Antwerpen. Alarmstimmung bei den deutschen Hockeyherren. Vor Olympia werden Trainingsumfänge deutlich erhöht. Was fehlt, seien Leitwölfe im Team.

Alarmstimmung war angesagt im Lager der deutschen Hockeyherren nach der 0:4-Pleite im Spiel um Platz drei zum Abschluss der EM in Belgien. Am Tag danach fanden Marie Gnauert, Vizepräsidentin Leistungssport im Deutschen Hockey-Bund (DHB), und Sportdirektor Heino Knuf deutliche Worte zum ungenügenden Abschneiden der Auswahl von Bundestrainer Stefan Kermas. „Mit dem Ergebnis können wir nicht zufrieden sein. Wir brauchen definitiv Veränderungen“, sagte Knuf.

Dass diese nicht unbedingt personeller Natur sein müssen, stellte die Verbandsspitze vorweg klar. „Wir gehen ergebnisoffen in eine schonungslose Analyse“, sagte Knuf, der innerhalb der kommenden 14 Tage das aus allen hauptamtlichen Bundestrainern bestehende Steuerungsteam versammeln wird, „aber Stand heute wird Stefan Kermas das Team zu den Olympischen Spielen in Tokio führen.“ Die aufgekommenen Diskussionen über den 40-Jährigen könne man allerdings nachvollziehen.

Ernüchternde Bilanz

Kermas’ Bilanz ist ernüchternd. Seit seiner Amtsübernahme nach Olympiabronze in Rio 2016 haben die deutschen Herren kein Entscheidungsspiel gewonnen. Sie verloren bei der EM 2017 das Halbfinale gegen Belgien und das Bronzespiel gegen England, 2018 bei der WM das Viertelfinale gegen Belgien – und scheiterten nun im Halbfinale mit 2:4 an den übermächtigen Belgiern, die sich dank eines 5:0-Finalsiegs über Spanien erstmals auf den kontinentalen Thron schossen. Zudem wurde in der neuen Pro League das Finalturnier verpasst.

Fakten sind das, die auch der Bundestrainer nicht negiert. Dennoch warb Kermas dafür, die Sachlage differenziert zu betrachten. „Wir müssen einige Dinge verbessern. Aber es gab auch viele gute Entwicklungen, deshalb sollten wir nicht alles verteufeln“, sagte er. Zum Positiven zählte, dass die Mannschaft auch in der Niederlage als Einheit auftrat. Das offensive Zusammenspiel hat sich verbessert, athletisch und technisch besteht kein Unterschied zur Weltspitze. Es fehlt aber ein Weltspitzentorwart, die Strafecke ist keine Waffe, die Schusskreiseffizienz zu schwankend. Außerdem fehlen Leitwölfe, an denen sich die Mitspieler aufrichten und die Gegner abprallen.

In den Monaten vor Olympia werden die Trainingsumfänge deutlich erhöht, „dann bin ich zuversichtlich, dass wir die Rückstände in der Form aufholen können, dass wir in Tokio wieder Podiumskandidat sind“, sagte Knuf.