Hamburg. Wo Sie das Rennen sehen können, wie Sie mit der U-Bahn zu den „Hot Spots“ kommen – und welche Straßen gesperrt sind.

Einen Marathon aufzugeben, dieser quälende Gedanke ist Boris Bansemer wie fast jedem Langstreckenläufer schon mal in den Sinn geschossen, gesteht er, am Ende habe er dann doch die 42,195 Kilometer stets durchgehalten. Am schlimmsten sei es vor fünf Jahren gewesen, erzählt der mehrfache Seniorenwelt- und Europameister des Hamburger Sportclubs, als bei den Senioren-Europameisterschaften im türkischen Izmir 50 Grad Celsius im Zielbereich herrschten. „Ich hatte das Gefühl, als würde der Asphalt unter meinen Schuhen schmelzen“, sagt Bansemer (66). Ein dritter Platz belohnte damals sein Durchhaltevermögen.

Beim 34. Haspa-Marathon am Sonntagmorgen ist Bansemer wegen eines kürzlich diagnostizierten Bandscheibenvorfalls nicht dabei, aber drei der von ihm initiierten Elbstaffeln, die mit prominenter Besetzung für einen guten Zweck im Quartett an Elbe und Alster entlang durch die Stadt laufen. Unter den Staffelstabträgern sind der ehemalige HSV-Torwart Richard Golz und der Orthopäde Michael Finkenstein, dreimaliger Weltmeister im Orientierungslauf. „Die Hamburger Strecke ist eine der schönsten, die ich kenne“, sagt Bansemer. Bürgermeister Peter Tschentscher läutet den Marathon um 9.30 Uhr auf der Karolinenstraße an, der NDR überträgt bis 12.35 Uhr live.

Zahl der Finisher beim Marathon ist ein Indiz für Qualität

Dass möglichst viele Läufer ins Ziel kommen, ist auch das Bestreben Frank Thaleisers, dem Geschäftsführer der Hamburg Marathon Veranstaltungs GmbH. Die Zahl der sogenannten Finisher ist in der Szene ein Indiz für die Qualität des Rennens. Da spielen das Streckenprofil – in Hamburg angenehm flach, Straßenzustand ordentlich, nur zwei kleine Baustellen – bei der Bewertung eine Rolle. Die Temperaturen und der Wind sind oft ein Problem, die Verpflegungsmöglichkeiten gut bis hervorragend.

Aber auch die Größen der einzelnen Laufgruppen ist evident. Für Thaleiser und sein Team sind deshalb die Zeiten der schnellsten meist ostafrikanischen Marathonis nur ein interessantes, öffentlich mit hoher Aufmerksamkeit verfolgtes Beiwerk, am wichtigsten bleiben für die Veranstalter die Zufriedenheit der Jedermänner und -frauen. Sie bringen schließlich mit ihren Startgeldern, rund 1,5 Millionen Euro, etwa die Hälfte des Haspa-Marathon-Etats auf.

2018 war die Ausfallquote beim Haspa Marathon hoch

Im vergangenen Jahr musste Thaleiser prozentual die bisher höchste Ausfallsquote in seiner Amtszeit seit 2012 registrieren. 10.014 Finisher bei 14.000 Anmeldungen, 71,5 Prozent, waren ein negativer Rekord. Beim 30. Hamburger Marathon vor vier Jahren kamen 14.755 Läufer und Läuferinnen ins Ziel, allerdings hatten sich zu dem Jubiläumsrennen 19.500 angemeldet. Das entsprach dann einer Quote von 75,7 Prozent.

Tiefpunkt in der Geschichte des Laufes bildete das Jahr 2008, als nur 68,4 Prozent der Startwilligen am Marathonsonntag die Ziellinie am Fernsehturm überquerten. Der positive Rekord aus dem Jahr 1998 (89,1 Prozent) wird dagegen wohl so schnell nicht wieder gebrochen werden. Dafür hat sich das Läuferverhalten zu stark verändert.

Den Kultstatus hat der Marathon verloren

Der Marathon hat seinen damaligen Kultstatus verloren, die Zahl derjenigen, die sich regelmäßig der extremen Herausforderung dieser 42,195 Kilometer stellen, nimmt seitdem ab; und damit ebenfalls die Zahl derer, die sich kontinuierlich in Form halten für diese Art höchster körperlicher Beanspruchung. Wer sich einst für ein Rennen registrierte, trat meist auch zu ihm an. Heute gibt es viele Frühbucher, die anschließend in den nächsten Monaten nicht das umfängliche Trainingspensum durchhalten, das sie sich vorgenommen haben. Ein Start erscheint ihnen am Ende gesundheitlich zu riskant; was vernünftig ist.

