Hamburg. Hamburgs Jugendolympiasieger von 2014 hat Ex-Klitschko-Manager Bernd Bönte für sein Team gewonnen und sucht nun einen Promoter.
Für einen, der Weltmeister im Schwergewicht werden will, legte Peter Kadiru am Dienstagmittag ein überraschendes Geständnis ab. „Als ich vor zehn Jahren mit dem Boxen anfing, mochte ich es überhaupt nicht“, sagte der 21-Jährige, als er im Block Bräu an den Landungsbrücken offiziell seinen Wechsel vom olympischen Boxen ins Profilager bekannt gab. Sein vier Jahre älterer Bruder Kevin habe ihn zu dem Sport überredet. Kevin, der im Publikum saß, grinste breit, und man musste sich in diesem Moment vorstellen, wie er den Jüngeren damals vermöbelte, bis dieser sich gezwungen sah, mit hartem Training gegenzusteuern.
Weil neben dem in Hamburg geborenen Sohn ghanaischer Eltern Bernd Bönte auf dem Podium saß, der als Manager die Karrieren der Klitschko-Brüder Vitali und Wladimir modelliert hatte, war ein Vergleich unausweichlich. Auch Wladimir, der fünf Jahre jüngere, hatte das Boxen nur auf Drängen Vitalis begonnen, auch er fand anfangs wenig Gefallen daran. Dennoch bemühte sich Kadirus neues Team, in dem sich Bönte mit den Cousins Christian (Trainer) und Raiko Morales (Mediendirektor) zur „B&M Sport Management GmbH“ zusammengeschlossen hat, nicht allzu gewagte Parallelen zu ziehen, zumal Kevin seine Boxkarriere beendet hat und ergo eine neue Familiensaga in der Königsklasse des Berufsboxens nicht ansteht. „Wir wissen, dass es ein steiniger Weg an die Spitze ist“, sagte Bönte, „aber ich traue Peter zu, dass er es schaffen kann. Ich habe selten jemanden gesehen, der in dem Alter so stark im Ring agiert, der aber gleichzeitig auch außerhalb des Rings das Potenzial hat, Menschen für sich einzunehmen.“
Kadiru hat Angebot von Wladimir Klitschko abgelehnt
Vor zwei Jahren hatte Kadiru, Jugendolympiasieger von 2014, ein Angebot von Wladimir Klitschko abgelehnt, bei dessen Promotionagentur KMG einen Vertrag zu unterschreiben. „Damals fühlte ich mich noch nicht reif dafür. Jetzt ist die Zeit gekommen, den Weg als Profiboxer zu gehen“, sagte der 194 Zentimeter große Athlet. Die Alternative wäre gewesen, den Vertrag als Sportsoldat bei der Bundeswehr um zwei weitere Jahre zu verlängern und den Zyklus bis zu den Olympischen Sommerspielen 2020 in Japans Hauptstadt Tokio zu vollenden. „So lange wollte ich mich aber nicht binden“, sagte Kadiru, „deshalb bin ich froh, dass ich einen Mann wie Bernd Bönte als meinen Manager gewinnen konnte.“
Bönte will in den kommenden Monaten Gespräche mit Promotern und potenziellen Medienpartnern führen. Selbst als Promoter zu agieren ist aktuell ebenso nicht geplant wie die Verpflichtung weiterer Boxer. „Wir konzentrieren uns zunächst voll auf Peter. Es gibt diverse Angebote, aus Deutschland wie aus dem Ausland. Wenn die beste Option in Übersee ist, scheut Peter auch davor nicht zurück“, sagte er. Im Frühjahr 2019 soll Kadiru, dessen Frau Michelle (20) Ende des Monats das erste gemeinsame Kind erwartet, seinen ersten Profikampf bestreiten.
Der nationale Verband ist entzürnt
Nach der Öffnung Olympischer Spiele für Profis in Rio 2016 wäre ein Start in Tokio für das Team Kadiru weiterhin eine Option. Davon allerdings will Jürgen Kyas, Präsident des Deutschen Boxsport-Verbands, der den Olympiakader verantwortet, nichts wissen. „Man hat uns erst in die Wechselpläne eingeweiht, als alles schon beschlossen war. Wir fühlen uns vorgeführt und haben kein Interesse mehr an einer Zusammenarbeit mit Peter Kadiru“, sagte Kyas dem Abendblatt.
Während der nationale Verband also zürnt, gratulierte Dettmer Gerdes, Abteilungsleiter von Kadirus Heimatverein SV Polizei, zum Wechsel und erklärte den aktuellen deutschen Meister zum Ehrenmitglied. Und auch beim Zweitligateam der Hamburg Giants, dessen Kapitän Kadiru war, drückt man die Daumen. Beim Heimauftakt an diesem Sonnabend (19 Uhr, Braamkamp) gegen das Boxteam Hessen werden Kadiru, den Edison Zani und Ammar Abduljabbar als Kapitän ersetzen, und Bönte am Ring sitzen.