am Montag. Die Regelung soll am Dienstag in Kraft treten. Damit wird auch die italienische Serie A vorerst ihren Spielbetrieb einstellen. Zuvor hatte bereits das italienische Olympische Komitee (Coni) eine entsprechende Maßnahme gefordert.
Die italienische Regierung hatte am Montagabend zugleich Sperrungen und Einschränkungen der Bewegungsfreiheit auf das ganze Land ausgeweitet. Das Land kämpft gegen eine rapide steigende Zahl von Infizierten und Toten durch die Covid-19-Lungenkrankheit. Mittlerweile haben sich fast 10.000 Menschen angesteckt, mehr als 460 sind gestorben.
Bayern will Geisterspiele – HSV betroffen
Laut Informationen der "Süddeutschen Zeitung" will der Freistaat Bayern wegen des sich ausbreitenden Coronavirus Veranstaltungen mit mehr als 1000 Teilnehmern bis zum Karfreitag untersagen. Sollten sich diese Informationen bestätigen, könnten davon nicht nur die Heimspiele des FC Bayern München (darunter das Achtelfinal-Rückspiel gegen Chelsea) und des FC Augsburg, sondern auch die Zweitligaspiele von Nürnberg, Regensburg, Ingolstadt und Fürth betroffen sein – und damit auch gleich am kommenden Wochenende der HSV, der bei Fürth antreten muss.
Eine ähnliche Allgemeinverfügung hatte am Nachmittag der Kreis Rendsburg-Eckernförde herausgegeben. In dieser ist allerdings explizit die Rede von "Veranstaltungen in geschlossenen Räumen".
HSV verschiebt Vorverkauf für Heimspiele
Der HSV verschiebt den Beginn des Mitgliedervorverkaufs für die Heimspiele gegen Osnabrück und Sandhausen wegen der Corona-Epidemie. Der Verein teilte am Montagnachmittag mit, dass der für morgen geplante Beginn wahrscheinlich auf den 18. März verschoben werde.
DFL kündigt Geisterspiele an – wird HSV-Spiel verschoben?
Die Deutsche Fußball Liga (DFL) stellt sich wegen des Coronavirus' auf Geisterspiele am kommenden Bundesliga-Wochenende ein. „Wir würden am liebsten schon nächsten Spieltag mit Zuschauern spielen. Das ist aber leider nicht realistisch“, sagte DFL-Geschäftsführer Christian Seifert bei „Bild live“, schloss aber eine Komplett-Absage des kommenden Spieltags aus.
Bei der Zweiten Liga sieht das dagegen anders aus: Dort werde derzeit geprüft, "ob einzelne Spieltage verschiebbar sind", sagte Seifert der "FAZ". Betroffen sein könnten auch die beiden Hamburger Clubs HSV und FC St. Pauli.
Der HSV tritt zunächst diesen Freitag bei Greuther Fürth an (18.30 Uhr), St. Pauli empfängt am Sonntag um 13.30 Uhr den 1. FC Nürnberg. Eine Entscheidung, ob und unter welchen Bedingungen die Partien stattfinden, steht noch aus. Man stehe mit den Gesundheitsbehörden im Austausch, teilte Fürth auf Abendblatt-Anfrage mit, und wolle sich an deren Empfehlung halten.
Frankfurter Europa-League-Spiel abgesagt
Das für den 19. März angesetzte Achtelfinal-Rückspiel von Eintracht Frankfurt in der Europa League beim Schweizer Spitzenclub FC Basel am 19. März wird nicht im St. Jakob-Park stattfinden. Die Kantonspolizei Basel-Stadt entschied nach Rücksprache mit dem Kantonalen Krisenstab, die Austragung dieser Partie wegen des Coronavirus' nicht zu bewilligen. Wo und wann das Spiel stattfinden wird, blieb zunächst offen.
