Hamburg. Der Hamburger Ruder-Olympiasieger von 2012 und sein Partner konnten im Zweier nicht überzeugen. Folgt jetzt der Rücktritt?
Wichtige Entscheidungen, die ein Leben verändern können, sollte man niemals im Affekt fällen. Deshalb war es allzu verständlich, dass Eric Johannesen am Sonntagnachmittag das Erlebte noch nicht abschließend beurteilen wollte. „Ich werde in dieser Woche versuchen, alles sacken zu lassen und zu analysieren. Danach werde ich hoffentlich klarer sehen, was die Zukunft betrifft“, sagte der 30 Jahre alte Ruder-Olympiasieger von 2012, als er sich vom Weltcup im polnischen Posen auf den Rückweg in die Heimat machte.
Die Heimat, das wird mittelfristig wieder Hamburg sein und nicht Dortmund, wo der Bundeskader der Riemenruderer trainiert. Aus diesem wurde Johannesen am Sonntag nach einem Gespräch mit dem sportlichen Leiter Uwe Bender und dessen Trainerteam gestrichen. Zu schwach war die Leistung gewesen, die der ehemalige Achterweltmeister vom RC Favorite Hammonia bei den für ihn entscheidenden Rennen geboten hatte. Mit seinem Berliner Partner Paul Schröter (28) hatte er im Zweier am Freitag schon im Vorlauf gepatzt. Im D-Finale am Sonnabend reichte es dann nur zu Rang 17, zwei Plätze hinter dem Duo Marc Leske (23/Moers) und Anton Braun (29/Berlin), das sie deutlich hätten schlagen müssen, um noch die Chance auf eine Nominierung für die WM im österreichischen Linz (25. August bis 1. September) zu haben.
Bruder Torben gewinnt mit Deutschland-Achter
Nun jedoch erhält Eric Johannesen nicht einmal mehr die Gelegenheit, sich beim letzten Weltcup in Rotterdam (Niederlande/12. bis 14. Juli) zu beweisen. „Die Trainer haben mir mitgeteilt, dass sie nicht mehr mit mir planen“, sagte er. Da jedoch auch Leske/Braun nicht überzeugen konnten, gibt es eine Personalrochade. Auch Braun wurde aus dem Aufgebot gestrichen, nun soll sich in Rotterdam das Duo Leske/Schröter beweisen. „Natürlich tut das sehr weh, aber die Leistung hat einfach nicht gestimmt, da kann und möchte ich mich nicht herausreden“, sagte Johannesen.
Deutlich besser lief es erwartungsgemäß für seinen Bruder Torben. Der 24-Jährige, der ebenfalls für Favorite Hammonia startet, setzte sich mit dem Deutschland-Achter mit einer halben Bootslänge Vorsprung auf Olympiasieger Großbritannien durch und blieb damit seit nach den Sommerspielen 2016 in Brasilien unbesiegt. Für den zweiten deutschen Sieg in Posen sorgte der leichte Doppelzweier mit Jason Osborne (25/Mainz) und Jonathan Rommelmann (24/Krefeld). Einen Achtungserfolg feierte zudem Tim Ole Naske. Der 23-Jährige von der RG Hansa holte mit seinem Rostocker Partner Stephan Krüger (30) Bronze im Doppelzweier. „Wir konnten unsere neu gewonnene Stärke im Zielsprint umsetzen. Platz drei war bei diesem engen Feld nicht zu erwarten, umso mehr freuen wir uns“, sagte Naske. Einer-Europameister Oliver Zeidler (22/Ingolstadt) musste dagegen einen Dämpfer hinnehmen und belegte beim Sieg des Dänen Sverri Nielsen mit gut fünf Sekunden Rückstand Rang fünf.