Paris. Krawietz und Mies gewinnen überraschend die French Open. Es ist der erste Sieg eines deutschen Doppels seit 82 Jahren.
Historischer Triumph für ein deutsches Tennis-Doppel: Nach der Ewigkeit von 82 Jahren haben sich für den "Tennis-Baron" Gottfried von Cramm und dessen Partner Henner Henkel endlich erfolgreiche Erben gefunden. Kevin Krawietz aus Ahorn-Witzmannsberg im Landkreis Coburg und Andreas Mies aus Köln gelang bei den French Open zum Abschluss ihrer wundersamen Reise auch noch der historische Coup: Als erstes deutsches Doppel seit 1937 gewannen die beiden bisherigen Nobodys den Grand-Slam-Titel in Roland Garros.
Nach dem Matchball plumpsten die beiden nahezu synchron auf den Boden, als sie sich erhoben, konnten sie ihre Fassungslosigkeit nicht verbergen. "Ich dachte: 'Wo bleibst du denn? Warum springst du nicht auf mich drauf?'", sagte der wortgewaltige Mies später über den Jubel und ergänzte die Pläne der beiden zur Abendgestaltung: "Dann reißen wir heute Abend noch den Eiffelturm ab."
Krawietz (27) und Mies (28) setzten sich beim "Auswärtsspiel" auf dem Court Philippe Chatrier gegen die Franzosen Jeremy Chardy und Fabrice Martin durch – mit 6:2, 7:6 (7:3). "Wir waren immer fest davon überzeugt, dass wir das Zeug dazu haben, ein Grand-Slam-Turnier zu gewinnen", hatte Mies vor dem Finale betont – mit einer beeindruckenden Souveränität ließen er und Krawietz den Worten Taten folgen. Dafür gab es ein gemeinsames Preisgeld von 580.000 Euro.
Krawietz und Mies gelingt Historisches
Der Sieg für Krawietz und Mies ist durchaus ein historischer. In der Open Era (seit 1968) war es nur Marc-Kevin Goellner und David Prinosil 1993 ebenfalls in Paris gelungen, als deutsches Doppel das Finale eines Grand-Slam-Turniers zu erreichen – sie unterlagen den Brüdern Luke und Murphy Jensen (USA) in drei Sätzen. Der letzte Sieg bei einem der vier großen Turniere war im Jahre 1937 ebenfalls von Cramm und Henkel in New York gelungen.
Deutsche Grand-Slam-Sieger im Doppel gab es seitdem dennoch: 1992 gewann Michael Stich ein Jahr nach seinem Erfolg im Einzel gegen Boris Becker an der Seite von John McEnroe (USA) auf dem heiligen Rasen von Wimbledon. Ebenfalls an der Church Road siegte 2010 Philipp Petzschner, er spielte zusammen mit dem Österreicher Jürgen Melzer. Beide waren ein Jahr später dann auch bei den US Open in Flushing Meadows erfolgreich.
Krawietz und Mies spielen erst seit eineinhalb Jahren zusammen, sie haben zusammen sechs Titel auf der zweitklassigen Challenger-Tour gewonnen und im Februar in New York zum ersten mal ein Turnier auf der ATP-Tour. Schon einmal hatten sie gemeinsam ein Grand-Slam-Turnier bestritten, im Vorjahr erreichten sie in Wimbledon die dritte Runde. "Wir wissen, wir haben noch Luft nach oben", hatte Mies bereits vor dem Einzug ins Finale von Roland Garros versichert.
Ihr Erfolg ist mehr als überraschend. In der Weltrangliste standen sie im Doppel bisher auf Rang 49 (Krawietz) und 50 (Mies), im Einzel lag Krawietz zuletzt auf Rang 269 – Mies ist dort nicht mehr aufgeführt. Er war mal die Nummer 781, aber das ist fünf Jahre und ein paar Knieverletzungen her.