Hamburg. Carola Meyer gewinnt Präsidiumswahl gegen Amtsinhaber Wolfgang Hillmann. Bundesliga-Ausgliederung abgelehnt.

Die wichtigste Aufgabe für den Start in ihre zweijährige Amtszeit formulierte Carola Meyer in Form eines Wunsches in ihrer Antrittsrede. „Mein ganz großer Wunsch ist, dass wir Grünstadt als geeinte Hockeyfamilie verlassen“, sagte die 69-Jährige, nachdem sie am Sonnabend auf dem Bundestag in der rheinland-pfälzischen Kleinstadt als erste Frau in der Historie des Deutschen Hockey-Bundes (DHB) an dessen Spitze gewählt worden war.

939 Stimmen der Delegierten aus knapp 400 Vereinen waren an die Vizepräsidentin des Europaverbands gegangen, 656 an den entthronten Amtsinhaber Wolfgang Hillmann (67), der Deutschlands erfolgreichsten olympischen Teamsportverband seit 2015 geführt hatte.

Team Aufbruch

Ob Meyers Wahl den in den vergangenen Monaten von internen Querelen gelähmten DHB tatsächlich befrieden wird, bleibt abzuwarten. Fakt ist, dass der Bundestag in überraschender Deutlichkeit das von Meyer angeführte „Team Aufbruch“, dessen Kandidaten in geheimer Einzelwahl allesamt mit wenigen Gegenstimmen gewählt wurden, mandatierte, um die vielen Herausforderungen anzugehen, die auf das deutsche Hockey warten. So gilt es, dem Verband eine neue Struktur zu geben, die Kommunikation zwischen Präsidium und Geschäftsstelle zu optimieren und in einem immer enger werdenden Terminkalender den Bedürfnissen der Nationalmannschaften und der Bundesliga-Topclubs gerecht zu werden, ohne dabei die Belange der vielen kleineren Mitgliedsvereine zu vernachlässigen.

Dass Hillmann und sein Team dies in den zurückliegenden Monaten zu oft getan hatten, zeigte sich nicht nur im deutlichen Votum für die Herausforderer, sondern auch darin, dass die maßgeblich von den Spitzenclubs angeschobene Ausgliederung des Bundesligen-Spielbetriebs in einen eigenen Ligaverband in der geplanten Form abgelehnt wurde. Die erforderliche Zweidrittelmehrheit wurde um 62 Stimmen verfehlt. „Natürlich müssen wir uns fragen, woran es gelegen hat, dass wir nicht deutlicher überzeugen konnten. Aber wir lassen uns von unserem Vorhaben nicht abbringen“, sagte Horst Müller-Wieland, Präsident des Uhlenhorster HC und Mitinitiator der Ausgliederung.

Mitglieder fühlten sich überrumpelt

Noch am Sonnabendabend gründeten neun Erst- und neun Zweitligisten in Grünstadt den Hockeyliga e. V., um für einen neuen Ausgliederungsanlauf, der auf einem außerordentlichen Bundestag innerhalb der kommenden zwölf Monate gestartet werden soll, schon eine recht­liche Grundlage bieten zu können. Übergangspräsident ist Dirk Wellen, Vorsitzender des Crefelder HTC, der am Freitag mit seiner Ankündigung, im Team Hillmann für den vakanten Posten als Vizepräsident Leistungssport zu kandidieren, viele Mitglieder überrumpelt hatte. Insider vermuteten in dieser Rochade den Hauptgrund für das klare Votum gegen Hillmann, da insbesondere kleinere Vereine befürchteten, der als Endrunden- und Länderspielorganisator sowie als Gönner in der Hockeyszene beliebte Wellen könne mit einem Posten im Verband eine zu große Hausmacht erlangen.

Das Thema Compliance hatte in den vergangenen Monaten zu Verdruss geführt, weil dem für die Ressorts Finanzen und Recht zuständigen Vizepräsidenten Remo Laschet vorgehalten worden war, eine Agentur mit der Vermarktung von DHB-Events beauftragt zu haben, an der er über Umwege beteiligt gewesen sein soll. Laschet wurde allerdings nach einer überzeugenden Rede einstimmig entlastet, weil er dank des Deals mit Hauptsponsor Real einen Gewinn von fast 200.000 Euro bekannt geben konnte. Auch das im neuen Länderspielformat Pro League befürchtete Minus von rund 180.000 Euro fällt dank Zuwendungen der Ausrichterstadt Krefeld deutlich geringer aus.