Hamburg. Ulrich Klaus erzählt im Interview, wie der Deutsche Tennis-Bund das traditionsreiche Hamburger Turnier künftig verändern will.

Hamburg ist in diesen Wochen die zweite Heimat von Ulrich Klaus. Am Sonnabend ehrte der 68-Jährige, der seit November 2014 den Deutschen Tennis-Bund (DTB) als Präsident anführt, im Leistungszentrum des Hamburger Verbands den Sieger des ITF-Futureturniers. Die meiste Zeit in Hamburg verbringt der gebürtige Aalener jedoch damit, die Zukunft des Herrenturniers am Rothenbaum zu verbessern.

Vor zwei Wochen hatten sich alle beteiligten Parteien zu einer umfassenden Instandsetzung der Anlage bekannt. Im Gespräch mit dem Abendblatt erklärt Klaus, welche Pläne der DTB verfolgt.

Herr Klaus, das Treffen aller Beteiligten vor zwei Wochen wurde in den Medien als historisch bezeichnet, weil nach jahrelangem Stillstand der Durchbruch gelang. Wie war das möglich?

Ulrich Klaus, Präsident des Deutschen Tennis-Bundes (DTB)
Ulrich Klaus, Präsident des Deutschen Tennis-Bundes (DTB) © Witters | Tim Groothuis

Ulrich Klaus: Ich halte diese Bezeichnung tatsächlich für zutreffend, denn auch ich bin vom Umfang der Ergebnisse überrascht worden. Seit meinem Amtsantritt vor vier Jahren haben wir viele Gespräche geführt, aber nun ist es erstmals gelungen, alle Beteiligten an einen Tisch zu holen und die Dringlichkeit des Handelns deutlich zu machen. Allen war klar, was passieren muss, um den Standort zu erhalten. Dass wir jedoch sofort übereinkommen würden, war nicht garantiert. Umso mehr freuen wir uns darüber.

Was war für Sie der entscheidende Schritt, der das ermöglicht hat?

Klaus: Das sind zwei Dinge. Zum einen das Engagement von Alexander Otto mit seiner Firma ECE. Ohne ihn wäre ein solch umfassender Umbau der Anlage nicht möglich. Weder die Stadt, der DTB, der Club an der Alster als Eigentümer des Stadions noch der neue Turnierausrichter Peter-Michael Reichel wären dazu in der Lage gewesen. Insofern kann man Herrn Otto nicht dankbar genug sein. Zum anderen hat aber auch die Beachvolleyball-WM, die im Sommer 2019 am Rothenbaum ausgetragen wird, eine wichtige Rolle gespielt. Die Stadt hat dadurch erkannt, was für eine Perle sie mit dem Stadion in der Innenstadt hat, dass sie diese aber auch pflegen muss. Der Stadt gebührt großer Dank, dass sie sich in hohem Maße engagiert. Senator Andy Grote hat die Verhandlungen zur Chefsache gemacht, nie locker gelassen und sie sehr gut durchgeführt.

Der DTB hatte zuletzt in Person Ihres Vizepräsidenten Dirk Hordorff eher Druck ausgeübt und mit einem Fortzug des Turniers gedroht. Warum haben Sie diese Blockadehaltung aufgegeben?

Klaus: Ich muss Sie korrigieren. Herr Hordorff hat nicht blockiert oder gedroht, sondern nur die Möglichkeiten ausgelotet, die dem DTB bleiben, sollte es am Rothenbaum nicht weitergehen. Nun haben wir gesehen, dass sich alle Parteien engagieren und eine langfristige Lösung schaffen wollen. Das war der Punkt, an dem wir uns eindeutig zum Standort Hamburg bekennen konnten.

Ihr propagiertes Ziel war es immer, Hamburg als Sitz des Verbandes und Standort des wichtigsten deutschen Turniers zu halten. Wie ernst waren denn die Alternativen, die es gab?

Klaus: Es gab ernsthafte Überlegungen, das Turnier zu verlegen. Aber ernsthafte Alternativen gab es keine, eher Sondierungsgespräche. Die Familie Reichel hat immer klar gesagt, dass sie in Hamburg bleiben möchte, und auch der DTB hatte stets dieses Ziel.

