Mülheim/Ruhr . Hockeyherren des Clubs an der Alster werden in Mülheim Hallenmeister. Alsters Damen verlieren Finale.

Als noch acht Sekunden auf der Uhr standen, warf Alessio Ress seinen Schläger von sich und jubelte mit ausgestreckten Armen. 6:4 führten die Hockeyherren des Clubs an der Alster im Finale um die deutsche Hallenmeisterschaft in Mülheim an der Ruhr gegen den TSV Mannheim, es konnte nichts mehr anbrennen mit dem dritten Hallentitel nach 2004 und 2011. Und so durfte der Mann, der später zum wertvollsten Spieler der Endrunde gekrönt wurde, schon vor der Schlusssirene seinen Emotionen freien Lauf lassen.

„Wir haben seit dem Double 2011 nach einem Titel gelechzt, deshalb ist es ein ganz besonderer Sieg für uns alle“, sagte der 32-Jährige, der auch persönlich einen triftigen Grund hatte, den Triumph als herausragend zu bewerten. Immerhin war es für den Spiellenker die letzte Hallenpartie seiner Karriere, die er im Sommer zu beenden gedenkt. „Natürlich ist das für mich besonders emotional. Aber um den Einzelnen geht es bei uns nicht“, sagte er, und das konnte verstehen, wer die Auswahl von Cheftrainer Jo Mahn durch diese Hallenserie begleitet hat.

Dem 55-Jährigen, der von 1997 an 20 Jahre für Alsters Herren zuständig war und nach drei Jahren Pause zur Hallensaison wieder übernommen hatte, ist es gelungen, aus einer Ansammlung von individuellen Topspielern eine Einheit zu formen, in der sich jeder für den anderen aufopfert.

Die Gründe für den Hockey-Erfolg

Das Verdienst daran gab Mahn, der auch in der Rückrunde der Feldsaison Cheftrainer bleiben wird, allerdings sofort weiter an sein Funktionsteam, allen voran den zur Halle eingebundenen Teamcoach Matthias Zillmer. „Er hat uns gezeigt, wie eine Mannschaft funktioniert. Das war ein ganz wichtiger Schritt“, sagte Mahn.

Der zweite Grund für den Erfolg ist, dass Alster eindrucksvoll die Weisheit zementierte, dass die Defensive Meisterschaften gewinnt. 55 Gegentore in zehn Spielen waren der Topwert in der starken Nordliga; im Finale konnte Südmeister Mannheim, der im Halbfinale den Uhlenhorster HC im Penaltyschießen 8:7 besiegt hatte, nur zwei seiner sieben Strafecken verwerten. „Mehr Leidenschaft kannst du in die Defensive nicht reinlegen“, sagte Mahn, der Torhüter Mark Appel (24) hervorhob: „Er hat unfassbar gehalten.“

Der Nationalkeeper, der auch beim 4:3-Halbfinalsieg über den Münchner SC am Sonnabend einer der Sieggaranten war, wollte sich selbst keinen allzu hohen Verdienst zuschreiben. „Es sind Kleinigkeiten, die so eine Meisterschaft entscheiden, die haben wir als Mannschaft besser gemacht“, sagte Appel. Das Motto der Saison, verriet Alessio Ress, habe gelautet: Mach dein Bett. „Das bedeutet, dass jeder zuerst darauf achten muss, seine Aufgaben zu erledigen. Das haben wir durchgezogen, deshalb haben wir diesen Titel verdient.“

Ein Hallentitel ist noch möglich

Als Mannschaftskapitän Friedrich Gröpper (24) den blauen Meisterwimpel in Empfang nahm, konnten auch Alsters Damen wieder lachen. Wenige Stunden zuvor hatten sie noch die Regel verflucht, dass bei unentschiedenem Ausgang eines Finales ein Penaltyschießen zur Kür des Champions ausgetragen wird. Tatsächlich hatte es nach einem Endspiel, das keinen Verlierer verdient hatte, gegen Westmeister Düsseldorfer HC 5:5 gestanden.

Im Shoot-out war dann lediglich Nationalspielerin Anne Schröder nervenstark genug, während Toptorjägerin Hanna Valentin und Kapitänin Viktoria Huse vergaben. Weil der DHC zweimal traf, ging die Neuauflage des Endspiels von 2018 diesmal umgekehrt aus.

Dennoch hatten beide Teams eindrucksvoll unterstrichen, warum sie in der Hauptrunde in ihren Ligen ohne Punktverlust geblieben waren. „Besser geht es im Damenhockey in Deutschland aktuell nicht. Es ist sehr schade, dass nach so einem Spiel nicht zwei Titel vergeben werden können“, sagte Alsters Cheftrainer Jens George. Anne Schröder, die auch beim 5:3 im Penaltyschießen im Halbfinale gegen den TSV Mannheim getroffen hatte, sagte: „Der DHC hat sich das Glück erkämpft und hat den Titel genauso verdient, wie wir ihn verdient gehabt hätten.“

Ein Hallentitel ist in dieser Saison dennoch möglich, vom 15. bis 17. Februar sind Alsters Damen Ausrichter des Europapokals der Landesmeister. „Mit ein wenig Abstand werden wir das mit voller Motivation angehen“, sagte Schröder. Zunächst jedoch stand im Clubhaus an der Hallerstraße eine rauschende Meisterparty mit den Herren an. Dass die Anlage am Rothenbaum im Sommer umfassend renoviert wird, könnte sich nach der vergangenen Nacht doppelt lohnen.