In Hamburg kosten die ersten 1000 Startplätze 60 Euro, später bis zu 90 Euro. Im vergangenen Jahr kam ein langer Winter dazu, der die Vorbereitungen im Freien bei Minustemperaturen erschwerte. Das führte 2018 dazu, das fast 3000 Läufer nicht antraten und 1000 das Rennen abbrachen, so viele wie noch nie. Der diesmal milde Winter dürfte diese Zahlen am mit 13 bis 14 Grad Celsius wohltemperierten Sonntag erheblich reduzieren. „Wir rechnen damit, dass die Quote der Läufer, die das Rennen nicht beenden, sich wieder in den normalen Bereich von 200 bis 300 einpendelt“, sagt Thaleiser.

Wo man die Läufer am besten anfeuern kann

Nicht in mathematischen Daten messbar ist, welchen Einfluss die wieder erwarteten 500.000 Zuschauer auf die Finisherzahlen haben. Er lässt sich aber gar nicht hoch genug einschätzen. Die Streckenführung in Hamburg erlaubt es dabei, seine Favoriten bis zu siebenmal anzufeuern. Der mögliche Fahrplan: Nach dem Start an der Karolinenstraße mit der U-Bahn von Sternschanze oder Feldstraße aus zu den Landungsbrücken (Kilometer 12), von dort mit der S-Bahn zum Jungfernstieg (16,5), weiter zur Station Alte Wöhr (25), dann nach Ohlsdorf (31), zum Klosterstern (37,5), schließlich über Hauptbahnhof zurück zum Start-Ziel-Bereich an den Messehallen.

Wer zu einer Staffel hält, kann dagegen die Wechselpunkte abfahren: vom Start mit der U-Bahn (Messehallen) oder zu Fuß zum Jungfernstieg, dann nach Alsterdorf zum Überseering, von dort 1,5 Kilometer zu Fuß zur Hindenburgstraße. Die Zonen gelten auch als die stimmungsvollsten des Marathons – neben der U-Bahn-Station Ohlsdorf und vor allem dem Eppendorfer Baum. Wer es als Läufer erst einmal in diesen heißesten aller „Hot Spots“ geschafft hat, wird sich von der Euphorie ins Ziel tragen lassen.

St. Pauli wehrt sich gegen rechtsextreme Burschenschaft

Unterdessen gibt es Befürchtungen, dass die vom Verfassungsschutz unter Beobachtung gestellte „Hamburger Burschenschaft Germania“ den Marathon für Propaganda nutzen will. Wenn am Sonntag die Läufer am noblen Sitz des deutsch-national gesinnten Männervereins in der Sierichstraße vorbei laufen, sollen Plakate und Freibier für die rechtsextreme Sache werben und zum Verweilen einladen.

Am Stand im Vorgarten solle das Beisammensein beim Bier Läufer und vor allem Zuschauer für interessante politische Gespräche öffnen, heißt es in einem Bericht der „Burschenschaftlichen Blätter“. Dagegen macht jetzt die Marathon-Abteilung des FC St. Pauli mobil. „Der Marathon ist ein Sportereignis, das Menschen verbindet. Die Ideologie der Burschenschaft Germania steht diesem Gedanken diametral entgegen“, heißt es und weiter: „Kein Bier mit der Burschenschaft Germania!“ Der Lauf dürfe nicht für politische Propaganda instrumentalisiert werden.

Service-Telefon und die wichtigsten Sperrungen

Bei Fragen oder akuten Problemen im Verkehr können Sie sich an die eingerichteten Servicetelefone wenden. Polizei: Sonnabend 10 bis 18 Uhr und Sonntag 7.30 bis 16 Uhr: 040 428 65 65 65; HVV: 040 - 19 449

  • Rund um den Start-/Zielbereich des Marathons in der Karolinenstraße kommt es bereits seit Donnerstag zu erheblichen Beeinträchtigungen. So ist zum Beispiel die Karolinenstraße von Donnerstagabend bis Montagmorgen (25.4., 20.30 Uhr, bis 29.4., 6 Uhr) voll gesperrt.
  • In der Innenstadt werden bis zum frühen Sonntagnachmittag ebenfalls verschiedene Straßen gesperrt. Der Hauptbahnhof ist von den Sperrungen nicht betroffen.
  • Rund um die Alster sind verschiedene Straßen ab etwa 8 Uhr und bis in den Nachmittag hinein gesperrt.
  • Die Reeperbahn ist am Sonntagmorgen ab etwa 7.30 Uhr und voraussichtlich bis 11 Uhr für den Verkehr gesperrt.
  • In der Nähe des Flughafens kommt es am Sonntag ebenfalls zu Sperrungen. Der Hamburg Airport empfiehlt, den Flughafen aus Richtung Norden oder Osten anzufahren.

Die gesamte Marathonstrecke mit allen Sperrungen und genauen Uhrzeiten ist auf der Webseite des Hamburg Marathons hinterlegt. Verkehrsinformationen zu der Veranstaltung finden sich auf den Verkehrsseiten von hamburg.de.