Hamburg. Die Hamburger Hindernisläuferin beendet ihre Karriere im Herbst. Am Sonntag läuft die 28-Jährige mit drei Freundinnen in der Staffel.
Die Franzbrötchen und Muffins, die sie so liebt, wird sie vom Winter an nicht mehr ganz so reuelos verspeisen können. Dass ihr Körper die Kalorien nicht mehr so locker verbrennen wird wie jetzt, dürfte für Jana Sussmann allerdings der einzige Nachteil werden, wenn sie zum Saisonende einen Schlussstrich unter ihre Karriere als Hindernisläuferin zieht. Ansonsten ist bei dem Gedanken daran, nicht mehr nach Trainingsplan leben zu müssen, ein Gefühl vorrangig: Vorfreude.
„Es ist nicht so, dass ich mich mit meinem Sport quäle, es macht mir noch Spaß. Aber ich spüre einfach, dass es vorbei ist. Ich habe so viel erlebt und glaube, dass es nicht besser werden kann“, sagt die 28-Jährige. Schon im vergangenen Jahr hatte sie mit dem Abschied geliebäugelt. Dann jedoch kam Anfang September das Istaf in Berlin, in 9:36,26 Minuten stellte die 1,66 Meter große und knapp 50 Kilogramm leichte Athletin eine persönliche Bestzeit auf ihrer Paradestrecke 3000 Meter Hindernis auf. „Da war mir klar, dass doch noch eine Saison in mir steckt“, sagt sie.
Sussmann teilt sich die Strecke mit drei Freundinnen
Nun also soll in diesem Herbst Schluss sein. Die deutsche Meisterschaft in Berlin Anfang August ist ihr Saisonhöhepunkt, „dort eine Medaille zu holen, das wäre der krönende Abschluss“, sagt sie. An diesem Sonntag startet sie, sofern ihr eine hartnäckige Reizung im Knie nicht noch einen Strich durch die Rechnung macht, beim Haspa Marathon mit Carolin Kirtzel, einer Vereinskollegin vom LT Haspa Marathon, Teresa Teegen (SC Rönnau) und ihrer vereinslosen Freundin Marion Kollar in der Staffel, sie selbst übernimmt das Schlussteilstück über neun Kilometer. Mitte Mai geht es in Pliezhausen erstmals im Wettkampf über die Hindernisse. „Und dann hoffe ich, dass ich bei der DM in Topform bin“, sagt sie.
Wie schwierig es in den vergangenen Monaten war, überhaupt leistungssportgerecht zu trainieren, verhehlt Jana Sussmann nicht. Im Oktober 2018 war ihrer Trainerin Beate Conrad vom Hamburger Verband gekündigt worden. Die ehemalige Landestrainerin Lauf lebt mittlerweile wieder in Kleinmachnow bei Berlin, schreibt von dort zwar die Trainingspläne für ihre Vorzeigeschülerin, ist aber im Alltag nicht mehr greifbar wie früher. So musste Jana Sussmann in den Wintermonaten allein trainieren, da auch keine Trainingsgruppe zur Verfügung stand und sie nicht mehr in Trainingslager investieren wollte. „Manchmal musste ich in der Jahnkampfbahn über den Zaun steigen, weil ich keinen Schlüssel für die Anlage hatte. Das war schon teilweise zermürbend“, sagt sie.
Jana Sussmann will als Journalistin arbeiten
Zwar zahlt das LT Haspa Marathon weiter eine Aufwandsentschädigung und ermöglicht ihr Starts bei Wettkämpfen, „und ich bin für diese Unterstützung auch sehr dankbar“, sagt sie. Dennoch ist das Gefühl, nicht mehr in der Intensität für den Sport zu brennen, wie es nötig wäre, nicht wegzudiskutieren. Und so wird die Teilnahme an der WM 2011 in Daegu (Südkorea) der Höhepunkt ihrer Karriere bleiben, in der sie zweimal knapp an der Qualifikation für Olympische Spiele vorbeischrammte. „Trotzdem bin ich sehr glücklich mit dem, was ich erreicht und erlebt habe“, sagt sie.
Das berüchtigte Loch, in das Athleten nach Karriereende zu fallen drohen, fürchtet Jana Sussmann nicht. Sie hat eine Banklehre und ihr Studium der Medien und Information abgeschlossen, arbeitet seit einigen Jahren freiberuflich als Journalistin und will diesem Beruf nun Vorrang geben. Ob sie weiterhin laufen wird, weiß sie noch nicht. „Erst einmal mache ich komplett Pause, und dann schaue ich, was kommt“, sagt sie. Eine Sportart, mit der sie auch künftig die Franzbrötchen-Kalorien verbrennen kann, wird sich schon finden lassen.