Dafür, heißt es, investiert der Verband nun auch eine namhafte Summe in die Umbaumaßnahmen. Kann sich der DTB das leisten?

Klaus: Eine Summe im sechsstelligen Bereich ist nie leicht zu bewerkstelligen, aber mit Blick auf die Gesamtinvestitionen ist unser Beitrag verhältnismäßig überschaubar. Den entscheidenden Teil trägt auch Herr Otto mit seiner Firma.

Bis zur Beach-WM soll das fahrbare Dach über dem Centre-Court erneuert und das Stadion grundsaniert sein. Ist das zu schaffen?

Klaus: Wir hoffen das, auch wenn der Zeitplan ambitioniert ist. Am vergangenen Dienstag gab es mit allen Beteiligten eine Begehung des Geländes. Nun folgt eine Priorisierung der Aufgaben, danach die Kostenermittlung. Aber dass so schnell nach dem Durchbruch gehandelt wird, macht mir Mut.

Der DTB möchte sich in Zukunft wieder mehr am Rothenbaum engagieren, auch deshalb haben Sie die Lizenz an Reichel gegeben, anstatt die Zusammenarbeit mit Michael Stich, mit dem es oft Streit gab, zu verlängern. Was planen Sie als Verband in Hamburg?

Klaus: Unsere erklärte Absicht bei der Neuvergabe der Lizenz war, dass es eine gemeinsame Ausrichtung gibt. Der DTB will wieder präsenter sein. Wir haben Zugriff auf die Vergabe der Wildcards, um unsere jungen Spieler zu pushen. Wir wollen, dass Hamburg wieder ein DTB-Turnier wird.

Herr Reichel möchte schon 2019 ein Damenturnier dazuholen und beides parallel am Rothenbaum veranstalten. Stützen Sie diese Pläne?

Klaus: Uns liegt sehr viel daran, dass der Rothenbaum eine attraktive Veranstaltung wird. Ein Damenturnier würde dabei sicherlich helfen. Ob das schon 2019 passieren wird, halte ich für schwierig, schließlich müssen da auch die Herren- und Damentennisorganisationen ATP und WTA ihr Einverständnis geben. Aber mittelfristig ist es auch der Wunsch des Verbands, ein kombiniertes Damen- und Herrenturnier in Hamburg zu veranstalten.

Der Termin in den Sommerferien, auf Sand zwischen Rasen- und Hartplatzsaison bleibt ungünstig. Gibt es eine Chance, dass dieser sich ändert?

Klaus: Dirk Hordorff ist mit der ATP darüber intensiv in Gesprächen, Herr Reichel ebenfalls. Aber im Moment steht dieser Termin fest.

Das Teilnehmerfeld steht seit Jahren in der Diskussion, weil viele Topspieler in der Phase pausieren. Können Sie Herrn Reichel auch darin unterstützen, dass Sie als Verband den deutschen Topspieler Alexander Zverev bitten, nach zwei Jahren Abstinenz wieder in seiner Heimatstadt aufzuschlagen?

Klaus: Wir werden Herrn Reichel jede Unterstützung zukommen lassen, die möglich ist. Aber Zugriff auf die Topspieler haben auch wir nicht.

Können Sie verstehen, dass Michael Stich darüber verärgert ist, dass nun plötzlich Dinge möglich sind, die in den zehn Jahren seiner Amtszeit als Turnierdirektor nicht möglich waren?

Klaus: Ich kann das nachfühlen, keine Frage. Aber wir haben vor vier Jahren angefangen, mit der Stadt zu sprechen. Ich hätte mir den Durchbruch auch früher gewünscht, aber manche Dinge brauchen ihre Zeit. Nichtsdestrotrotz sind wir Michael Stich sehr dankbar dafür, dass er das Turnier in einer schweren Zeit übernommen und zu einer tollen Veranstaltung gemacht hat. Damit hat er dem Tennis sehr geholfen.

Nun arbeiten Sie in den kommenden fünf Jahren mit Herrn Reichel an der Fortentwicklung. Wo soll Ihrer Vorstellung nach das Turnier am Rothenbaum im Jahr 2023 stehen?

Klaus: Mein Wunsch ist, dass in fünf Jahren Hamburg als kombiniertes Turnier wieder weit über Deutschland hinaus Beachtung findet. Der Rothenbaum muss wieder strahlen.