Stuttgart. Nächste Pleite in Runde eins: Alexander Zverev unterliegt in Stuttgart Dustin Brown – der nach seinem Coup “einfach happy“ ist.
Vor seinem schnellen Aus in Stuttgart schimpfte Alexander Zverev, er haderte und feuerte sogar einen Ball auf die Tribüne – aber nichts half dem besten deutschen Tennisspieler. Gegen den 34 Jahre alten Dustin Brown aus Winsen in Niedersachsen verlor die Nummer fünf der Welt am Donnerstag beim Rasenturnier in Stuttgart das Auftaktmatch 4:6, 7:6 (7:3), 3:6 und verabschiedete sich schon im Achtelfinale. "Ich habe wenig Kontrolle gehabt über das ganze Match. Gegen Dustin haben schon viele gute Spieler auf Rasen verloren. Ich mache mir da nicht so viele Gedanken darüber", sagte Zverev.
Brown trifft im Viertelfinale am Freitag im Anschluss an das Duell zwischen Jan-Lennard Struff und dem Franzosen Lucas Pouille auf den jungen Kanadier Felix Auger-Aliassime. "Sehr, sehr weit oben", bewerte er diesen Sieg, sagte Brown noch auf dem Platz. "Ich bin einfach happy, dass ich das gewonnen habe und lass das erst mal einsinken."
Zverev hadert mit Doppelfehlern
Zverev dagegen muss vor dem Turnier in Halle in der kommenden Woche Frustbewältigung betreiben und vor Wimbledon Anfang Juli seine derzeit ohnehin nicht sonderlich stabile Form suchen.
Vor allem seine Aufschläge kosteten den 22 Jahre alten Zverev viele Nerven. Auf der einen Seite knallte er Brown - beobachtet von seinem Trainer Ivan Lendl, der in der Sandplatzsaison noch gefehlt hatte - zwar 21 Asse um die Ohren. Er leistete sich mit 14 Doppelfehlern auf dem Centre Court des MercedesCups aber auch zweimal so viele verschenkte Punkte wie sein Gegner. "Das Doppelfehlerthema muss ich irgendwie ein bisschen hinbekommen gerade. Das ist extrem viel in den letzten Wochen", sagte Zverev. "Das Problem ist nicht mein Aufschlag. Das Problem ist mein zweiter Aufschlag."
Brown hechtet in Becker-Manier
Brown entnervte den an Nummer eins gesetzten Zverev in dem zwei Stunden langen Match mit seinem Netzspiel und holte sich einige Punkte auf spektakuläre Art – wie einst bei seinem Sensationssieg gegen Rafael Nadal in Wimbledon. Zverev bekam vom wohlwollenden Publikum immer wieder aufmunternde Rufe geschenkt – gefeiert und bejubelt wurde aber Brown für seinen Einsatz und seine Chuzpe. "Ich glaube, er hat immer mehr Spaß auf dem Platz als der Gegner", meinte Zverev über den Mann mit den Rastalocken und der schwarzen Haube, der einen Volley mit einem Hecht in bester Boris-Becker-Manier ins Feld platzierte und danach seine Freude laut heraus schrie. "Manchmal passiert das, ich denke da nicht groß drüber nach", sagte Brown.
Zverev dagegen hörte man viel häufiger schimpfen denn jubeln. Schon im ersten Satz rief er ein lautes "unglaublich", als Brown mal wieder gepunktet hatte und mit einem Break im dritten Spiel früh die bessere Position hatte. Im zweiten Satz gab Zverev dann ein 4:1 und 5:2 fast noch aus der Hand und sicherte sich erst im Tiebreak den Ausgleich. Die Vorentscheidung fiel im dritten Satz beim Stand von 3:3, als Brown drei Breakbälle gegen Zverev abwehrte und danach selbst mit einem Break auf 5:3 davonzog.