Titel-Entscheidung vertagt. Hannover steigt nach bestem Saisonspiel ab. Viel Trauer auch in Nürnberg. Werder hofft noch auf Europa.
Der Kampf um die Meisterschaft in der Fußball-Bundesliga bleibt spannend und entscheidet sich erstmals seit zehn Jahren wieder am letzten Spieltag. Da Tabellenführer Bayern München am 33. Spieltag bei RB Leipzig nicht über ein 0:0 hinaus kam, rückte Verfolger Borussia Dortmund dank des 3:2 (1:0) gegen Fortuna Düsseldorf bis auf zwei Punkte an den Rekordmeister heran.
"Es ist ärgerlich, dass wir noch nicht Meister sind, weil wir die klar bessere Mannschaft waren", sagte Bayern-Trainer Niko Kovac. "Ich muss meiner Mannschaft ein Kompliment aussprechen. Wir haben die Stärken der Leipziger ausgeschaltet und waren das dominierende Team. Leider haben wir nicht getroffen, aber die Tore haben wir uns für nächste Woche aufgehoben."
Für Ärger im Münchner Lager sorgte vor allem der nach dem Eingreifen des Videoassistenten nicht gegebene Treffer von Leon Goretzka, nachdem Robert Lewandowski zuvor vermeintlich einen Millimeter im Abseits gestanden haben soll. Das "sogenannte Abseits", wie es Bayern-Präsident Uli Hoeneß nannte, "ist ja der Witz des Jahres. Das war keine klare Fehlentscheidung. Der Videobeweis ist dafür da, klare Fehlentscheidungen zu korrigieren. Es war gleiche Höhe".
Dortmund gibt sich nach der erhaltenen Titel-Chance derweil kämpferisch. "Wir glauben immer daran", sagte Torschütze Pulisic. "Wir müssen in Gladbach gewinnen und auf einen Ausrutscher der Bayern gegen Frankfurt hoffen", sagte Trainer Lucien Favre.
Hannover und Nürnberg steigen ab
Im Abstiegskampf sind hingegen die Entscheidungen gefallen, Hannover 96 und der 1. FC Nürnberg müssen in Liga zwei. Da der VfB Stuttgart durch ein 3:0 (1:0) gegen den VfL Wolfsburg den Relegationsplatz sicherte, reichte Hannover auch ein 3:0 (1:0) gegen den SC Freiburg nicht zum Klassenerhalt. Es war das beste Spiel einer enttäuschenden Saison der Niedersachsen.
"Es ist ein extrem beschissenes Gefühl", sagte Hannovers Torwart Michael Esser: "Wir sind zu spät wach geworden und haben auch das nötige Glück nicht gehabt. Unter dem Strich ist es aber auch eine Qualitätsfrage."
Für Thomas Doll ist es der erste Abstieg. "Wir sind nicht heute abgestiegen, sondern schon ein paar Wochen vorher. Man gewinnt 3:0, hat ein richtig gutes Spiel gemacht, eine tolle Atmosphäre im Stadion erlebt, aber keiner kann sich über diese Leistung richtig freuen", sagte der Ex-HSV-Coach. Der Club wird voraussichtlich einen neuen Trainer für die kommende Zweitliga-Saison präsentieren.
Doll wollte sich zu dieser Thematik nicht äußern. Dafür sprach einmal mehr Clubboss Martin Kind: "Wir werden nach dem letzten Saisonspiel gegen Düsseldorf seine Phase bei 96 kritisch beurteilen und zu einer Entscheidung kommen", sagte der Vorstandschef vielsagend.
Nürnberg baut Abstiegsrekord aus
Nürnberg rutschte nach dem 0:4 (0:0) gegen Borussia Mönchengladbach auf den letzten Tabellenplatz ab. Der neunte Abstieg der Vereinsgeschichte ist zugleich einsamer Bundesligarekord. "Wenn du am 33. Spieltag mit 19 Punkten dastehst, hast du es auch nicht verdient. Natürlich ist es sehr, sehr bitter", sagte Nürnbergs Interimstrainer Boris Schommers. "Was die Fans heute geleistet haben, ist einzigartig. Dass sie die Mannschaft trotz des Abstiegs so unterstützen, dafür zolle ich unseren Anhängern großen Respekt."