„Besondere Situationen erfordern besondere Maßnahmen. Wir stehen hinter der Entscheidung der Behörden“, sagte Basel-Clubboss Roland Heri. „Es geht um eine gesamtgesellschaftliche Verantwortung. Der FC Basel möchte seinen Teil beitragen. Was das bedeutet, das prüfen wir gemeinsam mit Frankfurt, mit den Behörden. Die Uefa wird auch helfen, eine Lösung zu finden. Stand jetzt spielen wir am Donnerstag in Frankfurt – diesem Spiel sehen wir mit Freude entgegen.“
Ob das Hinspiel in Frankfurt am Donnerstag (18.55 Uhr) unter Ausschluss der Öffentlichkeit ausgetragen wird, ist laut dem Frankfurter Gesundheitsamt noch nicht entscheiden.
Coronavirus: Paris – BVB wird Geisterspiel
Das Coronavirus hat nun auch offiziell die Champions League erreicht: Borussia Dortmunds Achtelfinalrückspiel in der Champions League am Mittwoch (21 Uhr/Sky; Hinspiel: 2:1 für den BVB) bei Paris Saint-Germain findet ohne Zuschauer statt. Die Fans bekommen den Ticketkaufpreis erstattet.
Die französische Regierung hatte am Sonntag wegen der Coronavirus-Epidemie Veranstaltungen mit mehr als 1000 Teilnehmern untersagt. Das Verbot gelte ab sofort und landesweit, hatte Gesundheitsminister Olivier Veran nach einem Krisentreffen im Pariser Elysee-Palast verkündet.
Barcelona – Neapel soll als Geisterspiel stattfinden
Die katalanische Regionalregierung hat die Empfehlung gegeben, das Achtelfinalrückspiel in der Champions League zwischen dem FC Barcelona und dem SSC Neapel am 18. März als Geisterspiel austragen zu lassen. Noch ist allerdings die endgültige Entscheidung nicht getroffen worden. Im Hinspiel hatte sich Barca mit Superstar Lionel Messi ein 1:1 in Neapel erkämpft.
BVB – Schalke vor leeren Rängen?
Wegen des Coronavirus' könnten die Bundesliga-Derbys Borussia Mönchengladbach gegen den 1. FC Köln am Mittwoch sowie Borussia Dortmund gegen Schalke 04 am Sonnabend zu Geisterspielen werden. „Ob sie ohne Publikum spielen oder ob sie gar nicht spielen, das muss schon der Verein entscheiden, nicht ich“, sagte NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) am Sonntagabend im ARD-Polittalk „Anne Will“.
Eine Entscheidung über beide Derbys werde am Dienstag fallen. „Die Situation ist völlig offen“, sagte ein Sprecher der Stadt Mönchengladbach. Nordrhein-Westfalen will jedoch die Empfehlung von Spahn, Großveranstaltungen mit mehr als 1000 Besuchern abzusagen, umsetzen – „und zwar morgen oder jetzt, vollkommen klar“, sagte Laumann.
Laumann sagte, bei der Bundesliga sei es auch wichtig, dass man nicht einzelne Vereine bestrafe, sondern dass man dies in der Gesamtheit sehe. „Wenn wir jetzt ganz klar sagen, wir wollen in Nordrhein-Westfalen keine Veranstaltungen mehr (mit) über 1000 Menschen zulassen, dann ist das eine Empfehlung des Landesgesundheitsministers an die unteren Gesundheitsbehörden.“ Diese müssten entscheiden. Er sei aber sicher, dass es nun eine einheitliche Umsetzung gebe. „In Wahrheit ist es wie eine Anordnung.“
VfB gegen Bielefeld findet statt – längere Kontrollen
Das Zweitliga-Spitzenspiel zwischen dem VfB Stuttgart und Tabellenführer Arminia Bielefeld soll am Montagabend (20.30 Uhr) wie geplant und mit Publikum stattfinden. Die Schwaben verschickten noch einmal ausdrücklich Hinweise an die Zuschauer: „Bei der Personenkontrolle an den Stadioneingängen ist dem Ordnungsdienst nach Aufforderung der Rücken zuzudrehen, sodass bei der Kontrolle kein direkter Face-to-Face-Kontakt entstehen kann." Dies könne „eine längere Kontrolldauer“ mit sich bringen.
