Hamburg. Auch fünf Topkämpfer verlassen den deutschen Mannschaftsmeister, der nun neue Partner sucht und verstärkt auf lokale Talente setzt.

Das Motto für die kommenden Wochen hat Rainer Ganschow intern bereits ausgegeben. „Judo hat naturgemäß mit Kämpfen zu tun, und genau das werden wir jetzt tun“, sagt der Präsident des Hamburger Judo-Teams (HJT). Zwar startet der deutsche Mannschaftsmeister erst am 16. März mit einem Heimduell gegen Potsdam in die Bundesligasaison 2019. Der Kampf um die Zukunft allerdings hat längst begonnen, denn das HJT steht nicht einmal zwei Monate vor Saisonstart ohne Sponsoren da.

In den vergangenen Jahren, in denen die Hamburger dreimal in Folge den deutschen Meistertitel holten, hatte mit dem Multimillionär Peter Wittmann ein Gönner die zahlreichen deutschen und internationalen Kämpfer finanziert. Teils war dies privat geschehen, teils über Kontakte zu namhaften Unternehmen wie dem Uhrenhersteller Tag Heuer. Vor der Heim-Endrunde um die deutsche Meisterschaft Anfang November des vergangenen Jahres war es allerdings zum Zerwürfnis mit der HJT-Führung gekommen.

Deutlicher Umbruch

„Es wurde versucht, massiv Einfluss auf Aufstellung und künftige Ausrichtung zu nehmen“, sagt Ganschow. Zugesagte Zahlungen seien nach dem Streit zurückgezogen worden, die der HJT-Präsident persönlich auffing. Nachdem es auch im Nachgang der Endrunde nicht gelang, die Konflikte beizulegen, erfolgte die Trennung von Wittmann, die auch den Rückzug der Hauptsponsoren Tag Heuer, Christ und Gate Training zur Folge hatte. „Wir lassen uns nicht erpressen und sind nicht käuflich“, sagt Ganschow zu der Entscheidung. „Wir werden Judo in Hamburg jetzt wieder so machen, wie wir es für richtig halten.“

Das bedeutet zunächst jedoch einen deutlichen Umbruch im Team. Zwar sei sicher, dass das HJT auf jeden Fall in der Bundesliga antritt. Den hohen fünfstelligen Etat, der zum Kampf um den Meistertitel befähigt, kann der eingetragene Verein allerdings nicht stemmen. „Im Moment müssen wir erst einmal neue Partner finden, die uns dabei helfen, die Minimalsumme von 20.000 Euro aufzubringen“, sagt der bisherige Sportdirektor Sascha Costa. Kinderarzt Ganschow will nun Sportsenator Andy Grote um Hilfe bitten und sein berufliches Netzwerk nutzen, um neue Sponsoren zu akquirieren. „Mit den sportlichen Erfolgen und dem Bau unseres neuen Leistungszentrums in Dulsberg sollten wir für potenzielle Partner durchaus inter­essant sein“, hofft Costa.

Talente fördern

Klar ist, dass sich mit Igor Wandtke (28/Klasse bis 73 kg), Dimitri Peters (31/bis 100 kg) und André Breitbarth (28/über 100 kg) drei Topkämpfer, die bislang schon am Stützpunkt Hannover trainierten, dem Aufsteiger JT Hannover anschließen. Deutschlands aktuell erfolgreichster Judoka Alexander Wieczerzak, Weltmeister 2017 und WM-Dritter 2018 im 81-kg-Limit, wird Hamburg ebenfalls verlassen. Der 27-Jährige, der von Wittmann privat gesponsert wird, wird mit Süd-Bundesligist KSV Esslingen in Verbindung gebracht, wo sich Wittmann künftig engagieren möchte. Zudem lehnte auch Dino Pfeiffer (30/bis 100 kg) ein Angebot der Hamburger ab.

„Wir werden trotzdem ein gutes Teamhaben und auf die bauen, die mit dem Herzen bei uns sind“, sagt Cheftrainer Slavko Tekic (48), der bleiben will. Künftig soll noch stärker auf Hamburger Talente wie Schwergewichtler Losseni Koné (17) gesetzt werden, aber auch Topathleten wie Dominic Ressel (25/bis 81 kg) oder Moritz Plafky (22/bis 60 kg) haben ihren Verbleib zugesagt. Max Münsterberg (26/bis 81 kg) rückt zusätzlich ins Teammanagement und ersetzt den scheidenden Robert Zimmermann, Patrick Strutz (26/bis 60 kg) übernimmt von Costa, der Berater bleibt, das Amt als Sportdirektor.