Hamburg. Eishockeystürmer der Crocodiles Hamburg bietet mit seiner Agentur Komplettbetreuung für junge Profis.
Nachts auf der Rückreise im Bus, wenn seine Teamkollegen sich von ihrem Auswärtsspiel zu erholen versuchen, geht für Daniel Lupzig meist die Arbeit erst los. Dann versucht er am Telefon, seine Klienten zu beruhigen oder sich bei Trainern und Sportchefs einen Überblick zu verschaffen. Oder er nutzt die Zeit, um sich Videos seiner Jungs anzuschauen. Schließlich will er genau wissen, was gut läuft oder wo der Schlittschuh drückt.
Daniel Lupzig spielt seit dieser Saison bei den Eishockey-Oberligamännern der Crocodiles Hamburg im Angriff, zum nächsten Mal an diesem Mittwoch (18 Uhr, Eisland Farmsen) gegen die Moskitos Essen.
Pläne nach dem Karriereende
Deutlich interessanter jedoch ist, dass sich der 29-Jährige bereits jetzt einen Weg ebnet, um nach dem Karriereende in seinem Sport bleiben zu können. Als einziger Aktiver im deutschen Eishockey ist Lupzig als Spielerberater tätig. 13 Sportler betreut er aktuell, darunter sind neben einem slowakischen Nationalspieler, zwei Franzosen und drei Norwegern vor allem Spieler aus der Oberliga. Das führt zu der kuriosen Situation, dass Lupzig mit den Crocodiles auch auf Spieler trifft, die er selber berät.
Den Impuls für den ungewöhnlich frühen Perspektivwechsel gab die Unzufriedenheit, die der gebürtige Niederbayer in der Zusammenarbeit mit seinen früheren Beratern spürte. „Ich hatte einige Berater im Lauf meiner Karriere. Meist habe ich, nachdem ich zu einem Club vermittelt worden war, nie wieder von denen gehört und mich gefragt, wofür ich Monat für Monat bezahle“, sagt er.
Gemeinsam mit Lemar Sadozai, einem befreundeten Juristen, gründete er deshalb am 3. November vergangenen Jahres die Agentur L&P Sportsmanagement mit Sitz am Winterhuder Weg. Die Idee: Während sich sein Geschäftspartner um alle rechtlichen Fragen kümmert, bietet Lupzig, der aktuell seine Masterarbeit in Psychologie schreibt, seinen Klienten umfassende mentale Beratung, die vor allem auch Probleme im zwischenmenschlichen Bereich abdeckt.
Er setzt auf seine Erfahrung
„Gerade junge Spieler machen sich über Kleinigkeiten große Gedanken. Sie brauchen nicht nur Beratung beim Abschluss von Verträgen, sondern auch im Umgang mit Teamkollegen oder Clubverantwortlichen. Das versuche ich anzubieten“, sagt er. Um im deutschen Eishockey Spielerberater zu sein, braucht es keine Lizenz, die Bezeichnung ist nicht geschützt. Lupzig setzt neben seinem Studienwissen vor allem auf seine eigene Erfahrung in mittlerweile sieben verschiedenen Vereinen. „Ich bin schon früher oft von jüngeren Mitspielern um Hilfe gebeten worden. Da lag es nahe, das professionell auszuprobieren“, sagt er.
Die zeitliche Beanspruchung ist indes immens. Da Vor-Ort-Besuche während der Saison kaum möglich sind, ist Lupzig dauerhaft per WhatsApp oder telefonisch mit seinen Klienten in Kontakt. Dazu kommt, dass er seit dem Wechsel im Sommer vom EHC Timmendorfer Strand nach Hamburg in Vollzeit als Marketingpsychologe beim Fitnessentwickler Les Mills arbeitet. „Privatleben habe ich momentan kaum“, sagt er, „aber mir macht es viel Freude, diese Erfahrungen zu sammeln. Nach dem Abitur habe ich drei Jahre nur Eishockey gespielt, aber das war mir viel zu wenig.“
Keinen eigenen Berater
Einen eigenen Berater hat Lupzig, dessen Vertrag bei den Crocodiles bis 2020 datiert ist, seit drei Jahren nicht mehr. Und bislang hat er auch noch nie einen Mannschaftskollegen als Klienten gehabt. Was aber, wenn sein Cheftrainer Jacek Plachta ihn im Winter darum bittet, eine Verstärkung nach Farmsen zu lotsen? „Dann würde ich das selbstverständlich tun. Eine bessere Betreuungssituation kann es doch nicht geben“, sagt er. Ein Spieler, der einen Mitspieler für Tipps bezahlt? Klingt mehr als kurios. Aber Daniel Lupzig ist bislang gut damit gefahren, ganz neu zu denken.