Das städtische Gesundheitsamt verfügte zudem, dass ein Stadionbesuch nach einem Aufenthalt in einem Risikogebiet in den vergangenen 14 Tagen gemieden werden soll. Auch Menschen, die in diesem Zeitraum in Kontakt mit einem bestätigten Infizierten standen, sollen dem Stadion am Abend fernbleiben.
Bayern-Arzt: Geisterspiele eine "sinnvolle Maßnahme"
Der Mannschaftsarzt des FC Bayern, Roland Schmidt, sieht Geisterspiele wegen des Coronavirus' als geeignetes Mittel an. „Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass das eine sehr sinnvolle Maßnahme sein kann – und vielleicht ist sie ein Muss. Es kann sein, dass das kommt, dass es kommen wird, dass es kommen muss – so wie Herr Spahn das sagt“, sagte er der „Bild“.
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CL-Spiel von Leipzig doch mit Publikum
Das Achtelfinalrückspiel von RB Leipzig in der Champions League gegen Tottenham Hotspur findet trotz der Ausbreitung des Coronavirus' mit Zuschauern statt. Die Stadt Leipzig entschied sich in Abstimmung mit dem Gesundheitsamt und dem Club dagegen, die Partie am Dienstag (21 Uhr/Sky) als Geisterspiel durchzuführen.
„Diese Entscheidung gilt nur für dieses eine Spiel“, sagte Leipzigs Stadtsprecher Matthias Hasberg. „Großbritannien ist kein Risikogebiet, zudem sind die Tickets personalisiert und die Zuschauer somit zurückverfolgbar.“ Das Hinspiel hatte Leipzig mit 1:0 gewonnen. Eine Entscheidung über die weiteren RB-Partien in der Bundesliga steht noch aus. Am Sonnabend ist das nächste Heimspiel gegen den SC Freiburg terminiert.
Coronavirus: Bochum stoppt Ticketverkauf
Wegen der Ausbreitung des Coronavirus' hat HSV-Ligarivale VfL Bochum den Kartenvorverkauf für die kommenden Begegnungen gestoppt. „Aufgrund der noch nicht final geklärten Situationen um Großveranstaltungen mit über 1000 Besuchern in NRW“, habe sich der Zweitligist zu dieser Maßnahme entschlossen.
Tennisturnier in Indian Wells abgesagt
Das mit der kompletten Weltelite besetzte Tennisturnier im kalifornischen Indian Wells ist wegen der Coronakrise abgesagt worden. „Wir sind sehr enttäuscht, aber Gesundheit und Sicherheit haben höchste Priorität“, sagte der deutsche Turnierdirektor Tommy Haas. „Wir bereiten uns darauf vor, das Turnier an einem anderen Datum auszutragen, und erörtern die Optionen.“
Damit ist erstmals eine große internationale Sportveranstaltung in den USA von einer Absage wegen der Virus-Pandemie betroffen. Zuvor hatte die Gesundheitsbehörde des Riverside County einen gesundheitlichen Notstand für das Coachella Valley, in dem Indian Wells liegt, ausgerufen, nachdem ein Fall einer Infektion mit dem neuen Coronavirus bestätigt worden war.