Stuttgart spielt indes am 23. und 27. Mai gegen den Dritten der 2. Bundesliga gegen den zweiten Abstieg binnen drei Jahren. "Wir brauchen Top-Leistungen, damit wir unser großes Ziel erreichen, in der Liga zu bleiben", sagte Interimstrainer Nico Willig.
Lukebakio verschießt Elfmeter gegen BVB
In Dortmund sorgte Christian Pulisic (41.) in seinem letzten Heimspiel für den BVB vor seinem Wechsel zum FC Chelsea für die Führung. Beim Düsseldorfer Ausgleich von Oliver Fink (47.) machte Borussen-Torwart Marwin Hitz, der den verletzten Roman Bürki vertrat, eine ganz schwache Figur. Thomas Delaney (53.) und Mario Götze (90.+2) schossen die Schwarz-Gelben wieder in Front, David Kownacki (90.+5) kam nur noch zum Anschlusstreffer.
Dodi Lukebakio (59.) hatte zuvor einen Foulelfmeter am Tor vorbeigeschossen, Fortunas Adam Bodzek (82.) sah wegen groben Foulspiels die Rote Karte.
Verhindert Kovacs Ex-Club Bayerns Titel?
Am kommenden Sonnabend empfangen die Bayern (75 Punkte) Kovacs Ex-Club Eintracht Frankfurt. Dortmund (73) gastiert bei Borussia Mönchengladbach und ist erneut auf Schützenhilfe angewiesen, um die 29. Meisterschaft der Bayern und deren siebten Titel in Serie noch zu verhindern.
Die Gladbacher dürfen dank der Tore von Josip Drmic (56.), Lukas Mühl (63., Eigentor), Thorgan Hazard (65.) und Denis Zakaria (80.) wieder von der Champions League träumen. Die Fohlen schoben sich zumindest vorübergehend auf Rang vier, da Konkurrent Bayer Leverkusen gegen Schalke 04 nur 1:1 (1:0) spielte und Fünfter bleibt. Guido Burgstaller (48.) glich die Leverkusener Führung durch Kai Havertz (31.) aus. Frankfurt kann Gladbach aber am Sonntag (18.00 Uhr/Sky) mit einen Sieg im Rhein-Main-Derby gegen den FSV Mainz 05 wieder vom Königsklassen-Rang verdrängen.
Bremen holt Big Point bei Hoffenheim
Einen Rückschlag im Kampf um die Europacup-Plätze musste hingegen die TSG Hoffenheim hinnehmen. Im letzten Heimspiel unter Trainer Julian Nagelsmann, der zur neuen Saison nach Leipzig wechselt, verloren die Kraichgauer gegen Werder Bremen durch ein Tor von Johannes Eggestein (39.) mit 0:1 (0:1) und bleiben auf Rang acht.
Stuttgart vermied durch die Tore Gonzalo Castro (45.+1), Anastasios Donis (55.) und Daniel Didavi (83.) zumindest den direkten Abstieg, Interimstrainer Nico Willig feierte den zweiten Sieg im dritten Spiel. Hannover nutzten daher auch die Treffer von Waldemar Anton (39.), Ihlas Bebou (51.) und Walace (81.) nichts.
Der FC Augsburg verlor gegen Hertha BSC trotz dreimaliger Führung mit 3:4 (1:0). Andre Hahn (10.) und der eingewechselte Michael Gregoritsch (50., Foulelfmeter und 70.) ließen Augsburg mit ihren Toren auf den neunten Saisonerfolg hoffen. Doch Marvin Plattenhardt (47.), Marko Grujic (66.) und Salomon Kalou (75./90.+3, Foulelfmeter) brachten die Hertha immer wieder zurück.