Belgrad. Champions-League-Gruppensieg und Rekord: Der Torjäger wird für eine Bestmarke gefeiert, Trainer Flick für eine Erfolgsserie.
Bayern Münchens Rekordtorjäger Robert Lewandowski freute sich beim nächtlichen Bankett nach einer irren Tor-Show über extralauten Beifall. Vier Tore in einer Viertelstunde – das war in der Champions League vor dem polnischen Torjäger noch keinem Spieler geglückt. "Wir haben ein tolles Spiel gesehen. Ich möchte die Mannschaft ausdrücklich loben", erklärte Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge zu nächtlicher Stunde im Mannschaftshotel.
Exakt 14:31 Minuten benötigte „Lewa“ für seine vier Tore (53., Handelfmeter, 61., 64. und 68.), die er anschließend recht gelassen kommentierte. „Das Wichtigste ist, dass wir stark gespielt haben. Defensiv wie offensiv. Wir haben Spaß. Egal wer spielt, wir folgen unserem Plan“, sagte er bei Sky: „Ich freue mich auch, wenn ich nicht treffe und wir gewinnen.“ Aber so natürlich noch mehr.
Lewandowski war knapp schneller als Luiz Adriano im Oktober 2014. Der Brasilianer benötigte beim 7:0 mit Schachtjor Donezk gegen Bate Borissow 16 Minuten für vier Treffer – und war am Ende sogar fünfmal erfolgreich. „Lewa“ blieb der fünfte Treffer verwehrt, weil ihn Trainer Hansi Flick vorzeitig vom Platz nahm (77.); da applaudierten sogar die serbischen Fans. „Robert ist in Hochform. Er ist sehr professionell, arbeitet sehr viel. Heute hat er sich belohnt. Er ist für uns ein sehr wichtiger Spieler“, sagte Flick.
Zwei Viererpacks schaffte vor Lewandowski nur Messi
Erinnerungen an Lewandowskis legendären Bundesliga-Fünferpack in neun Minuten gegen den VfL Wolfsburg oder an seine vier Tore für Borussia Dortmund im Halbfinal-Hinspiel 2013 gegen Real Madrid wurden wach. Nur Weltstar Lionel Messi hat in der Königsklasse mehr als einmal vier Treffer in einem Spiel erzielt – Lewandowski ist jetzt der erste Profi, dem dieses Kunststück für zwei Vereine gelungen ist.
Für den 31-Jährigen waren es die Saisontore Nummer sieben bis zehn in der Königsklasse, in der er jetzt insgesamt stolze 63-mal getroffen hat. Nationalspieler Leon Goretzka (14.) kühlte den vermeintlichen Hexenkessel „Marakana“ mit seinem Führungstreffer früh ab. Lewandowski ließ die sonst so heißblütigen Serben endgültig verstummen – und Trainer Flick über den vierten Sieg im vierten Spiel (16:0 Tore) jubeln. Besser startete kein Bayern-Coach vor ihm. Corentin Tolisso (89.) setzte den Schlusspunkt.
Ein 6:0 bei Roter Stern Belgrad, der vorzeitige (insgesamt 16.) Gruppensieg und eben vier Tore von Lewandowski im Eiltempo ließen alle beim deutschen Fußball-Rekordmeister frohlocken. Der FC Bayern hat nun zum 16. Mal seine Gruppe in der Königsklasse gewonnen.
Flicks Bilanz: Vier Spiele, vier Siege, 16:0 Tore
Lewandowski schnappte sich nach dem Schlusspfiff den Viererpack-Ball und machte noch im Stadion Erinnerungsfotos. Außerdem lobte Lewandowski seinen Trainer. Zur Feier des Tages gönnte er sich auch ein Gläschen Rotwein. Der 54-jährige Flick hat den FC Bayern nach der Übernahme des Cheftrainer-Postens von Niko Kovac im Rekordtempo wiederbelebt. "Wir machen alle unseren Job, Hansi Flick macht seinen Job. Das läuft im Moment gut", sagte Kapitän Manuel Neuer über den mindestens bis Weihnachten vom Co- zum Cheftrainer beförderten Flick.
Auch Vorstandschef Rummenigge, der die Mannschaft nach dem 3:2-Sieg vor wenigen Wochen bei Olympiakos Piräus noch gerügt hatte, war diesmal begeistert. "Es ist eine Serie, die langsam ungeheuerlich wird. Hansi hat vor gar nicht langer Zeit, vor drei Wochen, die Mannschaft übernommen, und wir haben eine unglaubliche Serie erlebt und heute den Höhepunkt mit 6:0", sagte Rummenigge beim Steh-Bankett. Vier Spiele, vier Siege und 16:0 Tore –so lautet die imposante Flick-Bilanz.
"Das ist etwas Unglaubliches. Neben den Ergebnissen ist die Spielqualität das Wichtigste. Alle, die hier sind, haben Spaß an dem Spiel unserer Mannschaft, und dazu möchte ich dir, lieber Hansi, herzlich gratulieren", lobte Rummenigge. Das 6:0 war zugleich der höchste Auswärtssieg neben dem 7:1 bei AS Rom.