Hamburg. Die Eishockeyspieler und ihr Trainer Jacek Plachta haben sportlich funktioniert. Wie es weiter geht, weiß niemand.
Jacek Plachta braucht lange, um eine Antwort zu formulieren. Schließlich sagt er: „Ein Trainer wird immer am Ergebnis gemessen. Aber das Ergebnis dieser Saison ist objektiv nicht zu bewerten, deshalb kann ich nicht einschätzen, ob wir etwas erreicht haben. Unser Saisonziel konnten wir nicht erreichen, und das ärgert mich.“
Plachta ist Cheftrainer der Eishockey-Oberligamänner der Crocodiles Hamburg. Er war im Sommer in die Stadt zurückgekehrt, in der er als Spieler von 2002 bis 2007 Publikumsliebling der Freezers gewesen war. Damals war Hamburg noch große Eishockeywelt, der Club spielte in der Eliteklasse DEL. Bei den Crocodiles wollte der 49-Jährige, der von 2014 bis 2017 die Auswahl seines Heimatlands Polen coachte, auf seiner ersten Cheftrainerstation in Deutschland sein Renomée verbessern. Die Play-off-Teilnahme war das erklärte Saisonziel, dann kam am 14. Dezember die Nachricht von der Insolvenz. Da ein Club, der einen Insolvenzantrag stellen muss, nicht an den Play-offs teilnehmen darf, war der Rest der Hauptrunde, die am Sonntag der kommenden Woche endet, sportlich wertlos.
Plachta indes tat, was er auch vorher getan hatte. „Für mich ist klar, dass ich bis zum letzten Tag volle Leistung bringe. Das erwarte ich auch von meinen Spielern“, sagt er. Und die Mannschaft lieferte, gewann nach Bekanntgabe der Schreckensnachricht neun der folgenden zwölf Partien und belegt, obwohl mehrere Leistungsträger wechselten, vor dem Gastspiel in Braunlage an diesem Freitag (20 Uhr) Rang acht, der zur Teilnahme an den Pre-Play-offs berechtigen würde.
Plachta soll zu negativ sein
Intern wird Plachta allerdings vorgeworfen, zu negativ zu sein. Einzelgespräche fänden nie statt, ein Verhältnis zwischen Team und Trainer sei quasi nicht existent. Fachlich sei der ehemalige Torjäger unangreifbar, zwischenmenschlich jedoch kaum tragbar. Plachta will das so nicht stehenlassen. „Ich bin kein Kumpeltyp, ich fordere viel von meinen Jungs. Aber ich denke, dass wir ein ganz normales Verhältnis haben. Tatsächlich gibt es immer etwas, das man verbessern kann, und das spreche ich offen und ehrlich an“, sagt er.
Mit dieser Art war er zu Saisonbeginn allerdings auch mehrfach mit Geschäftsführer Christian Schuldt aneinandergeraten, weil er die fehlende Kadertiefe kritisierte. Am Ende stand ein Verbot Schuldts für den Coach, sich öffentlich über die zu dünne Spielerdecke auszulassen. Trotz dieser Differenzen würde Schuldt den auslaufenden Vertrag grundsätzlich verlängern wollen: „Jacek hat gute Arbeit geleistet. Es gab schon ein Gespräch über die Zukunft, wir konnten aber noch nichts Konkretes anbieten. Wenn das Insolvenzverfahren abgeschlossen ist, können wir uns gut vorstellen, mit ihm weiterzuarbeiten.“
Gläubigerversammlung am 2. April
Am 2. April findet die Gläubigerversammlung statt, die dem Rettungsplan zustimmen muss. Erst wenn das Verfahren abgeschlossen ist, kann eine Planung für die Saison 2019/20 aufgenommen werden. Das ist viel zu spät, um noch einen Kader zusammenzustellen, dessen Stärke deckungsgleich mit den Ambitionen des Cheftrainers ist.
Bis zum 15. Mai müssen die Lizenzierungsunterlagen beim Deutschen Eishockey-Bund vorgelegt werden. Doch ob der intern umstrittene Schuldt dann noch Geschäftsführer ist, was aus Schubert wird und wie hoch der Spieleretat ist? Alles unklar. „Es fehlt hier an einer verlässlichen Struktur“, sagt Plachta. Aber: „Wenn es ein konkretes Angebot gibt, werde ich es mir anhören. Aber klar ist, dass wir alle so schnell wie möglich Klarheit brauchen.“