Berlin. Zwei Tage nach seinem Rückritt als Trainer ist der DFB-Ehrenspielführer in Berlin außen vor. Die Nachfolge ist vorerst geregelt.
Nach seinem Rücktritt als Trainer von Hertha BSC wird Jürgen Klinsmann auch nicht mehr in den Aufsichtsrat des Berliner Fußball-Bundesligisten zurückkehren. „Leider ist die Art und Weise des Abgangs so unakzeptabel, dass wir im Sinne des Vereins eine zielführende Zusammenarbeit so nicht fortführen können“, sagte Investor Lars Windhorst bei einer Pressekonferenz am Donnerstag: „Jürgen Klinsmann hat viel an seiner Glaubwürdigkeit verloren. Das ist wirklich traurig, aber wir müssen damit leben.“
Windhorst ließ allerdings offen, „ob wir in einigen Monaten in anderer Form auf ihn und seinen Rat zurückgreifen können. Ich schlage niemals Türen zu.“ Persönlich bedauerte der Geldgeber „es sehr, dass Jürgen Klinsmann uns sehr abrupt verlassen hat. Das kann man als Jugendlicher vielleicht machen, aber im Geschäftsleben, wo man ernsthafte Vereinbarungen hat, sollte man das nicht machen.“
Nach Klinsmann Rücktritt: Trainernachfolge vorerst geregelt
Klinsmann hatte am Dienstagvormittag völlig überraschend nach nur elf Wochen sein Trainer-Amt bei Hertha zur Verfügung gestellt und damit den Club geschockt. Dabei hatte der 55-Jährige zunächst angekündigt, in das Aufsichtsgremium zurückkehren zu wollen. In einem Videochat am Mittwochabend äußerte er sich dann zurückhaltender und legte die Entscheidung in die Hände des Clubs.
Vorerst werden die bisherigen Co-Trainer Alexander Nouri und Markus Feldhoff die Bundesligamannschaft trainieren. „Diese beiden verdienen die volle Unterstützung, die Mannschaft auf die nächsten Wochen vorzubereiten“, sagte Hertha-Manager Michael Preetz: „Wir hoffen und sind davon überzeugt, dass wir die nötigen Punkte holen werden.“ Auch "Performance Manager" Arne Friedrich bleibe im Amt. Die Stelle für den früheren Hertha-Kapitän war Ende November auf Drängen von Klinsmann neu geschaffen worden.
Preetz übt harsche Kritik an Klinsmann
Mit Blick auf den Trainerposten sagte Preetz, dass es „für Sommer natürlich eine Aufgabe“ sei, „eine neue Besetzung für den Cheftrainerposten zu finden“. Man suche einen Trainer, „der mit uns die Ziele angeht, der ehrgeizig und ambitioniert ist“, erläuterte Preetz. „Das ist eine interessante Stellenbeschreibung.“
Preetz bestätigte Meinungsverschiedenheiten mit Klinsmann über die Interpretation der Traineraufgabe. „Es gibt unterschiedliche Auffassungen darüber, wie die Rolle des Cheftrainers definiert ist. Da sind wir nicht übereingekommen“, sagte der Manager und äußerte ebenfalls harsche Kritik an Klinsmann: „Dinge, die ich gestern gehört habe, dass ich auf der Bank sitze und engagiert auftauche. Das sind keine Dinge, die wir miteinander besprochen haben. Das kann man nicht klären, wenn man sich umdreht und davonläuft.“
Klinsmann hatte am Mittwoch erklärt, ihm sei „unglaublich aufgestoßen“, dass der Manager auf der Bank sitze und seine Kommentare abgebe.
Klinsmann ließ für Hertha-Trainerjob Aufsichtsratsposten ruhen
Nach eigener Aussage war Klinsmann im vergangenen Oktober von Windhorst angesprochen worden, ob er den Unternehmer in Fußballfragen unterstützen könne. Anfang November war der Weltmeister von 1990 durch die Tennor Holding des Geldgebers dann für einen Platz im Aufsichtsrat der GmbH & Co. KGaA benannt worden, nachdem diese ihre Anteile für insgesamt 224 Millionen Euro auf 49,9 Prozent aufgestockt hatte
Dieses Amt ließ Klinsmann ruhen, als er knapp drei Wochen später den Cheftrainerposten übernahm. Der Aufsichtsrat der KGaA hat vergleichsweise geringe Befugnisse und ist beispielsweise nicht dafür zuständig, Transfers abzusegnen oder über die Geschäftsführung um Manager Preetz zu entscheiden.
Klinsmann kritisierte Hertha-Manager Preetz
Via Internet-Botschaft hatte Klinsmann am Mittwochabend die Umstände seines plötzlichen Rücktritts als „fragwürdig“ bezeichnet und sich bei den Fans entschuldigt. Gleichzeitig kritisierte er aber auch deutlich die Rolle von Manager Michael Preetz und begründete seinen Rücktritt mit dem Wunsch nach mehr Kompetenzen, den ihm der Club verwehrt hatte. „Da haben wir uns aufgerieben in vielen, vielen Nebenkriegsschauplätzen.“
Im Duell mit einem direkten Konkurrenten im Abstiegskampf treten die Berliner am Sonnabend (15.30 Uhr/Sky) beim Schlusslicht SC Paderborn an.