Hamburg. Karlsruher Boxprofi kann als erster Deutscher seit der Hamburger Legende Max Schmeling in den USA Weltmeister werden.

Den Namen Max Schmeling nahm Vincent Feigenbutz in den vergangenen Tagen nicht in den Mund, und das war gut so. Die Chance, in den USA einen WM-Titel im Profiboxen zu gewinnen, erzeugt schon Druck genug.

Sich mit der Tatsache zu belasten, der erste Deutsche seit dem Sieg der Hamburger Schwergewichtslegende im Juni 1930 gegen Jack Sharkey (USA) zu sein, dem dieses Kunststück gelänge, hat sich der 24 Jahre alte Karlsruher gespart.

"Es war immer mein Traum, in Amerika zu kämpfen"

33 Profikämpfe hat der Supermittelgewichtler vom Berliner Sauerland-Team trotz seines jungen Alters bereits bestritten. Diese Erfahrung kommt ihm nun, da er in der Nacht zu Sonntag (3 Uhr/Sport 1 live) in Nashville (US-Bundesstaat Tennessee) IBF-Champion Caleb Plant herausfordert, zugute.

"Ich kenne die Abläufe und weiß, was mich erwartet, auch wenn hier in den USA alles ein bisschen größer ist“, sagt er, „aber es war immer mein Traum, in Amerika zu kämpfen. Ich habe die Chance, Geschichte zu schreiben, und dafür werde ich alles raushauen, was ich habe.“

Feigenbutz erwartet sein bislang härtester Gegner

Das wird er auch müssen, schließlich ist der 27 Jahre alte US-Amerikaner der mit Abstand stärkste Gegner, dem Feigenbutz je in einem Ring gegenübergestanden hat. 19 Siege aus 19 Kämpfen stehen in Plants Bilanz, und auch wenn bislang keine Weltklassekonkurrenz dabei war, hat er nachgewiesen, athletisch und technisch höchsten Ansprüchen genügen zu können.

"Ich glaube, er ist der Stärkste der vier aktuellen Weltmeister“, sagt Feigenbutz. Das indes dürfte angesichts von Champions wie Billy Joe Saunders (30/WBO), Callum Smith (29/WBA/beide England) und David Benavidez (23/WBC) das berühmte Pfeifen im dunklen Wald darstellen. Unter Experten gilt Plant als der am ehesten schlagbare Weltmeister im Limit bis 76,2 Kilo.

"Ein Knock-out würde vieles erleichtern“

Keine Zweifel gibt es daran, dass Vincent Feigenbutz bereit ist, über seine Grenzen zu gehen. "Er ist fit wie noch nie“, sagt Manager Rainer Gottwald. Vor allem aber ist der schlagstarke Athlet, der 28 seiner 31 Siege vorzeitig schaffte, überzeugt davon, heute cleverer kämpfen zu können als im Januar 2016.

Damals war er seinem bislang stärksten Gegner, dem Italiener Giovanni De Carolis, durch technischen K. o. in Runde elf unterlegen und mit seiner draufgängerischen Art ins offene Messer gelaufen.

"Jetzt versuche ich, mit Köpfchen und Übersicht vorzugehen und meine Deckung nicht zu vernachlässigen“, sagt er. Seine Schlagkraft jedoch habe er sich bewahrt, und er weiß, dass er sie brauchen wird. "Ein Knock-out würde vieles erleichtern“, sagt er, "Caleb wird zu jeder Sekunde aufmerksam sein müssen.“