Coronavirus: Seria A droht Abbruch der Saison
Der Umgang des italienischen Fußballs mit dem neuartigen Coronavirus wird zum Politikum. Italiens Sportminister Vincenzo Spadafora bezeichnete die Entscheidung der Serie A, den Spielbetrieb trotz der Ausbreitung von Sars-CoV-2 fortzusetzen, als „unverantwortlich“. Beim öffentlich-rechtlichen TV-Sender Rai 2 sagte er: „Worauf warten wir denn noch? Auf den ersten Infektionsfall in der Serie A?“
Nun könnte sogar die restliche Saison in Italien abgebrochen werden. „Ich vertraue in den Fußballverband und werde noch bis Dienstag warten. Wenn der Fußball nicht seine Verantwortung übernimmt, wird es die Regierung tun“, stellte Spadafora klar. Den Ligapräsidenten Paolo dal Pino griff er direkt an: „Er gibt Entscheidungen immer nur weiter. Es scheint mir, er ist sich des Ernstes der Lage nicht bewusst.“
In Italien wurden seit Ende Februar zwar etliche Spiele verschoben oder vor leeren Rängen ausgetragen, so auch das Spitzenspiel am Sonntag zwischen Meister Juventus Turin und Inter Mailand (2:0). Spadafora ging das nicht weit genug, seine Forderung am Sonntagmorgen, die Spiele überhaupt nicht mehr anzupfeifen, wurde aber nicht beachtet. Der italienische Verband hat für Dienstag eine Krisensitzung angekündigt.
Wird die Eishockey-WM abgesagt?
Die Eishockey-Weltmeisterschaft der Frauen in Kanada (31. März bis 10. April) ist wegen des Coronavirus bereits ersatzlos gestrichen worden. Auch die Männer-WM im Mai in der Schweiz rückt vermehrt in den Fokus, für Weltverbands-Präsident Rene Fasel gilt aber ein Zuschauerausschluss noch als „undenkbar“. In anderen Wintersportarten ist dieser bereits Realität: Der Biathlon-Weltcup in Nove Mesto wurde ebenso ohne Fans ausgetragen wie die Nordischen Weltcups am Holmenkollen.
Was wird aus Olympia und der Fußball-EM?
Scheinbar unbeeindruckt von all dem schreiten die Vorbereitungen auf die beiden größten Sportereignisse des Jahres voran. Die Verantwortlichen für die Fußball-Europameisterschaft in zwölf Ländern (12. Juni bis 12. Juli) und die Olympischen Sommerspiele in Tokio (24. Juli bis 9. August) verweisen darauf, die Lage genau zu beobachten, wesentliche Einschränkungen sind bislang aber nicht geplant.
Warum sollen Sport-Events nicht stattfinden?
Für Minister Spahn ist es das oberste Ziel, die Ausbreitung der Krankheit zu verlangsamen. „Denn je langsamer sich das Virus verbreitet, desto besser kann unser Gesundheitssystem damit umgehen“, sagte er. Auch der Chef des Weltärztebundes, Frank Ulrich Montgomery, schloss sich Spahns Empfehlung an und sagte dem Redaktionsnetzwerk Deutschland: „Man kann nicht Fußballspiele mit 35 000 Besuchern stattfinden lassen, als wäre nichts geschehen.“
Gladbach bat Fans, nicht zu kommen
Borussia Mönchengladbach bat Fans aus dem besondern vom Virus betroffenen Kreis Heinsberg, nicht zum Topspiel gegen Dortmund zu kommen. 550 Ticketinhaber machten vom Angebot der Kaufpreis-Erstattung Gebrauch. Sie sollen zudem kostenlos zu einem Spiel in naher Zukunft eingeladen werden, sobald die Coronakrise überstanden ist.
Geisterspiele – wer darf dabei sein?
Ein Spiel ohne Zuschauer kann von den lokalen Gesundheitsbehörden oder den Vereinen als Veranstalter angeordnet werden. Eine solche Entscheidung würde den gastgebenden Verein praktisch das Heimrecht kosten und diesen zugleich um Einnahmen aus dem Ticketverkauf bringen. Sollte es dazu kommen, würden neben den beteiligten Mannschaften noch Betreuer, Ballkinder, Arena-Personal und Journalisten dabei sein.
Coronavirus: Wer entschädigt die Fans?
Solche Forderungen müssten sich an die betroffenen Vereine als Veranstalter der Spiele richten. So hat sich Borussia Dortmund gegen mögliche Spielabsagen wegen des Coronavirus mit einer Ausfallversicherung abgesichert – und dürfte damit im Profifußball nicht allein sein.