Fuente Alamo. Der Torhüter verliert seine Kapitänsbinde bei Schalke 04. Vermutlich bleibt es nicht seine einzige Degradierung.
Mit seinen 23 Jahren hat Alexander Nübel mehr mitgemacht als andere in ihrem gesamten Fußballerleben. Kometenhafter Aufstieg zur größten deutschen Torwarthoffnung, Kapitänsbinde bei Schalke 04, Fünfjahresvertrag beim Branchenriesen Bayern München. Doch der Keeper hat sich womöglich in eine Sackgasse manövriert. Nübels Binde ist seit der Bekanntgabe seines Wechsels am Sonnabend futsch, jeglicher Kredit bei den Schalke-Fans ohnehin verspielt – und wahrscheinlich wird er nicht erst hinter Manuel Neuer in München auf der Bank Platz nehmen müssen.
Schalke-Trainer David Wagner vermied jedenfalls im Trainingslager in Südspanien ein Bekenntnis zu seiner bisherigen Nummer eins. Erst nach dem zweiten Rückrundenspiel, das ausgerechnet bei Nübels künftigem Arbeitgeber stattfindet, werde er „darüber nachdenken“, wer für den Rest der Rückrunde den Vorzug erhält. Noch kann der Coach auf Zeit spielen: Nübel ist nach seinem Karatekick gegen Frankfurt in den schweren Partien gegen Borussia Mönchengladbach und in München gesperrt.
Dass U21-Nationalkeeper Markus Schubert auch danach im Tor bleibt, erscheint aus S04-Sicht logisch. Wagner lobt: „Schubi hat zweieinhalb Spiele sehr gut gehalten. Ich wünsche mir nichts mehr, als dass er die nächsten zwei Spiele genauso gut hält.“ Weiter zeigte der Coach „Respekt für die Fans und ihre Gedankengänge“, beteuerte aber: „Alex ist weiter Teil unserer Gruppe.“
Schalke-Fans stellen sich gegen Nübel
Weite Teile des Schalker Anhangs hatten bereits am 22. Dezember die Absetzung Nübels als Kapitän und seine Verbannung auf die Bank gefordert. Zwei Tage vor Weihnachten war bekannt geworden, dass der Torhüter das hochdotierte Angebot zur Vertragsverlängerung ausschlägt. Nach offiziellem Vollzug handelten die Schalker nun am Samstag „nach Abwägung aller Pros und Contras“ und reichten die Binde an Mittelfeldspieler Omar Mascarell weiter.
Viele Fans der Königsblauen fühlen sich von Nübel ähnlich verraten wie 2011 beim Wechsel von Neuer an die Isar. Jener Neuer, der beim FC Bayern den Nübel-Aufstieg empfindlich einbremsen dürfte - wenn er nicht gar für den Absturz des Talents sorgt.
Denn Neuer, mit 33 Jahren immer noch in einem guten Torhüteralter, wird seinen 2021 auslaufenden Vertrag wohl noch einmal um zwei Jahre verlängern. Der FC Bayern möchte zwar, dass der Weltmeister-Torhüter von 2014 für Nübel in einigen Spielen den Kasten räumt, doch Neuer brennt vor Ehrgeiz, sein DFB-Kontrahent Marc-Andre ter Stegen kann ein Lied davon singen.
Flick: Nübel-Transfer ist „sehr weitsichtig“
Bayern-Coach Hansi Flick, der sich für einen neuen Vertrag über den Sommer hinaus empfehlen will, lobte am Sonntag die Klubführung für die Nübel-Verpflichtung als „sehr weitsichtig“. Allerdings sei Neuer „aktuell der weltbeste Torhüter“, der Verein tue „gut daran, ihn zu halten“.
Aus Sicht des FC Bayern hat es tatsächlich Sinn, beide Torhüter zu beschäftigen. Nübel ist jung, hochtalentiert und nicht zuletzt ablösefrei. Neuer steht immer noch für Weltklasse, doch seine Krankenakte ist dick.
Allerdings riskieren die Münchner auch einen erbitterten Konkurrenzkampf. Und auch Nübel muss sich die Frage stellen, ob dieser Schritt der richtige ist - selbst wenn er die klare Zusage hat, als Neuers Nachfolger aufgebaut zu werden.
Vogts: Bayern sollte Nübel an Schalke verliehen
Der ehemalige Bundestrainer Berti Vogts jedenfalls hätte Nübel dazu geraten, sich zunächst „wieder an Schalke verleihen zu lassen“, verriet er im Interview mit RTL und n-tv. Der ehemalige Nationaltorhüter und Ex-Schalker Timo Hildebrand erwartet bereits „im nächsten halben Jahr eine Feuerprobe“ für den noch recht unerfahrenen Nübel (35 Bundesliga-Spiele).
Ab dem 31. Januar wird sich zeigen, ob Nübel als Bankdrücker, und damit aus erheblich geschwächter Position, nach München kommt. Dann spielt Schalke bei Hertha BSC - und Wagner muss sich für oder gegen Nübel entscheiden.