Bei Bayern herrscht trotz der Chance auf das Double Unruhe. Die Zukunft von Kovac ist weiter ungewiss – eine Diskussion zur Unzeit.
München. Bei der Frage nach Niko Kovac wurde Uli Hoeneß kurz unwirsch. "Ach hört mir mit dem Schmarrn auf. Meinen sie, wir werden in der kommenden Woche eine Trainerdiskussion haben?", fragte Hoeneß in die Runde.
Auch wenn es dem Präsidenten des FC Bayern nicht passt: Der deutsche Rekordmeister hat vor dem mit Spannung erwarteten "Finale dahoam" am Sonnabend (15.30 Uhr/Sky) gegen Eintracht Frankfurt längst eine hausgemachte Diskussion um Kovac – und das vor der Woche der Wahrheit. Selbst wenn der 47-Jährige neben dem Meistertitel am 25. Mai auch noch den DFB-Pokal gewinnen sollte, scheint seine Zukunft in München über den Sommer hinaus fraglicher denn je zu sein.
Rummenigge glaubt nicht an Kovac
Schon seit Wochen führt Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge ein unwürdiges Schauspiel um Kovac auf. Auch wenn dessen Vertrag noch bis 2021 läuft, verweigert der Bayern-Boss weiter ein klares Bekenntnis. Begonnen hatte Rummenigge mit seinem "Mobbing unter Besserverdienenden", wie es die "SZ" unlängst nannte, ausgerechnet nach dem beeindruckenden 5:0 gegen Titelkonkurrent Borussia Dortmund.
Er sei "kein Freund dieser Garantien und auch nicht davon, die Spieler und den Trainer nur zu loben". Dies werde "manchmal mit Bequemlichkeit bezahlt" und sei "nicht der richtige Weg", sagte Rummenigge, der lieber Thomas Tuchel in München als Trainer gesehen hätte, erst wieder am Wochenende bei Sky.
Bayern-Sportdirektor Hasan Salihamidzic erklärte nach dem 0:0 in Leipzig zwar, dass Kovac seine "volle Unterstützung" habe und "die Fakten" für den Trainer sprächen. Auf Nachfragen, wie es mit dem Trainer weitergeht, wich aber auch der Kovac-Kumpel im ZDF mehrmals aus: "Das werden wir sehen."
Spieler zweifeln an Kovacs Offensiv-Plan
Rummenigge vermisse beim Trainer "zuweilen das Konzept", schrieb der kicker. Zudem werde Kovac aus der Mannschaft ein fehlender Offensiv-Plan vorgeworfen. Bei den Bossen gebe es darüber hinaus Zweifel, so die "Bild", ob Kovac den FC Bayern zurück an Europas Spitze führen kann. Immerhin planen die Münchner in der neuen Saison mit Millionen-Transfers den großen Umbruch.
Kovac selbst nimmt die andauernden Diskussionen um seine Person wahr, ist aber seit Wochen darum bemüht, nicht noch mehr Öl ins Feuer zu gießen und den Fokus auf das sportliche Geschehen zu richten. "Ich bin dazu angestellt, um Ziele zu erreichen und mich auf das Wesentliche zu konzentrieren: auf Fußball, auf die Taktik", sagte der Kroate zuletzt.
So oder so: Der Druck auf Kovac, der im Herbst nach einer längeren Durststrecke schon vor dem Rauswurf gestanden hatte, ist riesig. Er ist nach dem Achtelfinal-Aus in der Champions League beim Meisterschafts-Showdown gegen Frankfurt ebenso zum 29. Titel der Vereinsgeschichte verdammt wie im Pokalfinale in Berlin zum 19. Triumph. Ansonsten, dies verdeutlichte Salihamidzic bereits, sei es eine "Scheiß-Saison".
Nach der neuerlich bewusst vermiedenen Bekenntnis der Verantwortlichen zu ihrem Trainer, empfahlen einige Experten bereits Kovac, selbst die Konsequenzen mit seinem Rücktritt zu ziehen. Doch so weit ist es längst noch nicht gekommen.
Hoeneß widerspricht Rummenigge bei Kovac
Hoeneß, der loyal zu Kovac steht, hatte schon vor Wochen den Umgang mit dem Trainer massiv gerügt. "Wie soll ich denn mit jemandem zusammenarbeiten, den ich bei jeder Gelegenheit infrage stelle?", sagte Hoeneß. Und überhaupt: "In so einem Spannungsfeld, wie unser Trainer in den letzten Wochen gelebt hat, kann man auf Dauer nicht vernünftig arbeiten."
Dennoch freut sich Kovac auf den Schlussakkord gegen seinen Ex-Club. "Solch ein Erlebnis gab es das letzte Mal vor 19 Jahren", sagte er mit Blick auf die Möglichkeit der Bayern, erstmals seit 2000 wieder "dahoam" Meister zu werden: "Das Leben schreibt die schönsten Geschichten."
Ob Kovac über das Saisonfinale hinaus Geschichte beim FC Bayern schreiben darf, bleibt dagegen weiter unklar.