Hamburg. ETV-Spieler Thole/Wickler kassieren die höchste Prämie ihrer Karriere. Nach dem Finale gilt ihr Dank dem Hamburger Publikum.
Von Julius Tholes linkem Arm prallte der Ball ins Aus, beendete unter dem Aufschrei von 12.000 Zuschauern die lange Reise des Hamburger Beachvolleyball-Duos Thole/Clemens Wickler bei der Weltmeisterschaft am Rothenbaum.
Das Nationalteam des Eimsbütteler Turnverbandes (ETV) verlor das WM-Finale auf dem prall gefüllten Center Court des Tennisstadions in 75 Minuten mit 1:2 (21:19, 17:21, 11:15)-Sätzen gegen die Russen Wjatscheslaw Krasilnikow/Oleg Stojanowski. Preisgeld für Platz zwei: 45.000 US-Dollar, die bisher höchste Prämie ihrer Karriere. Der WM-Titel wurde mit 60.000 Dollar (rund 53.000 Euro) belohnt.
Keine Chance gegen die Sprungaufschläge
Gegen die Weltranglistendritten fehlten den Deutschen am Ende die Kraft, sich gegen die gewaltigen Sprungaufschläge der neuen Titelträger zu wehren. In der Mitte des dritten Satzes verloren sie vier Punkte in Folge, von 8:8 zu 8:12 – die Entscheidung. In dieser Saison hatten Thole/Wickler bereits zweimal zuvor gegen die Russen verloren.
Das ändert aber nichts an ihrem grandiosen Aufstieg. Thole/Wickler werden in dieser Woche erstmals unter den Top Ten der Weltrangliste geführt. Vor einem Jahr rangierten sie noch auf Platz 65. Erst seit anderthalb Jahren spielen sie zusammen Turniere. „Ihre Entwicklung ist noch längst nicht abgeschlossen“, sagte Männer-Bundestrainer Martin Olejnak.
Wickler bedankt sich bei den Fans
Das Publikum feierte die beiden nach dem verloren Finale minutenlang mit stehenden Ovationen. „Was ihr in den vergangenen zehn Tagen hier für die deutschen Teams veranstaltet hat, ist der Wahnsinn. Ohne euch wären wir nie so weit gekommen“, bedankte sich Wickler (24) übers Stadionmikrofon für die Unterstützung.
Sechs Jahre nach den Berlinern Jonathan Erdmann/Kay Matysik hat damit wieder ein deutsches Männerteam eine Medaille bei einer Weltmeistershaft gewonnen. Die deutschen Frauen waren in Hamburg frühzeitig ausgeschieden, Karla Borger/Julia Sude (Stuttgart/Friedrichshafen) im Achtelfinale als Letzte. Im Gegensatz zu´Thole/Wickler hatte ihnen die Siegermentalität gefehlt, sie traten in den entscheidenden Spielphasen zu zögerlich auf.
DVV lädt zum Schanzen-Italiener
Wie schon im Halbfinale am Sonnabend bei ihrem Dreisatzsieg gegen die norwegischen Weltranglisten-Ersten Anders Mol/Christian Sörum packte Abwehrspezialist Wickler wieder seine Sprungaufschläge aus, beendete mit einem Ass den ersten Satz. Danach begann die Dominanz der Russen, die mehr Bälle in der Abwehr holten (22:13) und mehr Angriffe (35:25) durchbrachten.
"Die haben schon gewaltig Druck gemacht“, sagte Thole, der im dritten Satz beim Stand von 4:4 wegen einer Verspannung im Nacken behandelt werden musste. „Dennoch sind wir mit dem Turnier mehr als zufrieden. Vizeweltmeister, fantastisch, damit hatten wir vorher nie und nimmer gerechnet“, ergänzte der 22 Jahre alte Jurastudent.
Der Deutsche Volleyball-Verband sah es genauso. Er lud das Team, deren Betreuer, Eltern und Verwandte für den Abend in ein italienisches Restaurant im Hamburger Schanzenviertel ein. Auch Hamburgs Innen- und Sportsenator Andy Grote (SPD) und ETV-Präsident Frank Fechner gehörten zu den ausgewählten Gästen.
Weltverband lobt Hamburg für "beste WM"
130.000 Zuschauer verfolgten die Beachvolleyball-WM in den vergangenen zehn Tagen. Nur vor zwei Jahren in Wien kamen mit 180.000 Besuchern mehr zu einer WM. Am Finaltag standen die Zuschauer schon von acht Uhr morgens vor den Toren der Anlage im Hamburger Stadtteil Harvestehude. Mehrere Tausend fanden schließlich keinen Einlass. Zwei Stunden vor dem Finale um 14 Uhr wurden die Zugänge gesperrt.
"Das war die bisher beste Beachvolleyball-Weltmeisterschaft“, lobte Ary Graca, der brasilianischen Präsident des Weltverbandes FIVB, die 6,5 Millionen Euro teure Veranstaltung. Im nächsten Jahr soll es in Hamburg wieder ein hochkarätiges Beachturnier geben. Geplanter Termin: 23. Bis 28. Juni.